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Politik & Wirtschaft •
Thomas Hug rechtfertigt Petition gegen Autobahn-Ausbau

«Wir müssen dafür sorgen, dass das Auto nicht Opfer des eigenen Erfolgs wird»

Thomas Hug hat die Petition von Verkehrsfachleuten gegen den Autobahn-Ausbau mitlanciert. Hier stellt er sich den Fragen von STREETLIFE.

Herr Hug, Sie sind ein leidenschaftlicher Verfechter des Veloverkehrs. In Dörfern und Städten mag das Velo seine Berechtigung haben, hat es ja auch – aber auf Autobahnen wird es schwieriger mit dem Velo. Beides schliesst sich doch nicht aus, oder? 

Rund 40 Prozent der Strecken unter 5 Kilometer werden mit dem Auto zurückgelegt. Ich erachte das Velo als Schlüsselelement auf diesen Kurzdistanzen. So entlastet es die Strassen. Der Autobahnausbau widerspricht dem insofern, als der Autoverkehr auch im nachgelagerten Netz mehr Platz brauchen wird – dieser Platz ist meist begrenzt und darum besteht ein Wettbewerb. Es ist deshalb durchaus so, dass wir nicht einfach alle Verkehrsmittel gleichermassen immer weiter fördern können.

Wo bleibt der Stautreiber Zuwanderung in Ihren Argumenten?

Gerade in den Grenzregionen wie Basel, Schaffhausen oder Genf ist zu erwarten, dass mit den geplanten Projekten auch das Pendeln über die Grenze attraktiver wird. Da der ÖV in den Nachbarländern weniger gut ausgebaut ist, erfolgt dieses Pendeln primär mit dem Auto. Mit drei Projekten in Grenzgebieten ist dieser Ausbauschritt hier auch ein Treiber. Das Bevölkerungswachstum abseits der Grenzregionen spielte aber eine untergeordnete Rolle im Verkehrswachstum. Das ist primär auf weitere Wege, die wir zurücklegen, zurückzuführen. Die Personenkilometer sind viel stärker gestiegen als die Bevölkerung.

Wie stellen Sie sich dazu, dass auch Staatsangestellte Ihren Appell unterzeichnen und sich so in den Abstimmungskampf einmischen? 

Genauso wie auch die Ja-Parole von einzelnen Staatsangestellten vertreten wird, sollen auch andere Meinungen aus der Verwaltung nicht unterbunden werden. Eine gesunde Demokratie lebt davon, und ich halte es nicht für angebracht, aufgrund des Arbeitgebers einen Unterschied zu machen. Im Gegenteil: Wenn Fachleute in der Verwaltung kritische Punkte sehen, dann ist das eigentlich in ihrer Verantwortung gegenüber den Steuerzahlenden, dies zu kommunizieren.

 

Welches Verhältnis haben Sie persönlich zum Auto?

Das Auto ist die Errungenschaft des 20. Jahrhunderts schlechthin. Im 21. Jahrhundert müssen wir jetzt dafür sorgen, dass das Auto nicht Opfer des eigenen Erfolgs wird. Wir brauchen attraktive Angebote für Menschen, die nicht auf das Auto angewiesen sind. Damit es auf den Strassen flüssiger für die Leute wird, die auf das Auto angewiesen sind. Persönlich nutze ich das Auto vor allem in den Ferien – da es bereits etwas älter ist, bleibt es aber regelmässig stehen, Pannen gehören fast schon zum Ferienplan. Zwar meist ein Ärgernis, aber immer auch Abenteuer und Lehrstunde zugleich. Den Alltag kann ich grösstenteils so organisieren, dass ich nicht vom Auto abhängig bin – das erachte ich aber als grosses Privileg, das nicht alle haben. 

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