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Meilensteine aus 100 Jahren Salon-Geschichte
Mit dem neuen VIP-Tag startet morgen, Dienstag, der Genfer Autosalon. Nach fünfjähriger Pause zeigen Autobauer wieder ihre Neuheiten in den Palexpo-Hallen beim Flughafen. Dieses Jahr verkünden gleich zwei chinesischen Marken ihre Pläne für die Schweiz. Damit sind sie in guter Gesellschaft, wie ein Blick zurück auf 100 Jahre Autosalon Genf zeigt.
Wir schreiben den 29. April 1905. In einem Wahllokal am Boulevard Georges-Favon öffnet die erste Nationale Automobil- und Fahrradausstellung ihre Tore. Ein grosser Tag, denn die Schweiz war damals ein wichtiger Bestandteil der europäischen Autoindustrie. Es gab gut 70 einheimische Automarken, die für ihre zuverlässigen und luxuriösen Fahrzeuge bekannt waren. Weiter fanden in der Schweiz erste Rennen und Rallyes statt.
Die Anfänge
Trotzdem war zu jener Zeit noch nicht absehbar, dass 1905 Auto-Geschichte geschrieben wurde. Denn schon zwei Jahre später fand die Ausstellung 1907 in Zürich statt, weil in Genf eine autofeindliche Stimmung aufkam. Es folgte eine längere Pause von 14 Jahren ohne eine Autoausstellung in der Schweiz, bis 1923 die 4. Nationale Automobil- und Zweiradausstellung ausgetragen wurde – wieder zurück in Genf. Diese Austragung setzte Massstäbe und ebnete den Weg, dass der Autosalon zu einer internationalen Messe wurde. So bewilligten die Behörden damals noch eine Teststrecke entlang des linken Ufers des Genfersees.
Der internationale Aufstieg
Ein Jahr später, 1924, also vor 100 Jahren, fand die erste internationale Automobilausstellung in Genf statt. Dafür wurde die Ausstellungsfläche auf 6200 Quadratmeter verdoppelt. Schon ein Jahr später besuchten zum ersten Mal über 100'000 Personen den Salon und 1926 zog der Salon in sein langjähriges Zuhause im Zentrum Genfs: den Palais des Expositions. Damit wurde die Ausstellungsfläche nochmals mehr als verdoppelt und betrug 13'000 Quadratmeter. Der Umzug in die Palexpo-Hallen am Flughafen, wo der Salon heute noch stattfindet, erfolgte erst 1982.
Nach einer weiteren Pause wegen des Zweiten Weltkrieges von 1940 bis 1946 begannen die goldenen Zeiten des Salons. Schon 1947 stellte Maserati sein erstes Serienfahrzeug am Genfersee vor, zwei Jahre später folgte die Geburtsstunde von Porsche an gleicher Stelle. Dazu wurden über die Jahre zahlreiche ikonische Fahrzeuge wie Mercedes SL Roadster (1957), Jaguar E-Type (1961), Lamborghini Miura (1966) und Countach (1971), Citroën SM (1970), Ferrari F50 (1995) und LaFerrari (2013), McLaren P1 (2013) und viele mehr in Genf erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Einige dieser Meilensteine der Auto- und Salongeschichte sind dieses Jahr in der Jubiläumsausstellung «Ikonen aus 100 Jahren» im Rahmen des Genfer Autosalons zu bewundern.
Die Bedeutung des Salons
Über Jahrzehnte gehörte der Genfer Autosalon damit zu den wichtigsten Automessen der Welt und keine Marke konnte es sich erlauben, ihm fernzubleiben. Zum Erfolg hatte in gewissem Masse auch die Schweizer Neutralität beigetragen. Allerdings weniger die politische Neutralität als vielmehr die Neutralität in Sachen Autohersteller. Denn inzwischen gab es keine grossen Autobauer in der Schweiz mehr. Dadurch war der Autosalon die einzige Messe weltweit, die in einem Land ohne namhafte Automarke durchgeführt wurde. Frankfurt, Paris, Tokyo oder Detroit waren immer Heimspiele der deutschen, französischen, japanischen oder amerikanischen Autobauer. In Genf hatte niemand Heimvorteile, denn alle waren Gäste.
Nur wollen die Hersteller heute keine Gäste mehr sein, sondern die Show selber bestimmen. Sie enthüllen ihre neuen Modelle per Livestream im Internet und können diesen gezielt ihrer Zielgruppe ausspielen. Die Folgen spürt der Genfer Autosalon. Von einst über 250 Ausstellern findet dieses Jahr noch ein Bruchteil den Weg in die Palexpo-Hallen. 29 Firmen und Organisationen präsentieren sich am Genfer Autosalon. Darunter finden sich nur elf Hersteller, wovon zwei Motorräder und drei Nutzfahrzeuge produzieren. Es soll ein Neuanfang sein. Wobei der Weg zurück zur alten Grösse schwierig wird. Aber bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.

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