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Politik & Wirtschaft •
Die Oster-Kolumne

Welches Auto würde Jesus fahren?

Ostern, die Zeit der Monsterstaus am Gotthard und vor allem die Zeit der Rückbesinnung an das Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesus. Hätte der Messias 2000 Jahre später gelebt, wäre die Entstehung des Evangeliums mitten in das Zeitalter der totalen Mobilität gefallen. Da fragt sich, welche Verkehrsmittel Jesus und seine 12 Apostel wohl heute nutzen würden.

Ostern gilt als Zeit der Rituale. Hunderttausende Autofahrer beteiligen sich am gemeinsamen Ritual des Leidens im Gotthardstau. Egal, wie stark es im Süden regnet, man begibt sich gemeinsam hinein in Autoschlangen, welche oft biblische Ausmasse annehmen. An Ostern feiern viele Menschen auch das Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesus. Vor zwei Jahrtausenden steuerten die Ereignisse um ihn und seine 12 Apostel auf den Höhepunkt zu. Hätte Jesus rund 70 Generationen später gelebt, wäre die Lancierung des Evangeliums mitten in das Zeitalter der totalen Mobilität gefallen. Da fragt sich, welche Autos Jesus und seine 12 Apostel wohl heute fahren würden.

Jesus in Energetic Orange

Jesus war ständig unterwegs. Fast immer wurde er von seinem engeren Umfeld begleitet. Deshalb wäre für ihn ein kleines Auto nicht in Frage gekommen. Der Messias wäre niemals mit einem protzigen oder lautstarken Auto bei seinen Anhängern und Zuhörern vorgefahren. Und Jesus hätte bestimmt auch die menschlichen Klimaängste ernst genommen. In der heutigen Zeit würde der Wanderprediger als charismatischer, sendebewusster Guru wahrgenommen. Kein Auto würde sich für Jesus perfekter eignen als der neue, elektronische, geräumige Volkswagen ID.Buzz, und zwar in reflektierendem Energetic Orange Metallic.

Mitten durch die Apokalypse

Johannes war Jesus liebster Apostel. Er war immer eng mit dem Messsias verbunden und spielte eine zentrale Rolle bei der Verbreitung christlicher Traditionen. Johannes ist der Autor des letzten Buches der Bibel, der Offenbarung, bekannt als die Apokalypse. Deshalb würde Johannes einen robusten Geländewagen mit hoher Bodenfreiheit fahren, welcher ihn am Tag des Jüngsten Gerichts zuverlässig durch die apokalyptische Endzeit manövriert. Für Johannes wäre am Doomsday nur ein Unimog oder allenfalls noch ein Toyota Land Cruiser gut genug.

Chaos der ewigen Stadt

Petrus galt als Anführer der Apostelgruppe. Erst lebte er als Fischer am See Genezareth und wurde während der Ausbreitung des Evangeliums zum Menschenfischer. Petrus galt als besonders impulsiv. Seine Predigten waren voller Leidenschaft. Der Menschenfischer gilt als Gründer der Kirche von Rom und wird als erster Papst betrachtet. Ein unförmiges Papamobil mit Glasvitrine hätte Petrus eine zu grosse Distanz zu den Menschen signalisiert. Petrus hätte sich eher für die römischen Ikonen Fiat 500 oder Vespa entschieden, um im chaotischen Verkehrsfluss der ewigen Stadt mitzuschwimmen.

Judas Fluchtfahrzeug

Würde Judas heute leben, müsste er von einem renommierten PR-Büro sein Image grundlegend neu positionieren lassen. Von den 12 Aposteln belegt Judas das Narrativ des Verrats. Für 30 Silberlinge lieferte er in spiritueller Verwirrung Jesus ans Kreuz. Judas einziger Ausweg war die überstürzte Flucht vor den anderen Aposteln und vor seinem schlechten Gewissen. Geeignete Fluchtfahrzeuge verfügen über eine rasante Beschleunigung und wirken optisch unauffällig. Ein giftgrüner Lamborghini Aventador wäre suboptimal. Judas ideale Fluchtmaschine wäre ein grauer Audi RS4 (450 PS, auf 100 km/h in 3,9 Sekunden).

Teslas Cybertruck

Apostel Andreas war der erste Jünger, welcher Jesus folgte. Als er dem Messias erstmals begegnete, rief er gleich «Wir haben den Messias gefunden». Andreas erkannte das Potential des Christentums vor allen anderen Aposteln. Heute würde man ihn als Early Adopter bezeichnen, welcher neue Ideen oder Produkte weit vor dem Durchschnittsverbraucher erkennt. Apostel Andreas hätte sich frühzeitig einen Tesla Cybertruck unter den Nagel gerissen.

Millionenfach bewährt

Galt Apostel Andreas als aufgeschlossener Early Adopter, reagierte Bartholomäus auf das Neue eher skeptisch. Als er erstmals von Jesus hörte, antwortete er: «Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?» Bartholomäus kann man eher als Late Adopter bezeichnen. Die Ideen des Evangeliums übernahm er nur zögerlich. Bartholomäus würde heute nur ein Auto fahren, welches sich zuvor millionenfach bewährt hat – beispielsweise einen Toyota Corolla oder VW Golf.

Der Steuereintreiber

Matthäus arbeitete als Steuereintreiber an einer Zollstelle in Kapernaum. Man könnte ihn als Vorfahren der heutigen Mautstellenbetreiber betrachten. Als Jesus zur Zahlstelle kam, sagte er zu Matthäus «folge mir». Ohne zu zögern, verliess der Steuereintreiber seinen Posten und wurde zum treuen Apostel. Als kostenbewusster und finanzdisziplinierter Steuerbeamter würde Matthäus heute zu einem Škoda Octavia Kombi tendieren.

Im SBB-Speisewagen

Bei Apostel Philippus fällt auf, dass er in der Bibel bei zwei Ereignissen eine wichtige Rolle spielt, welche mit Nahrungsaufnahme zu tun haben. Während dem Wunder der Brotvermehrung am See Genezareth war er anwesend. Und während des Abendmahls bat er Jesus, ihnen den Vater zu zeigen. Philippus wäre heute vermutlich in einem Speisewagen der SBB unterwegs.

Diskrete Mittelklasse

Die anderen Apostel wie Thomas, Jakobus der Ältere, Jakobus der Jüngere, Thaddäus und
Simon fügten sich weniger merkfähig in die biblische Geschichte ein, waren aber ebenso wichtige Mitbegründer des Evangeliums. Diese Apostel wären heute entweder im öffentlichen Verkehr unterwegs oder würden diskrete Mittelklassewagen von Herstellern wie Opel oder Nissan bevorzugen.


Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.

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