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Politik & Wirtschaft •
Swiss-Moto-Präsident Walter Wobmann

«Lärmblitzer sind – Stand heute – illegal»

Sie messen die Lautstärke von Autos und Töffs in Dezibel. Sogenannte Lärmblitzer werden aktuell in der Schweiz getestet. Noch fehlen die rechtlichen Voraussetzungen. Swiss-Moto-Präsident Walter Wobmann stösst jetzt die Debatte an.

Lärmblitzer sind auf dem Vormarsch. Derzeit testet der Bund in Röschenz (BL) eine entsprechende Versuchsanlage. Der Standort am Challpass ist nicht zufällig ausgewählt: Die Strecke ist beliebt bei Töff- und Sportwagenlenkern. Auch Genf und Lausanne führten bereits Tests mit Lärmblitzern durch, die Stadt Zürich hat eigene Versuche angekündigt.

Das Thema ist heiss umstritten. Da ist einerseits die Lärmfrage – was für die einen Lärm ist, ist für die anderen eine Sinfonie. Andererseits dreht sich die Debatte aber auch um juristische und technische Fragen. Noch fehlen die gesetzlichen Grundlagen für die Einführung von Lärmmessgeräten. Eine parlamentarische Initiative von Gabriela Suter (SP/AG) möchte dies ändern. Sie ist bereits an den Bundesrat überwiesen worden.

Mit einem zweiten Vorstoss wollte die Sozialdemokratin und Präsidentin der Lärmliga Schweiz gar ein Fahrverbot von Motorrädern mit einem Standpegel von über 95 Dezibel. Während damit gezielt die Motorradfahrer ins Visier genommen werden, sind von der parlamentarischen Lärmblitzer-Initiative auch die Automobilisten in der Schweiz betroffen.

 

Ungelöste technische und juristische Fragen

Auf Anfrage von STREETLIFE schreibt das Bundesamt für Umwelt BAFU, das Anfang Juli einen Bericht dazu veröffentlicht hat, der Pilotversuch in Genf weise «bereits ein sehr leistungsfähiges technisches Niveau auf» und erlaube «eine genaue Identifizierung der übermässig lauten sowie unnötig Lärm verursachenden und damit vorschriftswidrigen Vorbeifahrten».

Kritiker weisen hingegen darauf hin, dass weder die juristischen noch die technischen Fragen gelöst sind. Der ehemalige Nationalrat Walter Wobmann (SVP), Präsident von Swiss-Moto, des offiziellen Motorradfahrerverbands der Schweiz, betont, «dass man nicht belangt werden darf, wenn man mit einem legal zugelassenen Fahrzeug unterwegs ist». Ausserdem sei auch der Vergleich mit dem Geschwindigkeitsradar unzulässig: Dort sei das Limit sichtbar gekennzeichnet und das Tempo sei auf der Anzeige ersichtlich – anders als beim Lärm. Darum folgert Wobmann: «Lärmblitzer sind – Stand heute – illegal.»

Motoren nicht grösste Lärmquelle

Das wissen auch die Regulatoren und Gesetzgeber. So ist die EU daran, Lärmanzeigen einzuführen. Weiter ist absehbar, dass auch die heutige Lärmmessung geändert und die Vorgaben verschärften werden.

Der von den Medien verstärkte Hype um den Strassenlärm unterschlägt allerdings gerne die Tatsache, dass entgegen der subjektiv vorherrschenden Wahrnehmung nicht die Motoren die grösste Lärmquelle sind, sondern die Abrollgeräusche der Reifen. «Verbrennungsmotoren sind in den letzten Jahren deutlich leiser geworden», hält das Umweltministerium des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen fest. Die Debatte um Strassengeräusche und Lärmblitzer wird uns also noch eine Weile beschäftigen.

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