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E-Auto schützt nicht vor Tacho-Bschiss
Um ein Auto teurer zu verkaufen, wird im Occasionsmarkt gerne illegal am Tacho gedreht. Dank Manipulationsgeräten geht das kinderleicht – sogar bei modernsten E-Fahrzeugen. Experten fordern einen besseren Schutz durch die Hersteller.
Auf dem Occasionsmarkt spielen die gefahrenen Kilometer eines Fahrzeugs eine wichtige Rolle bei der Preisbestimmung: Je weniger Kilometer auf dem Tacho stehen, desto höher der Wert. Kein Wunder also, dass kriminelle Tacho-Dreher ein lukratives Geschäft wittern.
Auch bei E-Autos kein Schutz
Wer jetzt aber denkt, E-Autos seien dank moderner Software besser geschützt, irrt gewaltig. Der Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS) bestätigt auf Anfrage: «Gegen einen gefälschten Tacho sind auch E-Autos nicht ‹immun›. Moderne Fahrzeuge speichern die Kilometerdaten zwar an verschiedenen Stellen im Softwaresystem ab, Kriminelle finden jedoch leider manchmal Mittel und Wege, diese Daten anzugleichen», sagt Mediensprecher Yves Schott.
Opel Corsa-e: Von 10'000 auf 12 in wenigen Klicks
Ein Selbstversuch von Auto Motor und Sport und dem Deutschen Automobil-Club ADAC, dem Pendant zum Schweizer Touring Club, zeigt das eindrücklich. Mit nur wenigen Klicks auf einem Manipulationsgerät setzt der Reporter den Kilometerstand eines Opel Corsa-e von 10’844 auf 12 Kilometer zurück. Damit gewinnt das Fahrzeug im Occationsmarkt fast 1400 Franken an Wert.
So erkennt man einen manipulierten Tacho
Doch wie kann man sich vor der Betrugsmasche schützen? Der Auto Gewerbe Verband Schweiz AGVS rät, beim Occasion-Kauf nicht nur auf die Kilometerzahl zu achten: «Wir empfehlen eine Plausibilitätsprüfung durch optische Begutachtung von Abnutzungsspuren an Lenkrad, Pedalen, Fahrersitz oder Ladesteckdose.» Wer zusätzlich alte Servicehefte oder Reparaturrechnungen prüft, könne verdächtige Abweichungen zudem leichter erkennen.
Kaum Anzeigen, aber hohe Dunkelziffer
Eine Umfrage bei Schweizer Polizeikorps zeigt: Anzeigen wegen Betrug durch Tachomanipulation gibt es nur vereinzelt, oft nur eine Handvoll pro Jahr. Doch das dürfte nicht heissen, dass kaum betrogen wird. Experten gehen sogar davon aus, dass der Tacho jedes dritten Gebrauchtwagens manipuliert wurde, weil es einfach geht und im System oft nicht mehr nachvollziehbar ist.
Besserer Schutz durch Hersteller gefordert
Genau deshalb appelliert der ADAC an die Hersteller: Tachos müssen endlich besser geschützt werden. Einen ersten Schritt machten Audi und VW, indem sie Computerchips mit Hardware Secure Modulen einsetzen. Dadurch wird der Tachobetrug deutlich erschwert, da die Technologie Daten wie den Kilometerstand im Steuergerät des Fahrzeugs verschlüsselt. Zwar ist der Betrug jetzt etwas aufwändiger, aber immer noch möglich. Viele Hersteller wollen das Problem deshalb weiterhin bekämpfen und haben den Tacho-Tricksern den Kampf angesagt.

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