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Politik & Wirtschaft •
Unattraktiv fürs Gewerbe

«Zürich schottet sich ab und wird zur Pantoffel-Stadt»

Lange Parkplatzsuche, zu viele Bussen, einfach zu mühsam: Unternehmen erhöhen ihre Preise für Aufträge in der Stadt Zürich oder lehnen diese ganz ab. Der Präsident der Stadtzürcher FDP Përparim Avdili befürchtet einen Wohlstandsverlust, Oliver Heimgartner von der SP sieht kein Problem.

Mangels Parkplätze und wegen der hohen Kontrolldichte zahlt ein Zürcher Schreiner pro Jahr 8000 Franken für Parkbussen und Gebühren – STREETLIFE berichtete.

Macht die autofeindliche Politik Zürich fürs Gewerbe unattraktiv?

Das Echo zum Artikel war gross. Die Community meldete sich via Redaktionsmail von STREETLIFE und auf Social Media. Ihre Stimmen werfen die Frage auf, ob die Stadt mit ihrer autofeindlichen Politik für das Gewebe unattraktiv wird: «Wir lehnen alle Aufträge aus der Innenstadt ab – funktioniert leider nicht mehr», schreibt eine Sicherheitsfirma. «Unsere Firma geht nur noch in die Stadt, wenn der Kunde einen Parkplatz hat», so ein Techniker. Auch Umzugsfirmen und Möbeltransporter meldeten sich zu Wort: «Wir liefern keine Möbel mehr nach Zürich wegen der Parkplatzproblematik», so ein User auf TikTok. Ein anderer: «Als Kaminfeger habe ich schon vor über 10 Jahren meine Anstellung in der Stadt Zürich gekündigt. Heute als Selbstständiger weiche ich Aufträgen in der Stadt aus oder kalkuliere massiv höher.»

«Am liebsten würden sie sich komplett von der Aussenwelt abschotten»

Bei Përparim Avdili läuten die Alarmglocken. Der Präsident der städtischen FDP fürchtet um den Wohlstand der Stadt: «Es ist eine grundsätzlich wirtschaftsfeindliche Politik, die wir in der Stadt Zürich erleben», so Avdili über die Stadtregierung. «Rot-grün hat eine utopische Vorstellung von einer Pantoffel-Stadt, in der man nur noch lebt und wohnt. Aber niemand arbeitet oder holt das Geld rein. Am liebsten würden sie sich komplett von der Aussenwelt abschotten.»

«Würde ja merken, wenn es zu wenig Handwerkende gäbe»

Kein Problem hingegen sieht der städtische SP-Präsident Oliver Heimgartner. «Ich glaube nicht, dass das in der Stadt wirklich ein Thema ist. Man würde ja merken, wenn es zu wenig Handwerkende gäbe und das scheint nicht der Fall zu sein.»

Preiserhöhung für Konsumenten befürchtet

Avdili findet die Entwicklung jedoch bedenklich: «Momentan geht es der Wirtschaft noch gut. Und zwar deshalb, weil es Leute gibt, die Tag für Tag für diesen Wohlstand arbeiten.» Dem FDP-Politiker bereitet jedoch das Fremdkapital in der Stadtkasse Sorgen: «Die Kassen sind zwar voll, aber auf Pump. Die Verschuldung ist auf einem Rekordhoch. Wollen wir der nächsten Generation wirklich einen Schuldenberg überlassen? Ich jedenfalls nicht.» Es seien wirtschaftlich unsichere Zeiten. Daher sei es umso wichtiger, dass Zürich für das Gewerbe attraktiv bleibe. «Wenn das Angebot schrumpft, steigen die Preise für die Konsumentinnen und Konsumenten.»

Stimmvolk hat das letzte Wort

Beide Politiker weisen darauf hin, dass das Gewerbe von der revidierten Parkkartenverordnung profitieren könnte. Diese kommt im September 2025 vors Stadtzürcher Stimmvolk.

Revidierte Parkkartenverordnung: So profitiert das Gewerbe

Die Vorlage sieht vor, dass die Gewerbebewilligung für Handwerks- und Servicebetriebe als Jahresbewilligung eingeführt werden: Damit könnten die Betriebe ihre Liefer-, Werkstatt- oder Servicefahrzeuge zeitlich unbeschränkt in der städtischen Blauen Zone und auf Parkfeldern mit Parkzeitbeschränkung abstellen. Auch wäre die Zufahrt zu Fahrverbots-, Sperr- und Fussgängerzonen erlaubt.

Hintergrund der Abstimmung ist die neue Parkkartenverordnung, die der Zürcher Gemeinderat im vergangenen November mit einer links-grünen Mehrheit angenommen hat. SVP und FDP hatten daraufhin jedoch das Referendum ergriffen und über 4000 Unterschriften gesammelt. Somit liegt das letzte Wort beim Volk.

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