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Führerausweis: So dreist wird betrogen und getrickst
Wer mit dem Auto in der Schweiz fahren will, der muss einen Führerausweis besitzen. Der Weg dahin ist nicht einfach: Es braucht viel Zeit, zwei Tests und eine Menge Geld. Betrüger wittern hier das grosse Geschäft: Sie schummeln Lernfahrende gegen Bezahlung durch die Prüfung und zum Ausweis. Das sind ihre Maschen.
1. Der Einflüsterer-Trick
Erst mitte Juli ist eine Bande in Zürich aufgeflogen. Bei den Theorieprüfungen für den Führerausweis der Kategorie B hatten sie seit Sommer 2022 ihre Finger im Spiel. Mit ihrem Einflüsterer-Trick manipulierten sie zahlreiche Prüfungs-Ergebnisse. Drei Männer konnten verhaftet werden, wie die Kantonspolizei Zürich am Dienstag mitteilte. Aufgeflogen sind sie, weil sie einen verdeckten Polizeiermittler durch die Theorieprüfung schummelten.
Und so funktioniert die Masche: Vor dem Test trifft sich einer der Männer mit der Prüfungskandidatin oder dem Prüfungskandidaten. Er rüstet die Person mit dem nötigen Equipment aus. An einem Brustgurt befestigt er ein Mobiltelefon und eine Kamera, danach steckt er seinem «Kunden» einen einzelnen Köpfhörer ins Ohr. Mit Hilfe der Bild- und Tonübertragungsgeräte lotst ein weiterer mutmasslicher Täter den Prüfungsteilnehmenden durch den Test. Er flüstert ihm die richtige Antwort ganz einfach ins Ohr.
Zur ersten Verhaftung kam es noch in der Nähe des Strassenverkehrsamtes. Ein 33-jähriger Kosovare hatte sich nach der Theorieprüfung mit dem Polizeifahnder verabredet, um die technische Ausrüstung wieder entgegenzunehmen. Mehrere Hausdurchsuchungen folgten am gleichen Tag. In den Wohnungen konnten Mobiltelefone, Kameras, Ohrhörer und Bargeld sichergestellt werden. Ein 30-jähriger Schweizer und ein illegal anwesender Kosovare (23) wurden ebenfalls verhaftet. Gegen die Männer und eine vierte Person, einen 60-jährigen Serben, hat die zuständige Staatsanwaltschaft Strafverfahren eröffnet. Für die beiden Kosovaren wurde zudem wegen Fluchtgefahr U-Haft beantragt.
Derzeit ist noch unklar, wie gross das Ausmass der Betrugsmasche ist und wie viele Personen so illegal die Theorieprüfung bestehen konnten. Ebenfalls untersucht wird, ob die Bande ausserhalb des Kantons Zürich tätig war. In Mels im Kanton St. Gallen wurde Anfang Juli eine 39-jährige Frau beim Schummeln erwischt. Auch sie war vor der Prüfung mit technischem Equipment ausgestattet worden.
2. Die Täuschung mit dem ausländischen Führerausweis
Wer aus dem Ausland in die Schweiz zieht, hat einiges an Papierkram zu erleidgen. Dazu gehört auch der Umtausch des Führerausweises. Die Frist dafür läuft nach 12 Monaten ab, danach darf mit einem ausländischen Ausweis in der Schweiz nicht mehr gefahren werden.
Diese Regel nutzen auch Betrüger für ihre Zwecke. Um zum Nulltarif an ein Schweizer Billet zu kommen, legen Personen ohne Führerausweis einfach einen gefälschten vor. Erst im März hat das Aargauer Obergericht einen Türken wegen versuchten Erschleichens eines Ausweises zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt. Er hatte 2019 versucht, sich mit einem «gekauften» türkischen Führerausweis das Schweizer Pendant zu ergattern.
Der Fall aus dem Kanton Aargau ist längst kein Einzelfall. Vergleichbare Fälle werden regelmässig auch aus anderen Kantonen gemeldet.

3. Die Verführung mit dem prüfungsfreien Billet
Es hört sich richtig verlockend an. Auf Internetseiten versprechen Betrüger den echten Schweizer Führerausweis. Und zwar ganz ohne Fahrstunden und einer Prüfung. Dort heisst es dann: «Holen Sie sich einen Führerschein ohne einen schriftlichen oder einen praktischen Test. Ersetzen Sie einen suspendierten Schweizer Führerschein.»
Im Mai 2022 geriet zum Beispiel die Seite schweizfahrschule.com ins Visier der Strafverfolgungsbehörden. Mittlerweile wurde die Seite gelöscht. Thomas Rohrbach vom Bundesamt für Strassen (Astra) zu SRF News: «Den Führerausweis erhält man nur beim Strassenverkehrsamt des Wohnkantons und sonst nirgendwo.» Und: Wer etwas anderes anbiete, lüge.
Zudem gehe es den Betrügern in solchen Fällen nicht darum, gefälschte Führerausweise auszustellen. Ziel dieser Internetseiten ist es, die Daten der Interessierten abzufischen, um diese für weitere Betrügereien einsetzen zu können.
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