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Politik & Wirtschaft •
Schweizer Verband für Elektromobilität fordert

«Es braucht das Recht auf Laden!»

Die Elektromobilität befindet sich in der Schweiz an einem Scheideweg. Wenn der Aufwärtstrend der letzten Jahre weitergehen soll, müsse die Politik handeln, verlangt Branchenverband Swiss eMobility. Gerade für Mietende brauche es dringend Lademöglichkeiten.

Auf den ersten Blick scheint die Schweiz ein Land der Elektroautos zu sein. Das letzte Jahr hat mit einem absoluten Verkaufsrekord für Stromer aufgehört. Mehr als jeder vierte verkaufte Neuwagen (26,9 Prozent) im Dezember lief mit Strom.

Auf den zweiten Blick sorgt der Grund für die guten Dezember-Absätze für Sorgenfalten beim Branchenverband Swiss eMobility. Daten- und Energie-Experte Peter Blass sagt auf Anfragen von STREETLIFE: «Der Dezember 2023 ist ein Ausnahmemonat, weil der Bundesrat Anfang November beschlossen hat, die Steuerbefreiung von Elektroautos aufzuheben.» Seit 1997 sind Elektroautos von der Importsteuer für Fahrzeuge befreit. Ab dem 1. Januar 2024 wird diese Steuer auf Stromer wieder erhoben. «Das dürfte dazu geführt haben, dass rund 1500 Kundinnen und Kunden zusätzlich im Dezember noch ein Elektrofahrzeug gekauft haben», erklärt Blass den Verkaufsrekord von 7209 Elektroautos in einem Monat.

Falscher Zeitpunkt

Swiss eMobility ist nicht grundsätzlich dagegen, dass E-Fahrzeuge besteuert werden. Doch der Bund habe die Steuerbefreiung zu früh aufgehoben. «Es ist das falsche Signal zum falschen Zeitpunkt», sagt Blass. Und führt weiter aus. «Damit werden die Rahmenbedingungen für Elektroautos in der Schweiz verschlechtert.» So war diese Steuerbefreiung die einzige nationale Förderung für E-Autos. Sonstige Subventionen gibt es nicht, ausser in vereinzelten Kantonen.

Aber auch wie die Schweizerinnen und Schweizer leben, bremst das Wachstum der Elektromobilität. 61 Prozent der Bevölkerung leben zur Miete. Doch Mietende können nicht selbst entscheiden, ob sie ihren Parkplatz mit einer Ladestation ausstatten oder nicht. Sie brauchen das Einverständnis des Vermieters. Der Präsident von Swiss eMobility, Jürg Grossen, ist Nationalrat der Grünliberalen und hatte 2021 in einem Vorstoss gefordert, dass Mietende einen gesetzlichen Anspruch auf eine Ladestation erhalten. Doch weil die Motion nicht innert zwei Jahren im Parlament behandelte, wurde sie im März 2023 automatisch abgeschrieben.

Laden wie Internet

Deshalb fordert Swiss eMobility: «Es braucht ein Recht auf Laden!» In anderen europäischen Ländern gibt es das schon, weiss Peter Blass. «Ladestationen müssen endlich so selbstverständlich wie Internetanschlüsse werden. Vermieter müssen die Ladeinfrastruktur nicht bezahlen - sollten sich aber auch nicht quer stellen dürfen.» Für eine entsprechende Gesetzesänderung in der Schweiz wird sich der Verband weiter einsetzen. Denn auch wenn die Schweiz Ende Jahr mit 16'865 öffentlichen Ladestationen (+ 4000) eines der dichtesten Ladenetze weltweit hat, laden die meisten E-Auto-Fahrenden immer noch zu Hause oder bei der Arbeit.

Mit all diesen Herausforderungen sieht Swiss eMobility trotz des hohen Niveaus von 52'752 verkauften Elektroautos im Jahr 2023 Handlungsbedarf. «Die Schweiz befindet sich an einem Scheideweg», sagt Blass. «Das Wachstum geht zwar weiter, allerdings nicht mehr so schwungvoll. Die skandinavischen Länder bauen ihren Vorsprung aus. Und andere setzen den Blinker zum Überholen.» Es brauche eine Förderung oder allenfalls gesetzliche Vorgaben, wenn die Schweiz weiterhin zu den führenden Nationen bei der Elektromobilität gehören soll.

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