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Der Mann mit Hut stört mich nicht!
Es gibt weniger Chefinnen als Chefs in der Schweiz und ja, Frauen sind hierzulande immer noch schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen. Das ist nicht gut, Gleichheit ist wichtig, sie ist die Basis für eine faire Gesellschaft. Auf dem Weg dahin driftet der Genderdiskurs aber regelmässig in den Genderwahn ab. Aktuell ist es diese Forderung: genderneutrale Verkehrsschilder.
Plötzlich stört der Mann mit Hut. Dargestellt in einem roten Kreis oder auf blauem Hintergrund zeigt er mir seit Jahren, ob ich hier zu Fuss unterwegs sein darf oder eben nicht. Eigentlich fast traurig, so oft hab ich ihn schon angeschaut, aber bis jetzt nicht wirklich bemerkt, dass er überhaupt ein Mann ist. Viel mehr habe ich mich auf die Botschaft der Verkehrstafel konzentiert. Rot für: Achtung Gefahr. Und Blau für: Du darfst gehen.
Das sieht die Grünen-Nationalrätin Manuela Weichelt aus dem Kanton Zug etwas anders. Der Mann mit Hut sticht ihr derart ins Auge, sie kann gar nicht mehr wegschauen. So ärgert sie sich aktuell darüber, dass die Gleichheit- und Genderdiskussion in der Schweiz noch nicht bei den Signalisationstafeln im Strassenverkehr angekommen ist. Zu dominierend seien die Schilder mit männlichen Figuren, schlicht eine Situation, die sich dringend ändern müsse.
Deshalb will sie von Verkehrsminister Albert Rösti (SVP) in der nationalrätlichen Fragestunde nächsten Montag wissen, ob er bereit ist, die alten Stereotypen durch neue Bilder zu ersetzen. Sollte Rösti in der Sache nicht aktiv werden, könnte es dazu im Nationalrat Vorstösse geben, deutet Weichelt in der Presse an.

Überaktivismus führt zur Abwehrhaltung
Als Frau war und bin ich von Ungleichheit betroffen. Tatsächlich habe auch ich schon weniger verdient als männliche Kollegen auf gleicher Stufe oder kam für eine Beförderung nicht in Frage, einfach weil ich nicht zur Männerseilschaft gehörte. Der Genderdiskurs in der Schweiz ist wichtig und richtig. Völlig einverstanden. Doch ganz ehrlich, liebe Kolleginnen, wegen des Mannes mit Hut fühl ich mich nicht diskriminiert. Er stört mich schlicht nicht.
Ob eine neutrale oder weibliche Figur auf einer Signalisationstafel abgebildet ist, ändert doch nichts. Vielmehr sehe ich hier eine Gefahr im Überaktivismus, der eine Abwehrhaltung auslösen kann und der Sache damit mehr schadet als nützt. Eine Signalisationstafel sollte nicht als Arena für den politischen Schlagabtausch zweckverfremdet werden, sondern in erster Linie für die Sicherheit der Verkehrsteilnehmenden da sein.
Kommt noch dazu: Das Umrüsten aller männlich dominierten Verkehrstafeln dürfte auch nicht ganz billig sein. Das muss dann die Allgemeinheit tragen. Meine Gedanken dazu: Verwendet das Geld und die Energie doch lieber dafür, dass der Kampf gegen die Lohnungleichheit endlich Früchte trägt. Gemäss den aktuellsten Zahlen des Bundes (Quelle: Lohnstrukturerhebung LSE 2020, Bundesamt für Statistik BFS) liegt die nicht erklärbare Lohndiskriminierung der Frauen im privaten Sektor bei 8,1 und im öffentlichen Sektor bei 7 Prozent. Das Geld wäre hier definitiv besser und fairer eingesetzt.
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