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Ohne die Schweiz gäbe es Porsche nicht
Eigentlich ist Porsche eine Schweizer Automarke. Denn ohne die Eidgenossenschaft gäbe es die berühmten Sportwagen vielleicht gar nicht. Wie eine Zürcherin und zwei Zürcher diese 75-jährige Erfolgsgeschichte erst möglich gemacht haben!
Die Schweiz ist Porsche-Land. In Zürich, Bern oder Genf sind die Modelle der Sportwagenmarke aus dem deutschen Zuffenhausen so allgegenwärtig, wie Mitsubishis und Subarus in den Bergtälern. Während der 911er, das sportliche Herzstück der Marke, im Ausland die Blicke auf sich zieht, dreht sich in der Schweiz kein Kopf danach um.
Die Schweiz spült Geld in die Kassen
Im letzten Jahr erreichte die Sportwagenmarke in der Schweiz einen Marktanteil von 1,9 Prozent. Sprich gut jeder 50. verkaufte Neuwagen war ein Porsche. Das sind gleich viel Fahrzeuge wie bei Mazda und Nissan und mehr als bei Fiat, Jeep, Honda, Land Rover oder Mini. Abgesehen von Land Rover spielt keine dieser Marken in der Preisklasse von Porsche. Das macht die Schweiz zu einem der wichtigsten Absatzländer überhaupt für die deutsche Sportwagenmarke. Der Marktanteil von 1,9 Prozent ist im Porsche-Ländervergleich weltweit einer der höchsten. Von 309'884 verkauften Porsche im letzten Jahr gingen 4334 Exemplare oder 1,4 Prozent in die Schweiz. Beides Bestwerte in der 75-jährigen Geschichte der Marke.
Die Schweiz spült Porsche jährlich nicht nur ordentlich Geld in die Kasse, sondern ist dafür verantwortlich, dass es die Marke überhaupt gibt. In den Anfängen spielten eine Zürcherin und zwei Zürcher eine zentrale Rolle. Zu Beginn war die 1930 gegründete Firma Porsche ein Konstruktionsbüro. Gründer Ferdinand Porsche entwickelte unter dem Nazi-Regime unter anderem den VW Käfer, der damals noch KdF-Wagen hiess. Sein Sohn Ferry Porsche begann erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Entwicklung eines Sportwagens, dem ersten Auto mit dem Namen Porsche. Doch die Firma, die vorübergehend nach Gmünd in Österreich abgewandert war, hatte nicht die finanziellen Mittel, um die vorhandenen Pläne in die Realität umsetzen.
Geld und Aluminium aus der Schweiz
Hier sprang der Zürcher Unternehmer Rupprecht von Senger ein. Er gab Ferry Porsche das Startkapital von 100'000 Franken, um den Prototypen 356/1 zu bauen und mit der Serienproduktion von Coupé und Cabrio zu starten. Damit nicht genug, von Senger versorgte Porsche mit Alublechen aus der Schweiz, um die Karosserien der Sportwagen zu bauen. Die Teile soll der Schweizer sogar nach Österreich geschmuggelt haben. Und sein Einsatz lohnte sich: Am 8. Juni 1948 erhielt der Prototyp offiziell die «allgemeine Betriebserlaubnis» der österreichischen Behörden. Dieser Tag gilt seither als Geburtsstunde Porsches, weshalb die Mark dieses Jahr ihr 75 Jahr Jubiläum feiert.
Der Prototyp ging kurz darauf ins Ausland und ja genau: in die Schweiz. Im Rahmen des Grand Prix von Bern wurde er am 4. Juli 1948 der Weltöffentlichkeit präsentiert und erste Journalisten durften den 356/1 auf der gesperrten Rennstrecke testen. Die Schweizer Automobil Revue, damals eine der wichtigsten Auto-Zeitschriften der Welt, veröffentlichte drei Tage später den weltweit ersten Testbericht über einen Porsche.
Die erste Kundin ist Schweizerin
Im Winter 1948 rollten auch die beiden ersten Serienmodelle in die Schweiz. Und zwar zum Zürcher Hotelier und Autohändler Bernhard Blank. Das 356/2 Coupé präsentiert er im Parterre seines Hotels. Das 356/2 Cabrio hingegen verkauft er – an eine Frau. Die Zürcherin Jolantha Maria Tschudi wird die erste Porsche-Kundin der Welt. Sie bezahlte damals 15'000 Franken für das Cabrio. Dessen Karosserie übrigens auch aus der Schweiz stammte. Die Gebrüder Beutler aus Thun BE haben das 356 Cabrio entworfen und für Porsche gebaut.
Bevor Jolantha Tschudi ihr Cabrio allerdings fahren durfte, wurde es noch zusammen mit dem Coupé am Genfer Autosalon 1949 ausgestellt und wurde schnell gefragt bei den europäischen Autoenthusiasten. Die Zürcherin nutzte den Porsche danach, um zu den verschiedenen Segelflugplätzen in den Alpen zu fahren. Denn die damals 23-jährige war Segelfliegerin und Afrikaforscherin.
Allerdings hatte der 356/2 auch viele Kinderkrankheiten. Vor allem der Volkswagenmotor lief nicht richtig. Tschudi und vor allem ihr Bruder Christian das mit ihrem Händler Blank besprachen, war zufällig auch Ferry Porsche dabei. Nach einigen Diskussionen entschieden sei bei dem Auto, den Motor zu wechseln. Trotzdem blieb Tschudi nicht lange im Besitz des Cabrios. Als sie auf dem Julierpass einen Randstein touchiert, wird der 356 schwer beschädigt. Sie verkauft ihn an ihren Bruder Christian, der ihn reparierte und noch einige Jahre fuhr.
Jubiläumsausstellung im Verkehrshaus
Mehr zur Jolantha Maria Tschudi, die 2011 im Alter von 84 Jahren verstorben ist, gibt es ab sofort im Verkehrshaus Schweiz zu erfahren. Dort eröffnete gerade die Sonderausstellung «Driven by Dreams» zum Porsche Jubiläum. Bis im Januar schaut sie zurück auf 75 Jahre Porsche Sportwagen, darunter auch die starke Verbindung der Marke zur Schweiz. So ist auch der Schweizer Rennfahrer Jo Siffert Teil der Ausstellung. Neben seinen Einsätzen in der Formel 1 war er von 1967 bis 1969 Porsche-Werksfahrer in der Sportwagen-Weltmeisterschaft.
Vernissage zur Eröffnung der Sonderausstellung im Verkehrshaus
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