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«Zahle jährlich 8000 Franken für Parkbussen und Parkgebühren»
Der stetige Parkplatzabbau in den Städten macht Handwerkern zu schaffen. Schreinerei-Inhaber Peter Epting aus Zürich riskiert täglich Bussen und kalkuliert jährlich mehrere tausend Franken dafür ein. Warum sich Umparkieren und Tagesbewilligung nicht immer lohnen, erklärt er im Artikel.
Seit über 40 Jahren führt Peter Epting seinen Schreinerbetrieb im Kreis 1. Täglich sind seine Mitarbeitenden mit drei bis vier Servicewagen unterwegs für Reparaturen und Aufträge in der Stadt Zürich. Doch genau das gestaltet sich zunehmend schwieriger. Denn: Die städtische Parkplatzsituation mit der hohen Kontrolldichte und dem gleichzeitig stetigen Abbau lässt den Handwerksbetrieb langsam verzweifeln.
Nur dann lohnt sich die Tagesbewilligung für Handwerker
Mit den Tagesbewilligungen à je 30 Franken können Eptings Mitarbeitende ihre Fahrzeuge theoretisch zwar den ganzen Tag in der blauen Zone parkieren. Praktisch sieht die Situation ganz anders aus: «Das nützt uns nur, wenn die Monteure den ganzen Tag auf einer Baustelle verbringen. Wenn sie nur für ein bis zwei Stunden vor Ort sind, lohnt sich die Parkplatzsuche und das mühsame Umparkieren kaum», sagt Epting gegenüber STREETLIFE. Auch mache es keinen Sinn, wenn seine Mitarbeitenden für Geräte und Werkzeuge ständig mehrere hundert Meter zum Fahrzeug hin und zurücklegen müssen.
«Allein bei den Parkbussen kamen wir auf 3000 Franken»
Epting wägt Aufwand und Nutzen ab und kommt zum Schluss: «Meine Monteure könnten nicht effizient arbeiten, wenn sie ständig die Parkzeit im Hinterkopf haben oder wegen Kleinigkeiten einen langen Fussweg zum Auto auf sich nehmen müssen. Da ist es viel sinnvoller, eine Busse in Kauf zu nehmen.» Und genau das macht der Schreinereibetrieb auch. «Ich zahle jährlich 8000 Franken für Parkbussen und Parkgebühren», so Epting. In der Regel kämen pro Woche mehrere Parkbussen à 40 Franken zusammen. «Manchmal haben wir auch Glück und dann sind es ein bisschen weniger. Aber allein bei den Parkbussen kamen wir zuletzt auf 3000 Franken.»
Mehr Kontrollen und weniger Parkplätze – ein Dilemma
Tatsächlich erzielt Zürich Spitzenwerte beim grossen Ordnungsbussen-Vergleich von STREETLIFE. 2024 nahm die Stadt 61,9 Mio. Franken ein – drei Mal so viel als ganze Kantonspolizei-Korps. Ein Grossteil der 917’195 Übertretungsanzeigen machten Parkbussen mit einer Anzahl von 406'800 aus. Die Stadtpolizei Zürich argumentierte mit einer hohen Kontrollfrequenz, um das Fehlverhalten der Fahrzeuglenkenden zu minimieren.
Viele Kontrollen, immer weniger Parkplätze – ein Dilemma, das laut Epting noch von einer weiteren Sache getoppt wird: «Vor 15 Jahren war die Stadt noch toleranter, was Servicewagen anbelangt. Heute erhalten wir viel schneller eine Busse.» Das betrifft auch den Unternehmensstandort an der Oetenbachgasse, der über gar keine Parkplätze verfügt. «Wir müssen hier parkieren – die meisten Servicewagen sind zu hoch fürs Parkhaus Urania», erklärt Epting. Der Schreinerei-Inhaber ist froh, dass es dank der Zufahrtsbewilligung wenigstens bloss 40 statt 120 Franken sind.
Immer mehr Handwerker meiden die Stadt
Die Parkplatz-Entwicklung in der Stadt sorgt bei Epting für Kopfschütteln: «Das hat auch teure Konsequenzen für die Konsumenten.» Immer mehr Handwerker würden sich aus der Stadt zurückziehen, was schliesslich zu höheren Preisen bei den Verbliebenen führe. «Im Kreis 6 ist mir nur noch ein Betrieb bekannt und im Kreis 1 zwei. Und manche Mitbewerber aus dem Zürcher Oberland nehmen nur Aufträge bis zum Kreuzplatz an, weil es sonst einfach zu mühsam wird.»
Abstimmung im September als Lichtblick für Handwerker
Wie die Dienstabteilung Verkehr auf Anfrage von STREETLIFE sagt, sei sich die Stadt Zürich bewusst, dass Handwerksbetriebe auf Güterumschlagsflächen und Parkplätze angewiesen sind. «Wenngleich die Parkierung primär auf Privatgrund erfolgen sollte», betont eine Mediensprecherin.
Erleichtert werden könnte die aktuelle Situation mit der Volksabstimmung über die revidierte Parkkartenverordnung (PKV) Ende September. Diese sieht vor, die Gewerbebewilligung für Handwerks- und Servicebetriebe als Jahresbewilligung einzuführen. Damit könnten die Betriebe ihre Liefer-, Werkstatt- oder Servicefahrzeuge zeitlich unbeschränkt in der städtischen Blauen Zone und auf Parkfeldern mit Parkzeitbeschränkung abstellen. Zudem wäre auch die Zufahrt zu Fahrverbots-, Sperr- und Fussgängerzonen erlaubt.
Schwierig dürfte die Parksituation mit dem geplanten Abbau der Parkplätze in der blauen Zone wohl trotzdem bleiben. Wie STREETLIFE berichtete, werden wohl alleine im laufenden Jahr weitere 300-500 Parkplätze in Zürich verschwinden. Die Stadt schlägt Handwerkenden daher vor, ihre Kundinnen und Kunden vorgängig zu fragen, wo Parkplätze in der Nähe zur Verfügung stehen.
Gewerbe ist unzufrieden mit Parkplatzsituation
Zürich ist allerdings nicht die einzige Stadt, in der das Gewerbe unter der schwindenden Anzahl an Parkplätzen leidet. In einem Artikel in der Zürcher Wirtschaft berichtet der KMU- und Gewerbeverband Kanton Zürich weitere Fälle von Gewerbetreibenden aus Winterthur und Uster, die sich mit der Parkplatzsituation vor Ort unzufrieden zeigen.
Aufruf: Leidet dein Gewerbe unter der Parkplatzsituation?
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