Werbung
Bundesrat Rösti: «Der Widerstand überrascht mich nicht»
Die Einführung von Tempo 80 auf Autobahnen erhitzt die Gemüter. Um den Verkehrskollaps zu verhindern, will der Bund die Geschwindigkeit auf Teilstücken zu Stosszeiten drosseln. Auf STREETLIFE nimmt SVP-Verkehrsminister Albert Rösti exklusiv Stellung zu den Vorwürfen, die auch aus seiner eigenen Partei kommen.
Herr Bundesrat Rösti, der Entscheid, auf Autobahnen je nach Verkehrssituation Tempo 80 einzuführen, schlägt hohe Wellen. Können Sie das nachvollziehen?
Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Viele Menschen sind auf effiziente und planbare Fahrzeiten angewiesen, und jede Änderung beim Temporegime löst verständlicherweise Emotionen aus. Gleichzeitig stehen wir vor einer starken Zunahme der Staustunden auf den Nationalstrassen, weshalb wir Massnahmen ergreifen müssen, um den Verkehr bestmöglich im Fluss zu halten und die vorhandene Infrastruktur optimal zu nutzen. Die Reduktion der Geschwindigkeit ist nachweislich eine wirksame Massnahme um den Verkehrsfluss zu erhöhen.
Jede Änderung beim Temporegime löst verständlicherweise Emotionen aus.
SVP-Parteikollegen von Ihnen, darunter Transportunternehmer, kritisierten die Massnahme in einem Brief an Sie. Hat Sie dieser Widerstand überrascht?
Nein, der Widerstand überrascht mich nicht. Gerade Transportunternehmen sind stark von funktionierenden Nationalstrassen abhängig und reagieren sensibel auf Eingriffe, die sie als Einschränkung empfinden. Mir ist wichtig, diese Anliegen ernst zu nehmen und im direkten Dialog aufzuzeigen, dass eine dynamische Geschwindigkeitsanpassung bei hohem Verkehrsaufkommen in erster Linie dazu dient, Kapazität und Verlässlichkeit für alle Verkehrsteilnehmenden zu erhöhen.
Was entgegnen Sie den Kritikern inhaltlich?
Die Massnahme bedeutet nicht «dauerhaft Tempo 80» auf den Autobahnen, sondern gezielte, zeitlich begrenzte Geschwindigkeitsreduktionen auf besonders belasteten Abschnitten, und dies nur dann, wenn der Verkehr sehr dicht ist. Bei rund 80 km/h können Autobahnen die höchste Kapazität erreichen, weil sich Geschwindigkeiten angleichen, weniger abrupt gebremst wird und der Verkehrsfluss stabiler bleibt – damit werden Staus verzögert oder teilweise verhindert, wovon auch der Güterverkehr profitiert.
Was ist aber, wenn der Verkehr auf den Nationalstrassen weiter so zunimmt? Müssen wir dann bald mit Tempo 60 auf Autobahnen rechnen?
Untersuchungen und Verkehrsmodelle zeigen, dass sich der maximale Verkehrsfluss auf Autobahnen bei Geschwindigkeiten im Bereich von etwa 80 km/h einstellt. Eine weitere Reduktion des Tempos würde daher nichts bringen und ist auch nicht das Ziel.
Welche weiteren Massnahmen planen Sie, um das Stauproblem zu lindern?
Wir setzen auf eine Kombination verschiedener Massnahmen. Wir wollen die bestehenden Strassenflächen weiterhin konsequent besser nutzen. Dies gelingt mit einem verbesserten Verkehrsmanagement, einer präzisen Information der Verkehrsteilnehmenden in Echtzeit oder mit der Umnutzung von Pannenstreifen. Zudem wurden die gesetzlichen Grundlagen geschaffen, damit automatisierte Fahrzeuge künftig einen Beitrag zur Stabilität des Verkehrsflusses leisten.
Voraussetzung ist, dass Hersteller entsprechende Modelle auf den Schweizer Markt bringen. Mittel- bis langfristig sind aber gezielte Engpassbeseitigungen im Rahmen des Strategischen Entwicklungsprogramms Nationalstrassen unabdingbar, damit wir dort zusätzliche Kapazität schaffen, wo die Belastung besonders hoch ist, und Ausweichverkehr in Dörfer und Quartiere reduziert werden kann. Das bestätigt auch ein Gutachten, welches wir bei der ETH eingeholt haben.

Hast du etwas beobachtet?
Werbung





