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Das ist die autofeindlichste Stadt der Schweiz
Wenig Parkplätze, hohe Gebühren und stetiger Ausbau von Tempo 30: STREETLIFE zeigt dir, welche Deutschschweizer Grossstadt Autofahrenden das Leben besonders schwer macht.
Viele Schweizer Städte machen mit ihrer Politik klar: Autos sind hier unerwünscht. Öffentliche Parkplätze werden stetig abgebaut, es gibt immer mehr Tempo-30-Strecken und die hohen Parkgebühren lassen einen beim Parkbilletautomaten erst mal leer schlucken. Wo Velotouren entstehen, verschwinden Strassenparkplätze – Anwohnende mit Auto haben das Nachsehen.
An sich kein neues Phänomen. Doch in gewissen Städten sucht man jetzt schon ein bisschen länger nach einem Parkplatz, zahlt noch ein wenig mehr dafür oder fährt länger langsam als anderswo. STREETLIFE hat von Zürich, Basel, Winterthur, St.Gallen, Bern und Luzern folgende Faktoren verglichen:
- Das Tempo-30-Netz
- Die Parkgebühren
- Die Anzahl der öffentlichen Parkplätze
- Die Gebühren der Anwohnerparkkarten
Tempo 30
So wird der Verkehr ausgebremst: Gleich in drei Schweizer Grosstädten sind bereits über die Hälfte der Strassen mit Tempo 30 ausgeschildert. Dabei führen Basel und Bern mit einem Anteil von je 56 Prozent, gefolgt von Zürich mit 54 Prozent. Noch etwas weniger Tempo 30 im Vergleich zum gesamten Strassennetz (ohne Autobahnen und Kantonsstrassen) gibt’s in St. Gallen (47 Prozent), Winterthur (45 Prozent) und Luzern (41 Prozent). Nicht miteinberechnet sind die Begegnungszonen der jeweiligen Städte, in denen Tempo 20 gilt.
Parkgebühren im Zentrum
Kurz mit dem Auto in die Stadt für einen Shoppingtrip: Wer direkt im Zentrum parken will, wählt oft das jeweilige Bahnhof-Parkhaus. Doch je nach Stadt muss man auch hier tiefer in die Tasche greifen (STREETLIFE berichtete). In Basel kostet eine Stunde in der Hauptzeit (7-19 Uhr) 5.60 Franken, in Bern 5.50 Franken (von 8-19 Uhr). In Luzern und Zürich kostet die Stunde am Bahnhof je 4 Franken. Am günstigsten sind St. Gallen mit 2.40 Franken und Winterthur mit 2 Franken.
Anwohnerparkkarte
Nicht so billig in Winterthur ist dafür die Anwohnerparkkarte. Mit 710 Franken belegt die Stadt den Spitzenplatz in diesem Vergleich. Ebenfalls teuer ist Luzern mit 600 Franken. Die anderen Städte sind momentan noch wesentlich günstiger: So kostet die Jahresparkkarte in St. Gallen 360 Franken, in Zürich 300 Franken und in Basel 284 Franken. Am günstigsten ist Bern mit 264 Franken – noch. 2023 hat sich das Volk für eine Erhöhung ausgesprochen: Künftig wird die Anwohnerkarte in der Hauptstadt 492 Franken/Jahr kosten. Und auch Basel plant eine Erhöhung in zwei Stufen, bei der die Gebühren erstmals abhängig sind von der Länge des Autos. Für ein Auto das länger ist als 4.90 Meter zahlt man schon ab 2025 512 Franken/Jahr. 2027 sollen es gar 740 Franken/Jahr sein, womit Basel je nach Fahrzeug teurer sein wird als Winterthur.
Öffentliche Parkplätze
Wer Freunde und Verwandte besuchen will, die in der Stadt wohnen, weiss: Das ist gar nicht immer so einfach mit dem Auto. Nicht jede Überbauung verfügt über Besucherparkplätze, und gerade abends oder an Wochenenden sucht man oft lange nach einem öffentlichen Parkplatz im Quartier. Im Verhältnis zur Fläche der Stadt sucht man bei den öffentlichen Parkplätzen in Winterthur am längsten: Bei 5500 Parkplätzen ergibt das gerade mal rund 80 pro Quadratkilometer. Etwas mehr öffentliche Parkplätze gibt’s in Luzern mit rund 7255 (249/km2) und St. Gallen mit 10'000 an der Zahl und 253/km2 (Stand 2021). Im Mittelfeld ist Bern mit 16078 (311/km2). Und trotz Abbau gibt es in Zürich mit 45400 (523/km2) und Basel mit 26500 (716/km2) aktuell die meisten öffentlichen Parkplätze.
Diese Stadt verdrängt das Auto am meisten
In der Auswertung wurden jeweils 1 bis 6 Punkte vergeben, wobei 6 als besonders autofeindlich gilt. Am meisten Punkte erzielten in diesem Ranking die Städte Bern, Basel, Luzern und Winterthur mit je 15 Punkten. Zürich und St.Gallen haben etwas weniger Antiauto-Punkte gesammelt mit je 13 Punkten.
Den STREETLIFE-Extrapunkt gibt es jedoch für die Stadt Basel, die bereits in drei Monaten ihre Anwohnerparkkarte mit einem Autolängen-System massiv aufschlagen will . Damit belegt in diesem Ranking Basel den Titel der autofeindlichsten Stadt der Schweiz.
Hinweis der Redaktion: Die Städte erfassen öffentliche Parkplätze teilweise unterschiedlich. Gemeint sind damit zum Beispiel blaue Zonen, weisse Zonen (gebührenfrei und gebührenpflichtig, Zeitlich beschränkt und unbeschränkt)
Quellen:
- Winterthur: Departement Bau und Mobilität
- St.Gallen: Tiefbauamt Stadt St.Gallen mit Hinweis auf Städtevergleich Mobilität 2021
- Luzern: Tiefbauamt Luzern + Bericht und Antrag an den Grossen Stadtrat von Luzern vom 30. Juni 2021, S. 122
- Bern: Tiefbauamt Stadt Bern
- Basel: Tiefbauamt Stadt Basel
- Zürich: Tiefbauamt Stadt Zürich

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