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Politik & Wirtschaft •
Velowegpläne in Schweizer Städten

Wo bleibt die Autovorzugsroute?

Die Stadt Zürich investiert 120 Millionen Franken in Vorzugsrouten fürs Velo. Auf 130 Kilometern sollen die Zweiräder sicher und einfach durch die Stadt kommen. Das hört sich gut an. Aber die Velofahrenden müssen sie auch nutzen und die Autofahrenden dürfen nicht benachteiligt werden.

Wieso bauen wir nochmals mit meinen Strassenverkehrssteuern Velowege, wenn die Zweiräder doch wieder daneben auf der Hauptstrasse fahren? Diese Frage habe ich mir auf Landstrassen schon oft gestellt, wenn ich wieder eine Radlerin oder einen Radler überholen musste. Natürlich laufe ich immer dann auf ein Velo auf, wenn ich wegen Gegenverkehr nicht gleich überholen kann. Das nervt und gleichzeitig frage ich mich, wieso tun sich Velofahrende das an. Auf dem Radweg ist es doch sicherer, weil nicht ständig Autos an ihnen vorbeischiessen.

In der Stadt war das bisher kaum relevant, da es normal ist, die Strasse mit Passanten, Velos, Bussen und Trams zu teilen. Doch in Zürich hat sich das geändert, wenn ich auf der Badener- oder Hohlstrasse unterwegs bin. Auf der parallel dazu verlaufenden Basler-, Bulliger- und Stauffacherstrasse hat Anfang März die erste Velovorzugsroute eröffnet. Damit haben Velos Vortritt und mit Einbahnstrassen wurde die Achse für Autos quasi unbefahrbar.

Katastrophale Umsetzung

Ja, das führte zu mehr Stau auf meinem Arbeitsweg, aber ich störe mich deshalb nicht an der Velovorzugsroute. Die Idee ist grundsätzlich gut, weil sie die Sicherheit für Zweiradlenkende und Autofahrende erhöht. Nur ist die Umsetzung katastrophal. Die Velos müssen die Strasse nicht nur weiterhin mit den Autos, sondern auch mit den Stadtbussen teilen. Ich verstehe, dass die Initianten unzufrieden sind. Für die mit der Initiative bewilligten 120 Millionen Franken hätte man baulich getrennte Velowege wie in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen oder den Niederlanden realisieren können. Aber auch die Zürcher Lösung kann funktionieren, wenn der Velo- und Autoverkehr getrennt wird.

Ich glaube nicht ganz, dass ich das jetzt sage, aber ja, dann fahren keine Autos mehr auf der Velovorzugsroute. Im Gegenzug sollten aber auch keine Zweiräder mehr auf den parallel verlaufenden Strassen fahren! Dann muss ich beispielsweise auf der Hohlstrasse nicht dreimal den gleichen Radfahrenden überholen, weil er bei jeder Ampel wieder an allen Autos vorbeifährt, die ihn schon einmal überholt haben. Wieso reiht ihr euch nicht in der Kolonne ein, liebe Velofahrende? Zu eurer eigenen Sicherheit, Notabene! Jeder Überholvorgang ist ein Unfallrisiko, das ihr so direkt minimieren könnt. Es ist leider eine Tatsache, dass Autofahrende beim ersten Mal vorsichtiger überholen als, wenn sie das zweite oder dritte Mal am selben Velo vorbeimüssen.

Der Auto-Verbannung ist gescheitert

Aber zurück zu den Vorzugsrouten und meiner Bitte an die Verkehrsplaner in diesem Zusammenhang: Beginnt endlich allumfassend zu planen. Das heisst für mich, an die Interessen aller Verkehrsmittel zu denken und flankierende Massnahmen auch für einen fliessenden Autoverkehr zu berücksichtigen. Wenn es also Busspuren, Begegnungszonen und Velovorzugsrouten gibt, sollte es ebenfalls Autovorzugsrouten geben, um die Autos möglichst schnell und fliessend durch die Stadt zu lotsen – das schont auch die Umwelt. Die langjährigen Versuche, das Auto aus der Stadt zu verbannen, sind gescheitert! Die Autofahrenden kommen trotz Stau, Parkplatzsuche, Tempo-30-Zonen und Velovorzugsrouten in die Städte. Lasst uns also ein Miteinander finden, statt uns immer gegeneinander auszuspielen. Wenn alle profitieren, finde ich auch meinen Strassenverkehrssteuern sinnvoll eingesetzt.

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