Zum Hauptinhalt springen

Werbung

Verkehr •
Erste Fahrt im Hyundai Kona

Ein SUV der Gegensätze – aber es funktioniert

Mit dem Kona hat Hyundai 2017 im doppelten Sinn den Nerv der Zeit getroffen. Er ist ein handlicher City-SUV und bietet von Benzin bis Elektro eine breite Antriebsauswahl. Jetzt startet die zweite Generation mit noch mutigerem Design. STREETLIFE konnte den koreanischen Alleskönner voller Gegensätze schon fahren.

Mit seiner futuristischen Front hat mich Hyundais City-SUV Kona an der Auto Zürich begeistert. Im Scheinwerferlicht der Messehalle vor zwei Wochen stach er aus der Masse der unzähligen neuen Crossover hervor. Damit herrschte verkehrte Welt bei den Autocheckern von STREETLIFE, denn mir sagen Crossover normalerweise nichts und ausgerechnet mein sonst SUV-liebender Kollege Aellig war vom Kona nicht sehr angetan. Nur: Das steigerte meine Neugierde auf mein zweites Treffen mit dem kompakten Koreaner. Würde meine Begeisterung überleben oder Aelligs Skepsis auf mich abfärben?

In Bern lädt uns Hyundai ein zu einer kurzen Testfahrt mit seinem jüngsten Modell und ich sehe den Kona sozusagen das erste Mal in freier Wildbahn. Während ich hinter einem anderen Journalistenkollegen herfahre, habe ich mehr Zeit, um das Design zu studieren, und erinnere mich an Aelligs Worte: «Irgendwie passt das Zusammenspiel zwischen kantigen und rundlich-knubbeligen Elementen nicht zusammen.» Und im Tageslicht kann ich erkennen, was er meinte.

Kanten gegen Kurven

Das Kona-Design setzt sich aus zwei Gegensätzen zusammen: Während Front und Heck mit runden Formen gefallen, erinnern die seitlichen Flanken mit ihren Kanten eher an den silbernen Espresso-Kocher von Bialetti und ecken an meinem Ästhetik-Empfinden an. Gerade der Übergang von rundlichen Formen in die ausgestellten Radhäuser wirkt auf mich nicht gelungen, weshalb die Radhäuser wie Pfausbäckchen wirken. Es wirkt weniger schlimm, wenn die Radkästen in Wagenfarbe lackiert und nicht mit Plastik verkleidet sind. Aber es stört mich nicht gross: ich blende es aus und die Front und das Heck bleiben in Erinnerung. Die durchgehenden LED-Leuchtbänder vorne und hinten geben dem Kona einen mutigen und futuristischen Look, ohne aber allzu gewagt und damit abschreckend zu wirken.

Knöpfe gegen Moderne

Als ich einsteige, bin ich zuerst überrascht. Schon lange habe ich in einem neuen Wagenmodell keine so tiefe Mittelkonsole mehr gesehen. Das lässt den Kona innen sehr geräumig wirken. Das liegt unter anderem daran, dass es keine Gangwahlhebel mehr gibt für die Automatik. Ich lege die Fahrstufe D oder den Rückwärtsgang über einen massiven Hebel an der Lenkradsäule ein.
Mir gefallen auch die Drehknöpfe für die Laustärke der Musik und die Kippschalter für die Temperatur der Klimaanlage. Die Bedienung ist sehr logisch und intuitiv. Die Bildschirme haben eine gute Auflösung und auf Wunsch gibt es ein Head-up-Display.

Strom gegen Benzin

Es wird Zeit, den Kona auf der Strasse zu testen. Hyundai sieht seinen City-SUV als Multitalent und bietet ihn mit drei unterschiedlichen Antriebskonzepten für unterschiedliche Bedürfnisse an. Hier stehen sich Hybrid, Allrad und Elektroantrieb gegenüber. Die Hybrdiversion (ab 37'900 Fr.) bildet mit 141 PS (104 kW) das Einstiegsmodell und verfügt über Frontantrieb. Allrad gibt es nur in Kombination mit dem 198 PS (146 kW) starken Turbobenziner (ab 39'900 Fr.).

Wie schon beim Vorgänger gibt es zwei Elektroversionen. Der Einstiegs-Stromer (ab 42'900 Fr.) mit 156 PS (115 kW) und einer Akkukapazität von 48,4 Kilowattstunden (kWh) bietet 377 Kilometer Reichweite. Die stärkere Elektro-Version (ab 46'900 Fr.) ist mit 217 PS (160 kW) das Kona-Topmodell. Dank einem grösseren Akku mit 65,4 kWh kommt er mit einmal laden 514 Kilometer weit. Die 30 Kilometer kurze Testrunde vom Stadion Wankdorf in Bern nach Jegenstorf und zurück lässt noch keinen wirklichen Schluss auf die reale Reichweite zu. Dazu ist ein ausführlicherer Test nötig. Wie seine grossen E-Brüder Ioniq 5 und 6 beherrscht der Kona auch bidirektionales Laden, womit er zur mobilen Batterie für Elektrogeräte wie Kaffeemaschine oder Kühlbox wird.

Spritzig gegen gelassen

Der erste Eindruck des stärkeren Elektro-Kona ist äusserst positiv. Er fährt sich sehr spritzig und bleibt mit seinen kompakten Abmessungen handlich. So kommt gerade auf Landstrassen viel Fahrspass auf. Das wird durch das etwas straffe Fahrwerk unterstrichen. Im Vergleich zum Hybrid ist die Fahrt im E-Kona etwas weniger komfortabel. Das dürfte am zusätzlichen Gewicht der Batterie im Unterboden liegen.

Die Hybridversion wirkt eher entschleunigend. Der Kona ist mit 156 PS zwar nicht untermotorisiert, ist aber auch bei weitem nicht so quirlig wie der Stromer. Es ist, das richtige Mittelmass, um sparsam mit dem Verkehr mitzufliessen, ohne andere zu behindern oder den Motor zu überanstrengen. Er enthält einen vernünftigen, auf die Fahrzeuggrösse abgestimmten Antrieb. Beide Antriebsversionen gefallen mit einem ausgewogenen Fahrwerk und präziser Lenkung. Hyundai Schweiz erwartet, dass sich etwa 40 Prozent der Kunden für einen Stromer, 40 Prozent für einen Hybrid und 20 Prozent für einen Allrad-Kona entscheiden.

Fazit

Der Kona wird in seiner zweiten Generation mutiger und ausgereifter. Der rustikale Abenteurer wandelte sich zu einem eleganten Gentleman und meine Erwartungen nach dem ersten Eindruck von der Auto Zürich werden erfüllt. Leider verfügt die E-Version nicht wie andere Hyundai-Modelle über die 700-Volt-Technik, was besseres Schnellladen als die 41 Minuten von 10 auf 80 Prozent ermöglichen würde. Aber der SUV wurde auch nicht als reines Elektroauto entwickelt. Da sind Kompromisse nötig, aber es sind die einzigen bei dem City-SUV. Denn obwohl der Kona vom Design bis zum Antrieb voller Gegensätze steckt, überzeugt er mit seiner Harmonie. 

Leserreporter

Hast du etwas beobachtet?

Schicke uns deine Bilder und Videos! Bei unseren Lesern ist immer etwas los, doch unsere Reporterinnen und Reporter können nicht überall sein. Und hier kommst du ins Spiel: Hast du etwas beobachtet oder möchtest du uns etwas mitteilen, das nur du weisst? Schicke uns deine Bilder und Videos per WhatsApp unter 077 279 72 56 direkt in unsere Redaktion.

Werbung