Werbung
Immer grüner, immer schneller
Eine Generation ist es her, da waren Besitzer bezahlbarer, sportlicher Autos stolz, wenn sie die magische Schallgrenze von 10 Sekunden von 0 auf 100 km/h unterbieten konnten. Mittlerweile sorgen Elektroautos für eine wahre Beschleunigungs-Eskalation. Und machen sogar den Formel-1-Boliden Konkurrenz.
Blicken wir eine Generation zurück, waren es Autos wie Golf GTI, Peugeot 205 GTI oder Ford Escort RS, welche für die normale Bevölkerung einigermassen bezahlbar waren und trotzdem in weniger als 10 Sekunden auf 100 km/h beschleunigten. Mein zweites Auto als 22-Jähriger war beispielsweise ein Peugeot 205 GTI, der in 8,9 Sekunden die 100 km/h-Grenze erreichte.
Einige Jahre später wurde der Markt sportlicher Autos breiter aufgestellt. Junge Wilde kauften sich den preiswerten Fiat Uno Turbo, bei dem Fahrwerk und Beschleunigungswerte nicht in perfektem Einklang standen – sprich, man war dankbar, wenn der leichtgewichtige Italiener nicht in einer Baumkrone landete. Nach 1990 konnte sich die zufriedene Mittelschicht Autos wie den turboaufgeladenen Audi S4 kaufen, welcher bereits in 6,2 Sekunden auf 100 km/h beschleunigte.
Wahnwitziger Grip
Heute erleben die Freunde der individuellen Mobilität plötzlich eine paradoxe Situation: Elektroautos gelten als nachhaltig – egal über welche Batterie oder über welch wahnwitzige Leistung sie verfügen. Nachhaltigkeit gilt aktuell als sakrosanktes Verkaufsargument. Und solange nicht Diesel oder Benzin mit im Spiel sind, ist alles gut. Wenn Autohersteller auf Elektroantrieb setzen und zusätzlich noch einige aus dem Meer gefischte PET-Flaschen den Kunststoffteilen beimischen, befinden sie sich imagemässig auf der sicheren Seite.
Elektroantrieb, kombiniert mit zwei oder drei Prozent Recycling, lautet die aktuell gültige Wokeness-Regel. Autohersteller, welche sich an diese Regel halten, gewinnen plötzlich enormen Spielraum: Ein SUV darf problemlos drei Tonnen wiegen und mit wahnwitzigem Grip den Strassenbelag ruinieren. Bei den Beschleunigungswerten purzelt dank eklatantem Drehmoment des Elektromotors plötzlich ein Rekord nach dem anderen.
Duell gegen Max Verstappen
Schaut man sich die Beschleunigungswerte von einigen STREETLIFE-getesteten Steckerautos an, werden die Leistungssprünge offensichtlich: Der fünftürige Polestar 2 BST Edition 270 beschleunigt in 4,4 Sekunden von 0-100 km/h. Der 544 PS-starke BMW i4 M50 schiesst in 3,9 Sekunden auf 100. Der Porsche Taycan GTS Sport Turismo erreicht die 100 bereits in 3,8 Sekunden. Diese drei Autos sind alle familientauglich und bieten genügend Platz für eine umfassende Golfausrüstung.

Ende 2023 kommt nun der kleinste SUV von Volvo auf den Schweizer Markt. Der kompakte Volvo EX 30 erscheint in coolem Design und präsentiert sich als ideales Auto für die Fahrt zur Kita oder zum Bio-Bauernmarkt. Selbstverständlich werden im veganen Innenraum des Volvo EX 30 Materialen aus Abfallprodukten verwendet. Und die Beschleunigung? Mit der Twin-Motor-Performance schiesst der Kompakt-SUV in 3,6 Sekunden auf 100 km/h. Jetzt fehlt nur noch 1 Sekunde, um Formel-1-Weltmeister Max Verstappen in seinem RB19 zu bedrängen.

Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er aktiv mit im Kanton Schaffhausen. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen muss.
Werbung