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Opels Flaggschiff im Schnell-Check

Gross, grösser, Grandland – der Familien-SUV als Trendsetter

Der Opel Grandland geht in die zweite Runde. Die deutsche Marke hat seinen Familien-SUV in die Länge gezogen und stattlich geformt. Dazu fährt er neu elektrisch. Der Schnell-Check von STREETLIFE zeigt: trotz mehr Platz wird es mit Bierbauch eng.

Paparazzi-Faktor

Der neue Grandland wird dem Anspruch eines Flaggschiffes gerecht. Das fängt in der mächtigen leicht spitz zulaufenden Front an. Geht über in die lange Motorhaube, in deren Mitte eine selbstbewusste Finne thront sowie grosse Fenster, aus denen man die Landschaft bestaunen kann, und endet nach 4,67 Metern in einem praktischen Heck. Alles in allem ein stattlicher Auftritt. Vielleicht sieht er nicht so mächtig und einschüchternd aus wie andere SUV ab, aber Opel zielt mit dem Grandland auch eher auf Familien, bei denen denen er den Eindruck eines verlässlichen Beschützers erwecken will.

Der Elektro-SUV gehört mit seiner LED-Signatur an der letztjährigen Auto Zürich zu den Trendsettern. Das Opel-Logo im Kühlergrill ist ebenso beleuchtet wie der Schriftzug in der Heckklappe. Ähnliches präsentierte VW mit dem neuen Tayron und weitere Modelle dürften folgen. Beim neuen Grandland sieht es schon tagsüber gut aus und wirkt im Dunkeln noch markanter.

Harassen-Faktor

Beim Platzangebot gehört der Grandland auf den ersten Blick nicht zu den Trendsettern. Mit 550 bis 1645 Litern Ladevolumen liegt er beim Kofferraum nicht an der Spitze. Skodas elektrischer Enyaq beispielsweise lädt mehr. Allerdings wurde dieser auch als reines Elektroauto entwickelt. Den Grandland gibt es nicht nur mit Elektroantrieb, sondern auch als Voll- und Plug-in-Hybrid. Alle drei Antriebsvarianten haben das gleiche Ladevolumen – das ist nicht selbstverständlich.

Abgesehen davon hat Opel den Fokus auf Familien gelegt und deshalb den Fondpassagieren mehr Bedeutung als dem Ladevolumen zugemessen. Selbst Erwachsene können auf den Rücksitzen die Beine strecken und haben nicht das Gefühl das Autodach falle ihnen auf den Kopf. Weiter sind die hinteren Türen sehr lang und lassen sich weit öffnen. Das erleichtert den Zugang zu den Rücksitzen, gerade wenn es darum geht, den Nachwuchs im Kindersitz anzuschnallen.

Etwas eingeengt fühlt man sich allenfalls am Steuer. Dieses wirkt etwas pummelig, weil es sich ungewohnt nach vorne wölbt, als hätte es einen Bierbauch. Das nimmt der Person am Lenkrad gefühlt etwas Platz weg, aber an die Form gewöhnt man sich mit der Zeit.

Nerd-Faktor

Im Grandland-Cockpit lieferte Opel den Entrümpelungs-Effekt. Aber nicht, weil die Deutschen die Schaltzentrale entrümpelt hätten, indem sie die Anzahl Schalter und Knöpfe minimiert hätten. Es erging uns bei der Testfahrt eher wie jemandem, der die Garage aufräumt und einen unerwarteten Fund macht.

Lange Zeit versuchten wir die Projektionshöhe des Head-up-Displays zu verstellen und suchten immer wieder vergeblich im Multimediasystem nach entsprechenden Einstellungen. Wir hatten schon aufgegeben, als wir in die Waschanlage fuhren. Wir wollten die Seitenspiegel elektrisch einklappen und suchten bei der Spiegelverstellung nach der richtigen Einstellung, als wir dort das Symbol für das Head-up-Display fanden. Nicht gerade der Ort, wo wir das erwartet hätten, aber es funktioniert.

Und immerhin hat der Grandland das praktische Head-up-Display. Passend dazu sind digitalen Instrumente hinter dem Lenkrad sehr reduziert. Dafür ist der zentrale Touchscreen umso grösser und bietet alles Notwendige von Navi, Radio bis Smartphone-Einbindung.

Monza-Faktor

In der Elektromobilität hören sich 213 PS für einen grossen SUV nach eher wenig an. Hier überbieten sich viele Hersteller mit Leistungsangaben von 400 PS und mehr. Mit dem Grandland beweist Opel, dass es das nicht braucht. Der Elektro-Motor wirkt mit dem knapp 2,2 Tonnen schweren Familien-SUV nie überfordert. Statt mit einem harten Elektro-Punch, der in manchen Stromern sogar bei der Person am Lenkrad fast zum Schleudertrauma führt, fährt der Grandland sanft los. Das lässt die Kinder im Fond brav weiterschlafen.

Dank der Batterie im Unterboden und des dadurch tiefen Schwerpunkts liegt der SUV satt auf der Strasse, obwohl das Fahrwerk sehr komfortable abgestimmt ist. Ob auf dem Weg zur Arbeit, in die Ferien oder mit der Nachwuchs-Fussballmannschaft zum Auswärtsspiel: Die Insassen fühlen sich geborgen und haben es bequem.

Planeten-Rettungs-Faktor

Noch immer ist die Reichweite eine wichtige Referenz beim Kauf eines Elektroautos. Hier legt Opel mit bis zu 545 Kilometern die Messlatte hoch. Im Alltag kommt STREETLIFE auf eine Testreichweite von 430 Kilometern. Damit eignet sich der Grandland als Hauptauto einer Familie. Auf längeren Fahrten lädt er mit 100 Kilowatt in rund 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent. Da wird es mit dem Mittagessen schon knapp.

Etwas Nachholbedarf gibt es bei der Reichweitenangabe im Cockpit. Diese ist nach dem Laden etwas zu optimistisch. Sie fällt unterwegs rasant und man bekommt das Gefühl, man könne noch so sparsam fahren, aber dennoch keine Chance so weit zu kommen. Das ist frustrierender als, dass von Anfang an weniger Reichweite angezeigt wird.

Check-Bilanz

Opel bringt die Eigenschaften eines eindrücklichen Flaggschiffs und eines sicheren Familienautos im Grandland unter einen Hut. Dieses Gesamtpaket setzt die deutsche Marke mit dem Blitz unter Strom. Die Testreichweite von 430 Kilometern ist mehr als nur Alltagstauglich und bei Bedarf gibt es den Grandland auch mit einem grösseren Akku (83 kWh), dessen Reichweite Opel mit 605 Kilometern angibt. Die Preise sind ab 48'990 Franken auch für Familien erschwinglich. Das bleibt auch so, wenn wie in unserem Testwagen für 55'740 Franken, Head-up-Display, 360-Grad-Kamera oder Panorama-Glasdach hinzukommen.

Opel Grandland Electric «GS»: Fakten

  • Antrieb: Elektro-Motor mit 213 PS (157 kW), 343 Nm@250-4370/min
  • Batterie: Brutto / Netto 77 / 73 kWh = 545 km, Test: 430 km
  • Antrieb: 1-Gang-Automatik, Frontantrieb
  • Fahrleistung: 0-100 km/h in 9,0 s, Höchstgeschwindigkeit 170 km/h
  • Verbrauch: Werk / Test: 16,0 / 19,4 kWh/100 km, 0 g CO₂/km, Energieeffizienz B
  • Masse: Länge/Breite/Höhe: 4,65 m / 1,93 m / 1,67 m
  • Laderaum: Kofferraum 550 - 1645 l
  • Gewichte: Leergewicht: 2195 kg, Anhängelast ungebremst/gebremst: 750 kg/1200 kg
  • Preis: ab 47’890 Fr., Testwagen mit Extras (Tech-Paket GS 2300 Fr., Komfort-Paket GS 3900 Fr., 20-Zoll-Alu-Felgen 550 Fr.): 55’740 Fr. (Basis: Hybrid «Edition», 145 PS, Front: 38’770 Fr.)

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