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CEO des Genfer Autosalons

«Die Rückkehr ist wie eine Wiedergeburt»

Nach fünfjähriger Pause ist der Autosalon Genf zurück. Und feiert gleichzeitig sein 100-Jahr-Jubiläum. Nur, von den alten Freunden, den grossen Autobauern der Welt, hat sich nur einer für die Geburtstagsparty angemeldet. CEO Sandro Mesquita erklärt gegenüber STREETLIFE die Gründe.

Totgesagte leben länger. Der Genfer Autosalon war 2020 eines der ersten Veranstaltungs-Opfer der Covid-19-Pandemie. Nur wenige Tage vor der Eröffnung verbot der Bundesrat Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen. Seither hagelte es Jahr für Jahr Absagen – auch nach Corona. Mit jedem Mal wurde eine Rückkehr unwahrscheinlicher und der Salon quasi für tot erklärt. Zu Unrecht.

Am Dienstag, 27. Februar 2024, öffnet der Genfer Autosalon zum ersten Mal nach fünf Jahren wieder seine Tore. CEO Sandro Mesquita freut sich schon darauf. «Die letzten vier Jahre waren schwierig. Umso grösser ist die Vorfreude. Ich bin aufgeregt und freue mich darauf, die Besucher wieder willkommen zu heissen. Zurückzukommen ist wie eine Wiedergeburt.»

Wenig und unbekannte Aussteller

Doch der Neustart erscheint wie ein Schritt zurück in die Anfangszeit. Die Ausstellerliste ist nur 29 Positionen lang, was mehr als zehnmal weniger ist als in den Spitzenzeiten. Damals präsentierten um die 300 Aussteller ihre Neuheiten vor Ort. Als wäre das nicht genug, befinden sich unter den 29 Ausstellern nur elf Fahrzeug-Hersteller, wovon nochmal drei Nutzfahrzeuge und zwei Motorräder produzieren.

Damit sind wir bei sechs Autobauern, wovon wohl nur Renault und Dacia einer breiten Masse bekannt sind. Wer sich für Elektromobilität interessiert, hat vielleicht schon von BYD und Lucid gehört. 

Die amerikanische Luxus-Marke Lucid hat schon zwei Stores in der Schweiz eröffnet und die chinesische Marke BYD will ihre Strategie für die Schweiz am Salon vorstellen. Schliesslich sind die einstige britische Kultmarke MG, die nun chinesische E-Autos verkauft, sowie die Schweizer Mini-Stromer von Microlino zu sehen.

«Müssen Hersteller wieder anziehen»

Mesquita ist sich bewusst, dass die Ausstellerzahl eher bescheiden ist, aber er hat andere Prioritäten. «Nach der langen Abwesenheit ist die Tatsache, dass der Salon wieder stattfindet, wichtiger als die Ausstellerzahl. Nur mit einer durchgeführten Messe können wir uns wieder in Erinnerungen rufen und weitere Marken anziehen.» Weiter sei das Interesse grösser gewesen als die finale Teilnahme zeigt, gibt Mesquita einen Einblick in die Abläufe. «Viele Hersteller hatten sich angemeldet und einige Monate später wieder abgesagt.»

Hauptgrund sei die globale Wirtschaftslage, die sich in zwei Punkten auf die Teilnahme am Salon ausgewirkt habe. «Höhere Ausgaben sorgten für Budget-Anpassungen, bei denen Messe-Teilnahmen gestrichen wurden. Weiter wurden wegen fehlender Teile oder Lieferverzögerungen Neuheiten nicht rechtzeitig für den Salon fertig», zählt Mesquita auf. Und er ergänzt. «Wir spüren eine Fragilität in der Industrie, mit der wir uns arrangieren müssen.»

Autosalon Genf: Fakten

  • Gründung: 1905 als Nationale Automobilausstellung, seit 1924 eine internationale Automesse
  • Messeort: Messezentrum Palexpo beim Flughafen Genf 
  • Unterbrüche: 1908 bis 1922, 1940 bis 1942 (Zweiter Weltkrieg, 2020 bis 2023 (Covid-19-Pandemie)
  • Alternative Austragungsorte: Zürich 1907, seit 2023 findet der Salon auch in Doha, Qatar statt 
  • Besucherrekord: 730’000 Besucher im Jahr 2007
  • Spezialität: Einziger neutraler Salon, weil es in der Schweiz keinen Autobauer gibt

Das neue Konzept

Doch der Autosalon-CEO ist zuversichtlich. Es hätten sich Marken-Repräsentanten angekündigt, um sich ein Bild vor Ort zu machen. Erste Gespräche über eine mögliche Teilnahme 2025 seien bereits aufgegleist.

Und was erwartet die Besucher am neuen Autosalon Genf? «Die Marken und ihre Modelle bleiben die Stars. Aber wir ergänzen dies neu mit eigenem Content von uns als Messe-Organisation», sagt Mesquita. 

Deshalb gibt es in diesem Jahr vier Zonen: Adrenaline Zone, Design District, Mobility Lab und Next World. Sie befassen sich mit verschiedenen Aspekten der Mobilität, von sportlichen Fahrzeugen, über Design und Digitalisierung, bis zu neuen Mobilitätslösungen für die Zukunft.

Rekord-Besucherzahl ist nicht das Ziel

In der Blütezeit in den Nullerjahren lockte der Autosalon über eine halbe Million Menschen in die Ausstellungshallen. 2007 waren es 730’000 Besucher – bis heute Rekord. Sind diese Zahlen mit der Neuauflage realistisch? «Nein», ist sich auch CEO Mesquita bewusst. Einerseits wegen der geringen Ausstellerzahl, andererseits dauert der Salon dieses Jahr nur sechs statt wie bisher zehn Tage. Kommt dazu, dass er gut zwei Wochen früher stattfindet, teilweise noch während der Sportferien.

Mesquita ist aber überzeugt, dass auch 2024 rund 200'000 Besucherinnen und Besucher den Autosalon in Genf besuchen werden. Und in naher Zukunft soll der Genfer Salon wieder zu seinem angestammten Zeitpunkt Anfang März stattfinden, kündigt Mesquita an. «Wir wollen so schnell wie möglich zum traditionellen Datum für den Salon zurück!» Vielleicht ja schon nächstes Jahr.

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