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Wie kann Dacia so günstig sein?
Billiger wirds nicht: Nicht nur die günstigsten Autos, sondern sogar die günstigsten Elektroautos sind Dacias. Wie machen die das bloss, dass ein nagelneues Auto nur 15'000 Franken kostet? STREETLIFE erklärt das Geheimrezept – und wie sogar die Dacia-Designer tüchtig sparen, ohne dass wir es sehen.
An der Kasse im Supermarkt wirds uns fast schwindlig: Alles wird immer teurer. Auch Autos kennen nur noch einen Weg: teurer. Längst ziehen die Preise weit stärker an als unsere Realeinkommen. Kein Wunder, gehen wir zum Discounter. Bei Autos heisst der Discounter Dacia. Klar, im Basis-Sandero für 15'090 Franken regiert Hartplastik. Aber ein Duster sieht cool aus und kostet gar als Topausstattungs-Hybrid keine 30'000 Franken.
Während wir bei vielen Marken zwischen all den stylischen (und teureren) SUV kaum mehr normale Budget-Autos finden, punktet Dacia mit dem siebenplätzigen Familienkombi Jogger. Und während Elektroautos der Batterien wegen nochmals teurer sind, pfeffert Dacia den Preisbrecher Spring in den Markt. Ein Brüller? Nein. Aber frisch geliftet ab 15'000 Franken! 2027 soll ein E-Sandero kommen und den Stromermarkt umkrempeln.
Reichweite klein – und der Preis
Wie bloss machen die das? Bei E-Autos räumt Dacia offen ein: Einfach war das nicht, Strom und Aktionspreis unter einen Hut zu kriegen. Und 500 Kilometer (Spring 225) Kilometer Reichweite oder Superschnellladen wird es nicht geben. Dacia-Boss Denis Le Vot: «So käme man auf 40'000 Franken oder mehr. Das können wir nicht bringen.» Wo liegt das Günstig-Geheimnis? Auch darin, wo Dacia herkommt – technisch wie räumlich.
Dacia (Geschichte siehe Kasten) wurde mit Renault-Lizenzmodellen gross. Heute sieht man es nicht mehr, aber das Prinzip bleibt: Plattformen und bewährte, also gut abgehangene und kostengünstige Regalware von Renault. Innovationen kommen erst, wenn der erste grosse Abschreiber bei Renault längst durch ist. Darum dauerte der erste Hybrid so lange. Und darum fallen die Diesel weg: Die Abgasreinigung ist zu teuer.
Selbst am Design wird gespart
In Rumänien sind Monatslöhne zudem derart tief, dass man fast erschrickt: 1600 Franken brutto im Schnitt. Zum Vergleich: Frankreich 2800, Schweiz 6800 Franken – und Personalkosten machen 20 Prozent vom Preis eines Autos aus. Aber am Design wird nicht gespart, denn neue Dacias sehen ja cool aus – oder? Denkste! Marc Suss, Dacia-Entwicklungschef: «Wir nennen das Design to Cost. Standardisierte Antriebe und Teile sparen Kosten.» Zum Beispiel sind Stepway und Jogger bis zur B-Säule gleich; auch die Sitze, Spiegel und Mittelkonsolen sind identisch. Im Jogger sind die Rückbänke falt- und demontier-, nicht jedoch längs verschiebbar, die dritte Reihe dieselbe wie im Lodgy. Dies habe, so Suss, die Kosten der Sitze halbiert.
Weniger Optionen sind günstiger
Gespart wird auch an Optionen: Dacia verzichtet oder bündelt sie in Ausstattungslinien. Denn je weniger Varianten, desto günstiger. Selbst auf Automaten mussten Kunden lange warten. In der Schweiz tragen 80 Prozent der Neuwagen Automat. Doch bei Dacia kamen sie erst, als die Technik günstig genug und zudem die Nachfrage hoch genug war, dass selbst preissensitivere Massenmärkte eine hohe Verbauquote erreichten.
Sparen ohne Reue? Naja, in einem Punkt patzt Dacia: Crashtests. Kostet Sparsamkeit unser Leben? Das dann doch nicht: Im Euro-NCAP-Crashtest schneidet zum Beispiel der Jogger rein beim Insassenschutz nicht wesentlich schlechter ab als ein VW Touran. Trotzdem bekommt VW von fünf Sternen vier, Dacia einen. Denn dem Jogger fehlen jene Assistenzsysteme, die den VW nach Punkten vorkatapultieren. Und manchmal sind wir heute ja fast froh, wenn wir noch nicht mit Gepiepse eingedeckt werden. Geiz ist manchmal ziemlich geil.
Die History von Dacia
Dacia, benannt nach der einst etwa Rumänien umfassenden römischen Provinz Dakien (lat. Dacia), wurde 1966 gegründet. Der LKW-Bauer UAP kooperierte für Personenwagen mit Renault, um das untermotorisierte Rumänien mobil zu machen. Ab 1968 liefen Lizenzbauten und später Eigenentwicklungen vom Band. Zum rumänischen Volkswagen wurde der Renault-12-Klon Dacia 1300. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 benötigte Dacia Hilfe, weil Occasionen aus dem Westen die Kundschaft abzogen. Zuerst partnerte Dacia mit Peugeot und Mahindra, ehe 1999 Renault zugriff. Die Dacia-Neuzeit begann 2004 mit dem Logan. Zum Hit in der Schweiz wurde ab 2010 der Duster. Heute baut die Renault-Tochter in acht Ländern ihre Autos. Im Jahr 2023 lag Dacia in der Schweiz-Hitparade auf Rang zwölf; zum Beispiel hinter Hyundai, aber vor Kia und Opel.
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