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Warum ist es in Bern doppelt so teuer wie in Winterthur?
Wer sein Auto in der Schweiz in ein Parkhaus stellt, kann einen wahren Preisschock erleben. Je nach Stadt und Lage variieren die Kosten massiv. STREETLIFE hat in den sechs grössten Deutschschweizer Städten die Preise der Bahnhof-Parkhäuser verglichen. Das Resultat überrascht selbst die Betreiber.
Die Ausgangslage ist eine Situation, die täglich immer wieder vorkommt. Eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer muss für einen Termin von der einen Stadt in die nächste. Für die lange Strecke wählt die Person den Zug, bis zum Bahnhof allerdings nimmt sie das Auto. Sie stellt das Fahrzeug ins Bahnhof-Parkhaus. Klar ist: Erst nach Feierabend wird sie das Auto abholen, verrechnet wird hier die Tagespauschale.
Eine Ausgangslage, die nicht in jeder Schweizer Stadt gleich endet. In gewissen Bahnhof-Parkhäusern – die meisten Betreiber sind private Unternehmen – kann der Blick auf die Quittung zu einem regelrechten Preisschock führen. Der Grund: Die Preise variieren je nach Stadt massiv. In einigen Fällen sind sie gar dreimal so hoch.
Das Mittelfeld
Für den Test hat STREETLIFE die Bahnhof-Parkhäuser in Zürich, Bern, Basel, Winterthur, Luzern und St. Gallen verglichen. Und gleich die erste Erkenntnis ist eine Überraschung: Zürich und Basel liegen preislich im Mittelfeld. Und das, obwohl gemäss der aktuellen Mercer Cost-of-Living-Studie beide Städte weltweit zu den teuersten zählen – Zürich auf Platz drei und Basel auf Platz fünf. Bei den Parkplätzen zeigt sich hier ein etwas anderes Bild:
Zürich | ||
Tagespauschale | 1 h | Ab 2 h |
45 Franken | 4 Franken | pro 12 Minuten 1 Franken |
Rechnet man die Stundenpreise hoch, wird die Tagespauschale bereits nach rund 9 Stunden erreicht. Während in Zürich die Preise für alle Parkplätze gleich sind, gibt es in Basel unterschiedliche Kategorien. In der Kategorie P1 hat man nach rund 6.30 Uhr die Tagespauschale erreicht.
Basel | |||
Tagespauschale | 30 Min. (0 bis 7 Uhr) | 30 Min. (7 bis 19 Uhr) | 30 Min. (19 bis 24 Uhr) |
35 Franken | 0.50 Franken | 2.80 Franken | 1.00 Franken |
Die Günstigsten
Deutlich unter den Preisen in Zürich und Basel liegen die Kosten fürs Parkieren in der Ostschweiz. Konkret in St. Gallen und Winterthur. Hier beträgt die Tagespauschale in beiden Fällen 25 Franken. «Unsere Preispolitik stimmt für uns», sagt Christoph Felix, Leiter Administration beim Bahnhof-Parkhaus in Winterthur. «Wir verfügen – direkt über dem Bahnhof – über eine hervorragende Lage. Das Geschäft rendiert für uns perfekt, auch wenn unsere Preise im Vergleich günstig sind.»
Ähnlich sieht es auch Matthias Leuzinger, Geschäftsführer der City Parking St.Gallen AG. Das Unternehmen betreibt das Cityparking gleich beim Bahnhof. «Wir bieten unsere Parkplätze zu moderaten Preisen an. Wir sind Eigentümerin und Betreiberin, so können wir unsere Tarifpolitik weitestgehend selbst gestalten. Aus unserer Sicht ist eine Tagespauschale von 25 Franken sehr bescheiden und unserer Kundschaft gegenüber fair.»
Leuzinger erklärt dann auch, wo ein grosser Teil der Parkplatzeinnahmen hinfliesst. «In der Berechnung einer Tagespauschale müssen in erster Linie alle betrieblichen und personellen Aufwendungen gedeckt sein.»
Winterthur | ||
Tagespauschale | 1 bis 4 h | 5 bis 9 h |
25 Franken | Je 2 Franken | Je 3 Franken |
St. Gallen | ||
Tagespauschale | 1 h | |
25 Franken | 2.40 Franken |
Die Teuersten
Die höchsten Preise fürs Parkieren muss man in Luzern und Bern berappen. Die Parkhausbetreiberin in Luzern weist auf der Internetseite keine Tagespauschale aus. Die Preise werden pro Stunde berechnet. Wer in der Kategorie P1 und P2 parkiert, zahlt für 24 Stunden satte 73 Franken. STREETLIFE wollte von der Betreiberin wissen, wie sich dieser Preis genau zusammensetzt. Die Anfrage konnte bis Redaktionsschluss nicht beantwortet werden.
Luzern | ||
1 h | Weitere Stunden | 24 h |
4 Franken | Je 3 Franken | 73 Franken |
Nicht ganz so teuer ist das Parkieren in Bern. In einem Teil des Parkhauses kostet die Stunde direkt beim Bahnhof zur Hauptzeit 5.50 Franken. Das macht eine Tagespauschale von 48 Franken.
Bern | |||
Tagespauschale | 12 Min.(6 bis 8 Uhr) | 12 Min. (8 bis 19 Uhr) | 12 Min. (19 bis 24 Uhr) |
48 Franken | 0.60 Franken | 1.10 Franken | 0.70 Franken |
Diese Preise gelten aber nur für einen Teil des Parkhauses. Der andere wird im Auftrag der SBB als Kurzparking-Zone betrieben. Und diese Zone ist im schweizweiten Preisvergleich das teuerste Parkplatzpflaster überhaupt. Alleine die erste Stunde kostet bereits 4.70 Franken. Nach zwei Stunden klettert der Tarif auf 11.90 Franken. Und die Tagespauschale kostet dann gar satte 85 Franken.
«Hier handelt es sich um eine Parkieranlage, die explizit auf kürzere Nutzungsdauern ausgelegt ist, um jemanden an den Bahnhof zu bringen oder von dort abzuholen», erklärt SBB-Mediensprecherin Sabrina Schellenberg. «Entsprechend wurden die Nutzungsgebühren festgelegt. Wir schaffen damit den Anreiz, die Parkplätze bestimmungsgerecht zu nutzen.»
Ein solches Kurzparking kennt auch das Parkhaus in St. Gallen. Mit 32 Franken für 8 Stunden liegen die Betreiber hier mehr als die Hälfte unter dem Preis in Bern. Geschäftsführer Leuzinger: «Eine Tagespauschale von 85 Franken ist aus meiner persönlichen Sicht zu hoch angesetzt und kann ökonomisch kaum gerechtfertigt werden. Letztlich ist es aber immer eine Frage von Angebot und Nachfrage. Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, dass unsere Kunden in St. Gallen einen solchen Preis akzeptieren würden.»
Braucht es eine Preisregulierung?
Der Schweizer Preisüberwacher, Stefan Meierhans, hat 2022 die städtischen Parkgebühren in 49 Schweizer Städten untersucht.

In seiner Erhebung kam er zum Schluss, dass es massive Unterschiede gibt, die er auch kritisierte. Aus diesem Grund empfahl er einen Preis von 30 Franken für eine Parkdauer von 24 Stunden.
Die Empfehlung richtete sich an die städtischen Behörden. Privatbetreiber sind davon nicht betroffen. «Eine Preisregulierung bei privat betriebenen Parkhäusern ist in einer freien Marktwirtschaft kaum möglich», sagt dann auch Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz SKS. «Wir raten Autofahrerinnen und Autofahrern deshalb, sich vorgängig über die Preise zu informieren oder mit dem öffentlichen Verkehr in die Stadtzentren zu fahren. So kann verhindert werden, dass man in eine Preisfalle rasselt.»
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