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28-Jähriger lenkte Porsche ohne Fahrerlaubnis
Er dachte wohl, er sei schlauer als die Polizei. Ein 28-jähriger Dachdecker gerät am Steuer eines Porsches in eine Kontrolle. Den Polizisten präsentiert er eine spanische Fahrerlaubnis. Doch die merken schnell, da stimmt was nicht. Am Dienstag steht der Angolaner in Winterthur vor Gericht.
Zur verhängnisvollen Kontrolle kam es im Juni 2023 auf der Schaffhauserstrasse mitten in Winterthur. Es ist kurz nach vier Uhr morgens als der 28-Jährige am Steuer eines Porsche Panamera Turbo von der Polizei gestoppt wird.
Auf die Aufforderung: «Führerausweis und Fahrzeugpapiere, bitte», übergibt er dem Polizisten vor Ort ein spanisches Dokument. Der Führerausweis trägt die Nummer X4563542-B, so steht es in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Winterthur / Unterland, die STREETLIFE vorliegt. Es ist ein Dokument, das den Polizisten stutzig macht. Er schaut sich die Sache genauer an.
Bei der anschliessenden Überprüfung häufen sich die Ungereimtheiten. Schnell wird klar: Der Mann darf gar nicht hinter dem Steuer sitzen, denn er hat überhaupt keine Fahrerlaubnis. So schreibt die Anklagebehörde: «Bei dem Dokument handelte es sich um eine Totalfälschung», und weiter: «Der Beschuldigte tat dies in der Absicht, dass er als vermeintlich in der Schweiz fahrberechtigte Person gelten würde.»
Und tatsächlich ist der Beschuldigte kein unbeschriebenes Blatt. Vielmehr ist er wegen Führens eines Motorfahrzeugs trotz Entzug oder Aberkennung des Ausweises einschlägig und mehrfach vorbestraft. Gemäss Anklageschrift wurde ihm bereits 2017 der Lernfahrausweis entzogen. 2022 schliesslich wurde eine Sperrfrist von 24 Monaten ausgesprochen.
Als der 28-Jährige in Winterthur kontrolliert wird, läuft diese Frist noch. Für die Staatsanwaltschaft ist deshalb klar, der Angolaner handelte mit Vorsatz: «Er wusste um den Führerausweisentzug und die Sperrfrist, zumal er seit dem Jahr 2017 mehrfach ohne Berechtigung Fahrzeuge lenkte und diesbezüglich bestraft wurde. Er setzte sich bewusst darüber hinweg.»
Führerausweis: Für Betrüger ein Geschäft
Gefälschte Führerausweise gehen den Schweizer Behörden immer wieder ins Netz. Tatsächlich kann von einem illegalen Schwarzmarkt gesprochen werden. Diese drei Maschen sorgten in den letzten Monaten immer wieder für Schlagzeilen:
1. Die Täuschung mit dem ausländischen Führerausweis
Wer aus dem Ausland in die Schweiz zieht, muss seinen Führerausweises innerhalb von 12 Monaten umschreiben. Nicht selten wird den Schweizer Behörden hier ein gefälschter Ausweis vorgelegt. Im März 2023 verurteilte das Aargauer Obergericht einen Türken zu einer bedingten Geldstrafe. Er hatte 2019 versucht, sich mit einem «gekauften» türkischen Führerausweis das Schweizer Pendant zu ergattern. (STREETLIFE berichtete)
2. Der Einflüsterer-Trick
Im Juli 2023 flog in Zürich eine Bande auf. Mit ihrem Einflüsterer-Trick manipulierten sie zahlreiche Theorieprüfungs-Ergebnisse. Drei Männer konnten in der Folge verhaftet werden. Und so funktioniert die Masche: Vor der Prüfung wird der Kandidat mit dem nötigen Equipment ausgerüstet. Konkret einem Mobiltelefon, einer Kamera und einem Kopfhörer. Mit Hilfe der Bild- und Tonübertragungsgeräte lotsen die Betrüger den Kandidaten durch den Test. Im Oktober 2023 konnte eine weitere Gruppierung in der Region Bern verhaftete werden.
3. Das prüfungsfreie Billet
Auf Internetseiten versprechen Betrüger den echten Schweizer Führerausweis. Dort heisst es: «Holen Sie sich einen Führerschein ohne einen schriftlichen oder einen praktischen Test.» Eine schnelle Online-Recherche zeigt, aktuell sind mehrere Seiten mit diesem Angebot online, mehrheitlich mit Sitz im Ausland (STREETLIFE verzichtet hier bewusst auf die Nennung). Thomas Rohrbach vom Bundesamt für Strassen ASTRA äusserte sich in einem SRF-Interview dazu: «Den Führerausweis erhält man nur beim Strassenverkehrsamt des Wohnkantons und sonst nirgendwo.»
Beschuldigtem droht Gefängnis
Die neuerliche illegale Autofahrt könnte den 28-jährigen Dachdecker jetzt empfindlich treffen. Die Staatsanwaltschaft hat den in Zürich wohnhaften Mann wegen Fälschung von Ausweisen und wegen des Führens eines Motorfahrzeuges trotz Verweigerung, Entzug oder Aberkennung angeklagt. Zudem fordert sie den Widerruf einer bereits ausgesprochenen Freiheitsstrafe von 160 Tagen. Dem Angolaner drohen bei einer Verurteilung vor dem Bezirksgericht Winterthur 9 Monate Gefängnis – und das ohne Chance auf Bewährung.
Der Prozess am Dienstag war auf 8.30 Uhr angesetzt. Doch weder der Beschuldigte noch sein Verteidiger waren rechtzeitig im Saal anwesend. «Heute Morgen wurde ein Arztzeugnis eingereicht, das den Beschuldigten als verhandlungsunfähig einstuft», verkündete die Einzelrichterin kurz darauf.
Mit einer Stunde Verspätung traf die Verteidigung, nach einer telefonischen Aufforderung der Richterin, doch noch vor Ort ein. Diese machte geltend: «Mein Mandant leidet an einem Burnout und befindet sich in Behandlung.»
Bereits Anfang März musste der Prozess des 28-Jährigen verschoben werden, weil er aus gesundheitlichen Gründen nicht vor Gericht erscheinen konnte. Die Gerichtsverhandlung am Dienstag wurde erneut vertagt. Der neue Termin steht noch aus.

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