Werbung
«Trump fördert die Technologieoffenheit»
Der neu-alte US-Präsident will die amerikanische Automobilindustrie von Fesseln befreien und die Verbrenner-Produktion wieder ankurbeln. Was bedeutet das für die Schweiz und den Rest der Welt?
Donald Trump gibt Gas, im Wortsinn. Bereits in seiner Rede zur Amtseinführung kündigte er eine ganze Reihe von grundlegenden Reformen an. Viele davon setze er bereits am ersten Arbeitstag im Oval Office um. Bemerkenswert war, dass er ausdrücklich auch die Automobilindustrie erwähnte, nicht gerade das Liebkind der Vorgängerregierung. Er wolle die Unternehmen stärken und ihren Arbeitern wieder eine Perspektive geben, so Trump. Das gelte nicht nur für Elektroautos, sondern auch für Verbrenner.
Mit anderen Worten: Trump hält nichts von Technologieverboten und der politischen Steuerung der Antriebstechnologie. Gleichzeitig kündigte der Präsident an, auch die eigenen Öl- und Gasvorquellen energisch zu erschliessen und Brenn- und Treibstoffe im grossen Stil zu exportieren.
Es bewegt sich also etwas in der amerikanischen Autoindustrie – und darüber hinaus. Welche Auswirkungen sind dadurch für den Rest der Welt, insbesondere für Europa und die Schweiz zu erwarten?
Horrendes Tempo
Zunächst ist festzustellen: Das Tempo, das Trump bei der Gestaltung seiner politischen Ideen vorlegt, ist horrend. Europa – weniger China, das ebenfalls sehr dynamisch unterwegs ist – kommt einem im Vergleich dazu träge vor, auch gehemmt durch ideologische Vorgaben, die es in der Realität schwer haben (Stichwort «Energiewende»).
Trump geht den umgekehrten Weg: Statt Verbrenner zu verbieten, will er deren Produktion ankurbeln. Dass er «technologieoffenen Wettbewerb fördern» wolle, sei zu begrüssen, sagt Peter Grünenfelder, Präsident der Importeurs-Vereinigung auto-schweiz. «Technologieoffenheit statt Technologieverbote sind Grundvoraussetzung, um das von der Politik anvisierte Netto-Null-Ziel erreichen zu können.»
Druck auf die EU
Die Deregulierung werde nicht nur den US-Markt beflügeln, sondern auch Druck auf die EU ausüben. Brüssel könnte so dazu gebracht werden, ebenfalls Vorschriften abzubauen, so Grünenfelder. «Das wäre positiv.»
Indirekt würde das auch der Schweiz nützen. Denn diese übernehme oft EU-Regeln – und sei dabei noch strenger als die EU selbst. Als Beispiel nennt Grünenfelder die geplante CO2-Verordnung des Bundesrats. Die helvetische Regulierungsflut führe am Ende zum Verlust von Tausenden von Arbeitsplätzen in der Schweizer Automobilwirtschaft. Und natürlich auch zum Verlust von Marktanteilen und Innovationskraft.
Kritischer beurteilt Grünenfelder die angekündigten Zollerhöhungen, wobei noch nicht klar ist, wie hoch diese ausfallen werden. Das erhöhe zwar den Druck auf die EU weiter, sei aber auch für den amerikanischen Heimmarkt «ökonomisch alles andere als sinnvoll». Handelskriege würden nur Verlierer schaffen. Am Schluss zahle der Konsument auf beiden Seiten des Atlantiks die Zeche aufgrund höherer Preise.
Trump says will hit the EU with tariffs, because “they don't buy our cars”.
— Yannis Koutsomitis (@YanniKouts) January 22, 2025
So with a tariffs-regime the Europeans will start buying US-made cars?
Self-damaging nonsense. pic.twitter.com/KJWnnN27p3
Ideologischen Pfad verlassen
Als vorläufiges Fazit lässt sich festhalten: Trump bringt neuen Schwung auch in die Automobilbranche. Er wird alles daran setzen, die einheimische Produktion zu stärken. In Erwartung steigender Zölle sind jene ausländischen Autobauer im Vorteil, die bereits Produktionsstätten in den USA haben.
Allerdings bringt es nichts, wie das Kaninchen auf die Schlange zu starren. Insbesondere in Anbetracht stagnierender oder sinkender Verkaufszahlen bei den E-Autos ist Europa gut beraten, wenn es von seinem ideologisch motivierten Pfad abrückt und zur Technologieoffenheit zurückkehrt.

Hast du etwas beobachtet?
Werbung