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Die Ladekarte bestimmt den Skitrip
Viele Elektroautofahrer könnten vor der Entscheidung stehen, ihr bevorzugtes Skigebiet zu wechseln. Grund sind die undurchsichtigen Lade- und vor allem Roaming-Kosten der Ladenetzbetreiber. Diese sind alles andere als nutzerfreundlich – findet auch der Konsumentenschutz.
Der Durchbruch der Elektromobilität steht und fällt mit den Lademöglichkeiten, sei es Zuhause oder unterwegs. Der Härtetest für die Alltagstauglichkeit ist dabei der eintägige Skiausflug. Denn hier summieren sich mehrere Disziplinen, die für Elektroautos und vor allem ihre Reichweite ein Stresstest sind. Kälte, Langstrecken, Autobahnfahrten, Steigungen und ständiges Beschleunigen.
Summiert heisst das, weniger Reichweite als im Alltag und im Skigebiet angekommen, erhält die Vorfreude auf einen Tag auf der Piste plötzlich einen Dämpfer, weil der Strom nicht mehr bis nach Hause reicht.
Jetzt heisst es laden, und zwar am besten während des Skifahrens, um nachher direkt nach Hause fahren zu können, ohne nochmal stoppen zu müssen. Doch so einfach ist das nicht. In einer Stichprobe hat STREETLIFE die Ladekosten von drei Anbietern in verschiedenen Skigebieten miteinander verglichen.
Wir entscheiden uns für Adelboden BE, Arosa GR, Engelberg OW, Flims GR, Flumserberge SG und Saas-Fee VS sowie für die die grossen Schweizer Ladenetzwerke EV-Pass, Move und Swisscharge. Die erste Herausforderung dabei: eine einheitliche Seite, wo sich die Preise vergleichen lassen, gibt es nicht. Kundinnen und Kunden müssen die Preise in den Apps oder auf den Internetseiten der Anbieter einzeln heraussuchen und vergleichen.
Situation ist nicht Kundenfreundlich
Das kritisiert die Stiftung für Konsumentenschutz. «Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO hat zwar eine Wegleitung zur Preisbekanntgabe herausgegeben, aber diese lässt den Anbietern viele Freiheiten», bemängelt Marius Wiher, Leiter Nachhaltigkeit und Energie bei der Stiftung. «Gemäss dieser Wegleitung sind die Preise transparent bekannt gegeben, aber für die Konsumenten bleiben sie schwer zu vergleichen. Ohne App geht es meistens nicht, weil sie sich selbst an einer Ladesäule von Anbieter zu Anbieter unterscheiden.» Während bei einer Tankstelle alle Kunden den gleichen Preis für den Liter Treibstoff bezahlen, gibt es bei einer Ladesäule unterschiedliche Tarife für den bezogenen Strom.
Das kostet der Strom
Der Grund liegt beim sogenannten Roaming fürs Laden an Säulen von anderen Anbietern. Das ermöglicht es E-Auto-Fahrenden Ladestationen von anderen Anbietern zu nutzen, ohne bei diesen auch noch ein Abo abzuschliessen. Das kann teuer werden, denn für die Fremdnutzung ein Aufpreis und Verwaltungsgebühren verrechnet. Bei EV-Pass steht diese Option beispielsweise nur Kunden mit einem Bezahl-Abo zur Verfügung.
Das heisst: sie bezahlen die Jahresgebühr von 42 Franken und eine Roaminggebühr von je nach Geschwindigkeit 0.15 bis 1.15 Franken. Gemäss EV-Pass-Sprecherin Jane Nüssli werden keine weiteren Kosten wie beispielsweise der bezogene Strom berechnet: «Es wird einfach der Minuten-Preis verrechnet. Da kommt nichts zusätzliches dazu.» Trotzdem wird das Laden während eines ganzen Skitages für Abonnentinnen und Abonnenten von EV-Pass an einer fremden Ladesäule teuer. Wenn wir von acht Stunden und dem in Skiregion üblichen langsamen Laden mit bis zu 22 Kilowatt (kW) ausgehen, beläuft sich die Rechnung am Schluss auf 72 Franken.
An eigenen Ladestationen verrechnet EV-Pass beim kostenlosen Abo normalerweise eine Startgebühr von 99 Rappen sowie 69 Rappen pro Kilowattstunden. Wenn wir davon ausgehen, 50 kWh Strom zu laden, kostet dies 35,49 Franken. Es gibt aber auch EV-Pass-Ladestationen mit anderen Tarifen.
Besonders aufpassen muss man, wenn das E-Auto länger stehen bleibt. Dann drohen pro Minute abgerechnete Strafgebühren. Deshalb empfiehlt Nüssli: «Lässt man das Auto länger stehen, sollte man sicherstellen, dass keine Standgebühren anfallen, damit man seinen Skitag auch bis zum Schluss geniessen kann. Diese Informationen findet man dann jeweils in der App oder auf der Internetseite.»
Move hat ebenfalls einen festen Tarif für Roaming-Stationen. Gemäss Stichprobe bezahlen Kundinnen und Kunden mit dem kostenlosen Abo 38.75 Franken für 50 kWh Strom an Roaming-Station. Die Kosten setzen sich aus einer Aktivierungsgebühr von 75 Rappen sowie einem Strompreis von 76 Rappen pro kWh zusammen.) An Move-Ladesäulen bezahlen die Abonnenten zwischen 54 und 70 Rappen pro kWh, was in unserem Beispiel eine Rechnung von 28.50 bis 35 Franken macht. Von einem Zeittarif ist nur an Schnellladestationen die Rede, aber auch hier empfiehlt es sich, die Angaben in der App genau zu studieren, bevor der Ladevorgang gestartet wird.
Bei Swisscharge schliesslich variieren die Preise von Ladestation zu Ladestation, wobei die eigenen Ladepunkte meist günstiger sind als Roaming-Stationen. Im Gegensatz zu den anderen Anbietern gibt es bei Swisscharge dafür keine Abo-Kosten.
Die effektive Ware bezahlen
Auch diese unterschiedlichen Abrechnungsmethoden kritisiert Marius Wiher vom Konsumentenschutz. «Der Strom sollte als Ware definiert werden und den Konsumenten die bezogene Menge verrechnet werden.» Er macht einen Vergleich: «Es ist, als würde der Supermarkt für die Äpfel nicht nur einen Kilopreis verrechnen, sondern auch noch wie lange man im Laden bleibt, weil es warm ist. Aber die Supermärkte haben auch Miet-, Heiz- oder Lohnkosten in den Kilopreis für Äpfel eingerechnet. Das sollte für den Strom bei Ladestationen auch gelten.» Der Branchenverband Swiss eMobility arbeitet gemäss eigener Angaben an einer Lösung, um die Situation zu verbessern, die noch dieses Jahr präsentiert werden soll.
Für diesen Winter bleibt beim Ski-Ausflug aber wohl nur eine preiswerte Lösung: Wer ein Elektroauto fährt, wählt das Skigebiet am besten nach seinem Lade-Anbieter aus. Denn oftmals ist pro Skigebiet ein Anbieter präsent. Entsprechend zahlen die Abonnenten anderer Lade-Netzwerke Roaming-Gebühren. Wer ein EV-Pass-Abo hat, fährt deshalb am besten in Arosa GR, Engelberg OW, Grindelwald BE oder Saas-fee VS, Ski. Für Move-Kundinnen und Kunden empfehlen sich unter anderem die Regionen St. Moritz GR, Lenzerheide GR, Crans-Montana VS oder Lenk BE für den Skiausflug. In Flumserberg SG profitieren die Swisscharge-Abonnenten vom tiefsten Tarif.
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