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Politik & Wirtschaft •
In Schweizer Städten

Immer mehr Quartierparkplätze werden ersatzlos gestrichen

Mit dem Projekt «Quartierblöcke» will die Stadt Zürich den Durchgangsverkehr in diversen Strassen reduzieren. Damit könnten auch weitere blaue Zonen Parkplätze verschwinden. Ähnliche Beispiele, die den Autoverkehr möglichst unattraktiv gestalten sollen, findet man auch in anderen Städten.

Es ist ein weiterer Schritt, um Autos aus der Stadt zu verbannen: Mit dem Projekt «Quartierblöcke» will Stadträtin Simon Brander (SP) dem Durchgangsverkehr in diversen Strassen den Garaus machen. In einer Mitteilung gab das Tiefbauamt jüngst bekannt, welche Quartiere für den Pilot ausgewählt wurden.

So wird der Durchgangsverkehr künftig verhindert

Doch was genau plant die Stadt rund um diese «Quartierblöcke»? Vorgesehen sind laut einem Schreiben flexible Elemente wie beispielsweise Bänke, Pflanztröge und Veloabstellbügel. Zudem soll der Durchgangsverkehr mit Einbahnen unterbunden werden. Hauptstrassen seien von diesen Massnahmen nicht betroffen. Zudem sollen Anwohnende, Beschäftigte, Lieferverkehr und Notfalldienste jederzeit ein- und ausfahren können.

Erneut könnten Parkplätze verschwinden

Eine Aktion, die erneut grosse Lücken für alle Anwohnenden mit Auto hinterlassen könnte. Andere Projekte wie die Velovorzugsroute haben gezeigt, dass die Stadt mit solchen Projekten nicht zuletzt auch immer wieder grosszügig Parkplätze abbaut.

So ist auch der Fortbestand der vielen Blauen-Zonen-Parkplätze in diesen Quartieren nicht sicher. «Wir können nicht garantieren, dass alle Parkplätze erhalten bleiben», sagt Sabina Mächler vom Tiefbauamt auf Anfrage von STREETLIFE. Dies müsse gemeinsam mit den Bewohnenden und dem lokalen Gewerbe ausgearbeitet werden.

Bürgerliche wehren sich gegen autofrei-Projekte

Gar nicht einverstanden mit dem Projekt ist die SVP Stadt Zürich. «Wir bekämpfen jeden Abbau von Parkplätzen und auch alle Vorhaben, die nur das Ziel haben, den Verkehr aus der Stadt zu vertreiben», sagt Gemeinderat Walter Anken und betont, «wir wissen um die Bedeutung der Parkplätze für unser Gewerbe, die Wirtschaft und damit letzlich die Steuererträge.» Zudem sei mit den 30er Zonen bereits viel getan worden für den Schutz der Quartiere vom Durchgangsverkehr und Lärm.

Positiv sei, dass die Quartierblöcke immerhin mit den Bewohnenden, dem Gewerbe und weiteren Interessierten entwickelt werden. Das sei keine Selbstverständlichkeit. «Es ist bekanntlich keine Stärke der Stadtverwaltung, die Betroffenen zu berücksichtigen», sagt Anken mit Verweis auf das Projekt «Brings uf d’Strass»: «Man muss sagen, das war ein riesen Flop.»

Im Zeitraum von 2021 bis 2023 hatte das Tiefbauamt mehrere Strassen zeitweise gesperrt, um sie für die Bevölkerung «bespielbar» zu machen, wie es in der damaligen Projektausschreibung hiess. Die umstrittene Aktion stiess auf heftigen Widerstand bei den Anwohnenden und dem lokalen Gewerbe. Nach Beendigung des Projekts schloss das Tiefbauamt eine Fortsetzung aus, wie es der NZZ gegenüber bestätigte.  

Möglichst unattraktiv für Autoverkehr - ein Städtetrend

Auch andere Städte ergreifen immer wieder neue Massnahmen, um den Autoverkehr möglichst unattraktiv zu gestalten. So gab beispielsweise Winterthur am Montag erst bekannt, dass ab September alle weissen Gratis-Parkfelder in Blaue Zonen ummarkiert werden. Das Argument: Man wolle verhindern, dass Pendlerinnen und Pendler von ausserhalb die Parkplätze nutzen und damit die Anwohnenden in den Quartieren entlasten. Diese werden durch die Massnahme zwar vielleicht etwas schneller einen Parkplatz finden, dürfen dafür jedoch neu auch 710 Franken pro Jahr zahlen für die Anwohnerparkkarte. Ähnliche Beispiele findet man auch in:

Basel, das 32 Blaue Zonen Parkplätze zugunsten eines breiteren Velostreifen streicht.

Biel, wo in den kommenden Jahren bis zu 3000 Parkfelder verschwinden könnten. 

Baden, das zu wenig breite Parkplätze nach Strassenbauarbeiten einfach ersatzlos streicht. 

Bern, wo ebenfalls regelmässig Parkplätze abgebaut werden - wo und wann weiss oft niemand im Voraus.

 

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