Werbung
«Links-Grün lebt in einer anderen Welt»
Peter Grünenfelder lenkt die Interessen der Auto-Importeure in der Schweiz. Seit dem 1. August 2023 ist er Präsident der Vereinigung Auto-Schweiz, nachdem er im Mai 2023 an der Generalversammlung gewählt wurde. Ein Jahr nach seiner Wahl spricht Grünenfelder mit STREETLIFE über die Hausaufgaben der Politik und die Polemik der links-grünen Autogegner.
Peter Grünenfelder, wie präsentiert sich aktuell die Lage des Schweizer Automarkts?
Der Markt hat noch nicht das Niveau von vor der Pandemie erreicht, aber im letzten Jahr hat er gegenüber 2022 zugelegt. Das ist ein starkes Zeichen. Die Autoimporteure und die Mobilitätsindustrie in der Schweiz sind von einem starken Zukunftsglauben beseelt. Damit zeigt sich, die Mobilität ist ein Grundbedürfnis unserer Gesellschaft und des Wirtschaftsstandortes Schweiz. Die Autobranche hat sich gut für die Zukunft gerüstet. Nur gibt es in gewissen Kreisen eine politische Fundamentalopposition, die nicht wollen, dass sich die Branche weiter entwickelt, und da müssen wir hart dagegenhalten.
Wird dieser Zukunftsglauben von der Kundschaft geteilt?
Die Schweizer Bevölkerung ist sehr autoaffin. Das ist hocherfreulich. Sie glaubt an das Auto und braucht es. Wir sind ein Land der Pendler, in dem 70 Prozent der Strecken mit dem Auto zurückgelegt werden. Das heisst, das Auto wird es in der Schweiz immer geben.
Mobilität ist ein Grundbedürfnis der Bevölkerung.
Wie steht es um die Elektromobilität im Land?
Jeder fünfte Neuwagen ist heute ein Elektroauto. Ob dieser Anteil weiterwächst, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Abschreckend war beispielsweise, dass der Bund unnötigerweise eine Importsteuer von vier Prozent auf Elektroautos eingeführt hat. (E-Autos sind seit diesem Jahr nicht mehr von der Importsteuer befreit.) Deshalb muss die Politik endlich ihre Hausaufgaben machen. Sprich: Es muss mehr Ladestationen geben als heute und genug kostengünstigen Strom zum Laden. Diese Versorgungssicherheit ist noch nicht gewährleistet. Politisch gibt es also noch einiges zu tun, wenn die Autobranchen die Transformation zu alternativen Antrieben schaffen soll
Mit besseren Rahmenbedingungen kaufen die Kunden also eher E-Autos?
Am Schluss wird der Markt entscheiden. Die Politik darf auf keinen Fall bestimmen wollen, welche Technologie die Kunden kaufen müssen. Wir müssen technologieoffen sein und die Bevölkerung soll die Wahlfreiheit haben. Ich bin gegen Vorschriften. Das wäre ein regulatorischer Eingriff in die individuelle Lebensgestaltung. Es braucht Anreize und attraktive sowie preiswerte Modelle, damit die Elektromobilität breit Fuss fasst. Beides kommt jetzt und deshalb bin ich durchaus zuversichtlich und positiv gestimmt.
Wie schätzen Sie Stellung des motorisierten Individualverkehrs in der Schweizer Politik ein?
Wenn ich sehe, wie breit das Auto in der Bevölkerung abgestützt ist und gleichzeitig die politischen Verlautbarungen gewisser Kreise sehe, vor allem von der links-grünen Seite, muss ich sagen: Die Vertreter leben in einer anderen Welt, oder in einer Welt, die nichts mit der Realität des heutigen Mobilitätsbedürfnisses der Bevölkerung zu tun hat. Da gibt es politische Schlagwörter, die sehr autofeindlich sind. Zudem gibt es vor allem in den Städten eine vehemente politische Autogegnerschaft. Aber aufgrund unserer Topografie und weil wir eine Pendlernation sind, werden diese Kreise nie Mehrheiten gewinnen. Die Stimmbevölkerung ist gerade bei Volksabstimmung, wie der Engpassbeseitigung, oft sehr pragmatisch und lässt sich von ideologischen Sprüchen von nicht einwickeln.
Das Auto wird es in der Schweiz immer geben.
Wie wichtig ist diese Ende Jahr anstehende Abstimmung zur Engpassbeseitigung der Nationalstrassen?
Es ist ein Grundbedürfnis unserer Gesellschaft, sich fortzubewegen und nicht in der Schweiz des Stillstandes zu verharren. Zudem verursachen die Staus jährlich Kosten in Milliardenhöhe, was ein volkswirtschaftlicher Unsinn ist. Deshalb dient die Vorlage auch dem wirtschaftlichen Fortkommen. Weiter erhöht sie die Sicherheit. Erstens, weil weniger Verkehr durch Dörfer rollt, wo es Schulen gibt und Menschen wohne. Zweitens, weil es weniger Unfälle gibt. Das beweist beispielsweise der Gubrist. Seit es nach Bern drei Spuren hat, geschehen dort weniger Unfälle.
Wie schätzen Sie die Chance für die Abstimmung ein?
Wenn wir uns gemeinsam engagieren, bin ich zuversichtlich, dass wir diese Abstimmung gewinnen. Aber es gibt noch viel zu tun. Wir haben die besseren Argumente, und können damit auch das Stimmvolk überzeugen. Stand heute gehe ich davon aus, dass wir eine klare Mehrheit erzielen werden. Wir stehen also mitten im Abstimmungskampf. Und die Gegenpartei kämpft mit harten Bandagen. Sie streitet die positiven Effekte der Engpassbeseitigung ab. Zudem argumentiert sie teilweise sehr emotional und wahrheitsfremd.
Inwiefern?
Es kommt immer die bekannte Aussage: Wer Strassen sät, werde angeblich Verkehr ernten. Sprich, es gebe nachher mehr Verkehr als zuvor. Fakt ist: Wir haben immer mehr Verkehr, obwohl die Autobahnen zuletzt nicht ausgebaut wurden. Die Gründe sind die steigende Nachfrage nach Mobilität und weil wir ein Bevölkerungs- sowie Wirtschaftswachstum haben. Es handelt sich auch nicht um einen Ausbau, wie von den Gegnern behauptet. Die Vorlage will Engpässe auf den Nationalstrassen beseitigen. Wir wollen, dass der Verkehr wieder fliesst.

Hast du etwas beobachtet?
Werbung