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Wer hat’s erfunden?
Ohne die Schweiz hätte Renault keinen Camper. Die Idee kam noch vor Corona und dem grossen Camper-Boom bei uns auf. Nach dem Verkaufserfolg in der Schweiz, hat die Renault-Chefetage entschieden, den Camper Spacenomad in ganz Europa anzubieten. Der Mann hinter der Schweizer Erfolgsidee erzählt, wie es dazu kam.
Der Camper Spacenomad von der französischen Marke Renault ist ein Schweizer Fahrzeug. Die Idee stammt aus unserem Land und entstand typisch eidgenössisch über Basisdemokratie. Das letzte und wichtigste Glied in der Renault-Verkaufskette erkannte das Bedürfnis nach einem Camper: Die Händler! Der Umbau-Spezialist von Importeur Renault Suisse, José Noceda, erinnert sich: «Einige Händler kamen in den Jahren 2018 und 2019 auf uns zu, weil ihre Kunden fragten, ob es den Lieferwagen Trafic nicht auch als Camper gibt.» Diese Anzahl veranlasste den Schweizer Importeur Renault Suisse zu handeln. «Einige Händler überlegten sich, zusätzlich Camper-Marken wie Adria anzubieten», erinnert sich Noceda. Zudem bieten die Konkurrenten Ford, Mercedes oder VW ihre Lieferwagen unter den Namen Nugget, Marco Polo oder California schon längst als rollende Ferienwohnungen an.
Noceda erkannte diese Lücke im Renault-Angebot und bevor also die Schweizer Händler noch auf die Idee kamen, Renault den Rücken zu kehren, musste ein Camper her. Nur, in der Pariser Konzernzentrale war ein Umbau des Models Trafic in ein Wohnmobil kein Thema. Also sass Noceda mit der damaligen Marketingleiterin von Renault Nutzfahrzeuge in der Schweiz zusammen und suchte nach einer Lösung. Am naheliegendsten war, einige Lieferwagen in der Schweiz umbauen zu lassen.

Nur hatte Renault Suisse von Beginn an grosse Pläne und wollte so viele Camper produzieren lassen, was die Kapazitäten der Schweizer Umbaufirmen überstieg. Deshalb musste ein Umbauer aus dem Ausland her, der grössere Stückzahlen bewältigen konnte. Eine damals unbewusst weitsichtige Entscheidung, denn die später folgende Covid19-Pandemie löste einen Camper-Boom aus.
Von und für Schweizer
Renault Suisse spannte mit dem französischen Camper-Bauer Groupe Pilote zusammen. Die Firma verfügt über 50 Jahre Erfahrung beim Umbau von Fahrzeugen in Wohnmobile. Noceda verbrachte damals viel Zeit in Frankreich, um die Details am Renault-Firmensitz in Paris und am Pilote-Hauptsitz in La Limouzinière zu klären. Er hatte klare Vorstellungen, was der Schweizer Camper können musste. Dazu gehörte das bekannte aufklappbare Dachzelt, mit zusätzlicher Schlafgelegenheit. Dabei war laut Noceda wichtig, dass der Camper nicht höher als zwei Meter wird. «Das ist nicht nur für viele Parkhäuser wichtig, sondern in anderen Ländern auch für die Maut, weil Fahrzeuge über zwei Meter als LKW gewertet werden und eine entsprechende Autobahngebühr bezahlen müssen.»
Da Schweizer Kunden auch bei einem Camper eine hohe Ausstattung schätzen, brauchte es zahlreiche Komfort-Details wie Küche mit Gasherd und Kühlschrank oder eine Sitzbank für drei Personen, die sich in ein weiteres Bett verwandeln lässt. Weiter stattete Noceda den Camper mit einer Duschmöglichkeit im Heckbereich aus. Zuletzt musste noch ein Name her. Diese Entscheidung fiel typisch schweizerisch durch Abstimmung. «Wir haben zuerst eine Umfrage bei unseren Mitarbeitern gemacht und sie danach über die besten Vorschläge abstimmen lassen», erzählt Noceda. Space steht für den geräumigen Innenraum und die von einem Nomaden abgeleitete Ergänzung soll den Camping-Gedanken aufgreifen.
Renault springt auf Schweizer Idee auf
Ausgerechnet im Jahr 2020 startete Renault Suisse den Verkauf des Trafic Spacenomad. Doch während sich die Corona-Pandemie für den Autoabsatz als Katastrophe erwies, stellte sie sich für die Camper als Segen heraus. Die Menschen wollten und durften nicht in Hotels und ins Ausland. Also suchten sie nach Alternativen und wurden bei Wohnmobil-Ferien im eigenen Land fündig. Dieser Boom erfasste ganz Europa und plötzlich war auch die Renault-Zentrale in Paris an einem Camper interessiert. Da kam die Vorarbeit aus der Schweiz gerade Recht!
Weil der Trafic gerade erneuert wurde, adaptierte Renault die Schweizer Lösung für die aufgefrischte Version des Lieferwagens. Von Vorteil war auch, dass der Sitz von Umbauer Pilote nicht weit vom Renault-Werk Sandouville (F) entfernt liegt. Das sorgt für kurze Wege und eine einfache Logistik. «Gleichzeitig konnten wir die Gelegenheit nutzen, um einige Verbesserungen an der Campingausstattung vorzunehmen», sagt Noceda. Beispielsweise liess sich die Sitzbank in der ersten Version des Spacenomad nicht in der Länge verschieben. «Und weil die Sitze etwas weit hinten waren, konnten Eltern die Kinder von den Vordersitzen aus nicht erreichen. Das schmälerte den Nutzen als Alltagsauto», erklärt Noceda. Denn der Vorteil dieser kompakten Camper ist, dass sie unter der Woche als Familienautos dienen und nur am Wochenende sowie im Urlaub zum Camper werden. Als weitere Verbesserung wurde robusteres Mobiliar verbaut und die Dämmung des Dachzelts verbessert.
Der stolze Schweizer
José Noceda begrüsst diese Verbesserungen. «Der Camper bleibt unser Schweizer Baby, es ist jetzt nur etwas reifer geworden.» Er freut sich sehr, dass die Pariser Zentrale seine Idee aufgenommen hat und nun auch in anderen Ländern anbietet. Seit diesem Jahr gibt’s den Spacenomad auch in Belgien und Frankreich, weitere Märkte folgen. «Ich bin jedes Mal stolz, wenn ich ihn sehe. Wir hatten ein gutes Gespür…», erzählt Noceda, gesteht aber. «Ich habe nie darin geschlafen. Meine Frau bevorzugt Hotels.»
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