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Politik & Wirtschaft •
Experte zum Preisdruck bei gebrauchten E-Autos

«Beim Occasion-Stromer kauft man die Katze im Sack»

Elektroautos aus zweiter Hand sind unbeliebt. Dies bestätigen Experten aus dem Occasion-Autohandel. Woran das liegt und weshalb es sich lohnt, ein gebrauchtes E-Auto trotzdem zu kaufen, verrät dir STREETLIFE.

Der Gebrauchtwagenmarkt ist in Bewegung. E-Autos aus zweiter Hand stehen vermehrt im Angebot. Doch eine deutsche Studie zeigt jetzt: Occasion-E-Autos enden oft als Ladenhüter und verlieren schnell an Wert. Sie sollen im Schnitt zwölf Prozent mehr an Wert verlieren als vergleichbare Verbrenner-Fahrzeuge. Wie sieht die Lage in der Schweiz aus?

Neue Technologie sorgt für schnelles Veralten

Der Wertverlust der Elektroflitzer sei laut Henri Lyon, Geschäftsführer von Carmarket nicht pauschal zu benennen. Jedoch kennt der Occasion-Fachmann die Gründe: «Die schnelle technologische Entwicklung der Elektroautos begünstigt den Wertverlust. So kam zum Beispiel bei gewissen Marken die erste Generation von E-Autos einphasig auf den Markt, während die zweite Generation bereits dreiphasig war. Diese Entwicklung hat besonders die Ladezeit der Stromer verkürzt.»

Damit sind gewisse E-Auto-Modelle bereits veraltet. Ein Phänomen, dass bei Verbrennern nicht anzutreffen ist, so Lyon: «Der Antrieb bei Benzinern oder Dieselfahrzeugen werden seit Jahren weiterentwickelt. Das Motorensystem bleibt durch den fossilen Kraftstoff im Kern aber immer dasselbe, jedoch mit laufenden Verbesserungen.»

Preisdruck durch Tesla

Ein weiterer Grund für den schnellen Wertverlust sei zudem der Preisdruck durch den Marktführer Tesla, erörtert Lyon. Dieser habe in den letzten Monaten mehrfach die Preise seiner Tesla Modelle Y und 3 gesenkt, was den Gesamtmarkt bei E-Occasionen nach unten drücke.

Nachfrage nach E-Autos sinkt

Die erschwerten Bedingungen beim Verkauf von gebrauchten E-Autos habe nun laut Experten auch Einfluss auf den Kaufentscheid bei Neuwagen. Seit September 2023 sind die Absatzzahlen in der Schweiz rückläufig. 

Ein weiterer Faktor ist, dass Automarken ihre neuen Elektro-Modelle vermehrt zu günstigeren Preisen anbieten, was den Occasionenmarkt überproportional unter Druck setzt.

Dies bestätigt auch Christoph Wolnik, stellvertretender Direktor und Mediensprecher von Auto Schweiz. «Mangelnde Ladeinfrastruktur, hohe Strompreise und fehlende Ladestationen in Wohnhäusern halten Lenkerinnen und Lenker vor dem Kauf eines E-Autos ab. Zudem ist man mit Elektro-Occasion nicht viel günstiger unterwegs als mit Verbrennern.» Deshalb warten viele Automobilisten laut Wolnik die weitere Entwicklung ab und verlängern etwa ihre Leasingverträge, bevor sie sich an einen Stromer wagen.

Im Fokus steht der Zustand der Batterie

Ein weiterer Punkt, der vom Kauf abhalte: «Bei E-Auto-Occasionen kauft man die Katze im Sack. Man weiss nie, wie der Vorbesitzer den Akku behandelt hat», so Wolnik.

Tatsächlich ist die unbekannte Pflege des E-Autos durch den Vorbesitzer nur einer der Nachteile, der beim Kauf eines gebrauchten Stromers auftauchen kann. Dennoch sei bei einem Second-Hand-E-Flitzer nicht alles schlecht, weiss Occasion-Fachmann Henri Lyon. «Die Autos sind günstiger als Neuwagen und sofort verfügbar. Meistens sind sie nur wenige Kilometer gefahren und nicht sehr alt. Somit sind sie oft in einem guten Zustand, mit laufender Werksgarantie.»

Teste den Auto-Akku beim Fachmann

Wie auch bei gebrauchten Benzinern oder Dieselautos, kann das Occasion-E-Auto bei Fachstellen wie etwa beim Touring Club Schweiz TCS oder beim Automobil Club Schweiz ACS in den Check gebracht werden. Dort werden die Batteriekraft und Reichweite des Wagens, wie auch die Funktionalität und Sicherheit geprüft.

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