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Total verrückt! •
Dusche, Frosch oder Transformer

Diese Tricks sollen Mini-Stromer sexy machen

Es braucht keine zwei Tonnen schweren SUV, um durch die Stadt zu fahren – auch nicht elektrisch. Immer mehr Hersteller setzen auf vernünftige, 2,5 bis 3 Meter lange Mini-Stromer. Doch die meisten sehen eher komisch aus. Um sie dennoch zu verkaufen, greifen die Autobauer in die Trickkiste und bieten feuchte Gadgets, tierische Namen oder schräge Türen.

In der Schweiz haben Leicht- und Kleinbauautos keinen guten Ruf. Denn bei uns sind Fahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 oder 45 km/h oftmals als Seniorenmobile verschrien. Doch damit haben die aufkommenden Mini-Stromer, die in Frankreich und Italien immer mehr durch die Städte wuseln, nichts zu tun.

Die Gehhilfe – Kyburz Plus II

Ein wahres Seniorenmobil ist der Kyburz Plus II. Das Schweizer Unternehmen preist ihn aber nicht nur für die älteren Semester an, sondern auch für Jugendliche. Kyburz baut seit 1994 das Elektrodreirad «Classic» und legte 2002 den gedeckten Kabinenroller Plus mit vier Rädern nach. Heute bietet Kyburz die zweite Generation mit 65 bis 135 Kilometern Reichweite in drei Ausführungen an: mit 10, 20 oder 30 km/h Höchstgeschwindigkeit. Für die langsameren Versionen braucht es keinen Führerschein und für die 30er den Mofa-Ausweis der Kategorie M. Trotz des stolzen Preises ab 24'900 Franken hat der Kyburz nicht viel mit einem Auto gemein und bietet nur einer Person Platz. 

Der Vorreiter – Aixam E-City

Frankreich scheint das europäische Heimatland der Mini-Autos zu sein. Schon seit 1983 baut Aixam Klein- und Leichtfahrzeuge. Zu Beginn fuhren sie noch mit Benzin und Diesel, heute gibt es die 2,78 Meter langen Winzlinge natürlich auch mit Elektroantrieb. Mit zwei Plätzen gehen die Modelle E-City und E-Coupé schon in Richtung Auto. Sie dürfen maximal 45 km/h fahren und kommen auf eine Leistung von 8 PS (6 kW). So liegt die maximale Reichweite gemäss dem Schweizer Importeur Steck Automobile aus dem Kanton Bern bei 130 Kilometern. Im Durchschnitt sollen die Aixam 80 Kilometer schaffen. Der günstigere E-City ist ab 23'800 Franken erhältlich und für 1000 Franken mehr gibt es das E-Coupé.

Das Internet-Auto – Hitec Eco Car

Ja, bei den meisten Herstellern kann man inzwischen sein Auto online zusammenstellen. Aber am Schluss steht immer noch der Gang zum nächsten Händler, um den Kauf abzuschliessen. Beim Hitec Eco Car ist das nicht nötig. Den können Interessierte ganz einfach beim Online-Riesen Galaxus bestellen. Ausgeliefert wird er allerdings erst, nachdem die obligatorische Haftpflichtversicherung abgeschlossen wurde. Der in vier Farben erhältliche Mini-Stromer kostet 14'500 Franken. Mit seinem 10 PS (7,5 kW) starken Elektromotor schafft er bis zu 80 km/h und hat eine Reichweite von 120 Kilometern.

Der Abtretende – Renault Twizy

Renault gehört zu den Vorreitern der Elektromobilität. 2012 brachten die Franzosen nur kurz nach dem Tesla Model S mit dem Zoe ein Serien-E-Auto auf den Markt. Schon ein Jahr zuvor startet 2011 der Mini-Stromer Twizy. Eigentlich fast mehr ein Scooter als ein Auto, hat er aber doch vier Räder und ein Dach, nur gegen Aufpreis Türen. Trotzdem bietet er zwei Personen Platz, die hintereinander sitzen. Dazu erreicht der Twizy mit seinem 17 PS (13 kW) starken E-Motor eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h und bietet eine Reichweite von 90 Kilometer. Der Mini-Stromer von Renault kostet in der Schweiz 16'900 Franken. Dafür gibt es ein Stück elektrischer Automobil-Geschichte und einen der letzten Twizys überhaupt. Denn Renault stellt die Produktion Ende Jahr ein. Der Nachfolger wird Duo heissen. Allerdings steht dieser voraussichtlich nur noch als Sharing-Mobil bei Renaults Mobilitätsservice-Tochter Mobilize zur Verfügung.

Der Frosch – Bob Four

Hier lässt schon der Name aufhorchen. Elektro-Frosch heisst die Marke, die den Bob Four herausbringt. Auf den ersten Blick wirkt der 2,74 Meter lange Mini-Stromer eher wie ein Golf-Kart, aber er bietet auf Wunsch bis zu vier Sitze. Bei 45 km/h ist allerdings Schluss, die Reichweite soll gut 100 Kilometer betragen. Neben dem Bob Four bietet Elektro-Frosch auch weitere Mini-Fahrzeuge. Kleiner Nachteil: In der Schweiz gibt es die Frösche offiziell nicht und die Seite des Anbieters aus Berlin ist aktuell offline. 

Das Uni-Projekt – e.Go Wave X

Die Elektromobilität machte die Uni Aachen beinahe zum Autobauer. Professor Günther Schuh hatte zuerst für die Deutsche Post den Elektro-Transporter Streetscooter entwickelt. Nach dessen Erfolg machte sich das Projektteam daran, ein kleines Elektroauto zu entwerfen, wozu 2015 das Start-up e.Go Mobile gegründet wurde, mit Schuh als Geschäftsführer. Wegen Verzögerungen bei der Zulassung des Stadtflitzers e.Go Life fiel der Verkaufsstart Anfang 2020 in die Corona-Pandemie und sorgte für Finanzprobleme. Diese sind nun überwunden und letzten Herbst hat der Wave X den e.Go Life abgelöst. Der Stromer mit SUV-Optik ist mit 3,36 Meter Länge schon fast ein vollwertiges Auto. Er leistet bis zu 116 PS (86 kW) und ist bis zu 136 km/h schnell. Die Reichweite gibt e.Go mit 163 Kilometern an. In Deutschland starten die Preise für den Wave X bei umgerechnet knapp 24'000 Franken. Ob und wann er in die Schweiz kommt, ist nicht bekannt.

Der Wandelbare – City Transformer CT-1

Wie der Twizy bietet der City Transformer CT-1 zwei Sitzplätze hintereinander. Auf Knopfdruck kann er aber vierzig Zentimeter schmaler werden und so noch leichter Parkplätze finden. Im Normalbetrieb hat der CT-1 eine Spurbreite von 1,4 Metern. Das dient der Stabilität, damit der Mini-Stromer nicht so schnell umkippt, wenn er um die Ecken düst. Zum Parkieren zieht er die Räder ein und hat noch einen Meter Spurbreite. Die Idee des israelischen Start-ups soll das Parkplatzproblem in den Städten lösen. Der CT-1 soll Ende 2024 mit 22 PS (15 kW), bis 90 km/h Spitze und 180 Kilometern Reichweite auf den Markt kommen. Für eine Anzahlung von rund 140 Franken kann der umgerechnet 15'200 Franken teure City Transformer CT-1 schon vorbestellt werden.

Die Drillinge – Citroën Ami, Fiat Topolino, Opel Rocks-e

Mit dem Ami hat der Stellantis-Konzern (Alfa Romeo, Citroën, DS, Fiat, Jeep, Maserati, Opel, Peugeot) seine Mini-Elektro-Offensive begonnen. Citroën lancierte den 2,41 Meter langen Stadt-Würfel 2020. Mit einem 8-PS-Motörchen und einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h verfügt der kleine Freund über eine Reichweite von 75 Kilometer. Die Preise starten bei 9090 Franken.
Nach dem Erfolg des Ami in Frankreich zog die deutsche Schwestermarke Opel nach und lancierte mit dem Rocks-e einen Zwilling zum Ami. In der Schweiz ist dieser sogar schon seit Ende letzten Jahres erhältlich und war damit vor dem Ami. Dafür ist er ab 9190 Franken leicht teurer.
Mit ziemlicher Verspätung hat Fiat diesen Juni mit dem Topolino seine eigene Version des Mini-Stromers vorgestellt. Dafür haben die Italiener etwas am Design gefeilt und den Mini-Stromer hübsch gemacht. Für uns ist der Topolino der hübscheste der Drillinge. Oder liegt es an den netten Spielereien, dass er uns gefällt? Auf Wunsch gibt es ihn als Cabrio mit Schiffsseilen statt Türen. Diese Version überrascht zudem mit einer Dusche. Schweizer Preise gibt es allerdings noch nicht für den Topolino.

Schweizer Nostalgiker – Microlino

Der Microlino ist eine Schweizer Idee nach historischem Vorbild. Der Mann hinter dem Trottinett Micro-Scooter, Wim Ouboter, will mit einem Mini-Zweiplätzer die urbane Mobilität revolutionieren. Beim Design liess er sich von der BMW Isetta aus den 1950er Jahren inspirieren. Das Rollermobil lief gegen hinten zusammen, weil die Hinterräder enger beieinander lagen als die Vorderräder. Statt seitlicher Türen musste man die Front öffnen und von vorne einsteigen. Diese beiden Eigenheiten hat der Schweizer Microlino übernommen. Die elektrische Reinkarnation ist 3 PS stärker und kommt auf 16 PS (12,5 kW). Damit ist er bis zu 90 km/h schnell. Dazu gibt es drei Akku-Grössen, die zwischen 95 und 230 Kilometer Reichweite ermöglichen. Mit Preisen ab 16'490 Franken befindet sich der liebevoll Knutschkugel genannte Microlino im Mittelfeld der Mini-Stromer. Dieses Jahr soll zudem der Microlino Lite starten, der maximal 45 km/h fahren wird.

Was sind Mini-Stromer

Der Begriff «Mini-Stromer» umfasst verschiedene Fahrzeuge. Für die Hersteller dient die europäische Fahrzeug-Kategorie L7e als Grundlage. Für diese gilt in der EU: Sie dürfen maximal 450 Kilogramm schwer sein und 20 PS (15 kW) leisten. Wenn sie maximal 45 km/h schnell fahren, dürfen sie beispielsweise in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien schon ab 15 Jahren gefahren werden.
Die Schweiz unterscheidet zwischen Leicht- und Kleinmotorfahrzeugen. Fahrzeuge der Kategorie L7e sind den Kleinmotorfahrzeugen zugeschrieben, die gemäss Verordnung maximal 450 Kilogramm schwer sein dürfen. Die Leichtmotorfahrzeuge sind bei der Geschwindigkeit auf 45 km/h und bei der Leistung auf 8 PS (6kW) beschränkt. Sie dürfen in der Schweiz allerdings erst ab 18 Jahren gefahren werden.
Wenn die Mini-Stromer nicht auf 45 km/h beschränkt sind und mindestens 80 km/h schaffen, dürfen sie mit einer Vignette auch auf die Autobahn.

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