Zum Hauptinhalt springen

Werbung

News •
Viel Kritik zum Neustart

Wieso es den Autosalon Genf trotzdem braucht

Der Autosalon Genf findet dieses Jahr sehr kompakt und kurz statt. Für viele ist die Messe nur noch ein Schatten ihrer selbst. Vor allem, weil nur fünf Automarken ihre neuen Modelle vorstellen. Trotzdem braucht es den Salon und er ist auch dieses Jahr eine Reise wert.

Lange Zeit galt er als eine der wichtigsten Automessen der Welt: Der Genfer Autosalon. Hier trafen sich alle Automarken auf neutralem Boden und eröffneten Anfang März jeweils das Autojahr. Doch vor vier Jahren verschwand der Salon aus dem Messe-Kalender. Für ihn hatte die Covid-19-Pandemie die Schweiz und Europa zum dümmsten Zeitpunkt erreicht. Alles war schon bereit und die Autos in Genf, als Grossanlässe verboten wurden.

Vier Jahre später ist der Salon zurück. Gestern eröffnete Bundesrat und Verkehrsminister Albert Rösti traditionell den Autosalon. Dieses Mal findet er aber zwei Wochen früher statt und ist deutlich kleiner als in vergangenen Jahren. Unter den 30 Ausstellern finden sich gerade einmal fünf Automarken. Davon kennt die breite Öffentlichkeit wahrscheinlich nur deren zwei: Renault und Dacia. Weiter ist die US-Elektromarke Lucid sowie die beiden chinesischen Hersteller MG und BYD in Genf zu sehen. Klar, dass bei diesem Line-up die Kritik nicht lange auf sich warten lässt: zu klein, zu wenig Aussteller, zu unbedeutend.

Unverdiente Kritik

Zu Unrecht findet der langjährige Kenner der Autobranche, Stefan Donat. Der Chefredaktor von Auto-Sprint war dieses Jahr bereits zum 30. Mal am Genfer Autosalon und entgegnet den Kritikern: «Wichtig ist, dass der Salon dieses Comeback gewagt hat.» Zudem seien die Verantwortlichen nicht blind für die Wahrheit. «Ich habe viele Gespräche geführt und alle wissen, dass zu wenig Aussteller gekommen sind und der Salon zu klein ist. Aber entscheidender ist, dass diese bekannte internationale Messe überlebt hat. Man muss ihr die Chance geben, Neues zu entwickeln.»

«Den Fans wird einiges geboten»

Das hat der Salon gemacht. Es gibt viele neue Ideen mit Workshops und Events neben der reinen Messe. Beispielsweise können die Besucher an einem Design-Workshop des erfahrenen Fahrzeug-Designers Frank Stephenson teilnehmen. Er hat unter anderem die Neuauflagen des Mini und des Fiat 500 sowie die Sportwagen McLaren P1 und Ferrari 430 entworfen. Das Programm lobt Salon-Kenner Donat: «Die Aussteller machen einen guten Job mit ihren Ständen und aktuellen Modellen. Zudem wird den Fans mit Oldtimern und Hypercars einiges geboten.»

Ganz ohne Kritik ist aber auch Stefan Donat nicht. Wobei sich diese eher gegen den Auftritt nach aussen richtet: «Der Salon verkauft seine neuen Ideen schlecht. Ich habe kaum Werbung gesehen.» Gerade auf den sozialen Medien hätten die Verantwortlichen mehr Emotionen wecken müssen. «Eine Kampagne nach dem Motto <Wir sind wieder da!> hätte bestimmt Leidenschaft wecken können, ohne gleich Millionen zu kosten.»

Die Chinesen kommen

Die chinesische Automarke BYD nutzte den Autosalon Genf als Plattform für grosse Ankündigungen. Der weltweit grösste Produzent von Elektroautos stellte neue Modelle vor oder kündigte an, Partner der Fussball-Europameisterschaft diesen Sommer in Deutschland zu werden. Weniger gross angekündigt, wurde die Tatsache, dass die Chinesen noch dieses Jahr in die Schweiz kommen. Der Familienbetrieb Emil Frey wird ab diesem Sommer die Marke BYD importieren und vertreiben. Weitere Details, wie welche Modelle und zu welchen Preisen, werden später bekannt gegeben. Fest steht aber schon, dass der schwimmende und seitwärts fahrende SUV U8 von BYDs Luxusmarke Yangwang nicht dazu gehören wird. Der ist China und den USA vorbehalten.

Neben BYD wird auch MG noch dieses Jahr offiziell in der Schweiz starten. Astara Schweiz hat sich mit der einst englischen Traditionsmarke, die heute in chinesischem Besitz ist, zusammengetan. Zu Beginn werden die Modelle MG4, ZS und Marvel R in der Schweiz angeboten. Ende Jahr sollen der Sportwagen Cyberster und der MG3 folgen.

Immer noch wichtig

Wie sich das auf die Besucherzahlen auswirkt, wird sich zeigen. Aber je mehr Menschen auch dieses Jahr in die Palexpo-Hallen strömen, desto grösser ist die Wahrscheinlich, dass der Salon auch 2025 wieder stattfinden wird. Aber auch die Autobauer stehen für Stefan Donat in der Pflicht. «Die Hersteller sollten sich Gedanken machen, wie sie der Welt zeigen wollen, was sie vorhaben. Damit meine ich nicht den klotzigen Auftritt einer Marke, sondern deren Ideen für die Menschen.» Mit deren Bekenntnis kann die Messe eine Zukunft haben. Und für Donat ist klar, es braucht den Salon. «Der Start ins aktuelle Autojahr mit all seinen Facetten muss in Genf beginnen. Diese Chancen sollten sich die Veranstalter, und nicht zuletzt die Schweiz, nicht entgehen lassen.»

Leserreporter

Hast du etwas beobachtet?

Schicke uns deine Bilder und Videos! Bei unseren Lesern ist immer etwas los, doch unsere Reporterinnen und Reporter können nicht überall sein. Und hier kommst du ins Spiel: Hast du etwas beobachtet oder möchtest du uns etwas mitteilen, das nur du weisst? Schicke uns deine Bilder und Videos per WhatsApp unter 077 279 72 56 direkt in unsere Redaktion.

Werbung