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Politik & Wirtschaft •
Chinas Elektroauto-Überlegenheit

Schrilles Wendemanöver der EU-Politik?

Getrieben von der Angst vor Chinas Überlegenheit bei Elektroautos bereitet die EU ein schrilles Wendemanöver vor. Das Aus für Verbrennermotoren ab 2035 sei doch nicht definitiv. Damit hat Ursula von der Leyen bewiesen, dass die europäischen Autohersteller von der EU-Politik kaum Planungssicherheit erwarten können.

Am 18. November 2023 fragte ich in meiner Kolumne, ob die europäische Autoindustrie Chinas Elektromobilitäts-Ansturm standhalten kann: «Linksgrün, getrieben von Klimapanik, drängt Deutschland in eine hochriskante Energiestrategie. Elektrifizierung als monotheistische Rettungstechnologie lautet die politische Glaubensrichtung.»

Vier Monate später beweist die EU-Politik, dass Weitsicht definitiv nicht zu ihrer Kernkompetenz gehört. Plötzlich lässt die Präsidentin der Europäischen Kommission eine Bombe platzen: Das Aus für Verbrennermotoren ab 2035 sei doch nicht definitiv. Damit hat Ursula von der Leyen bewiesen, dass die europäischen Autohersteller von der EU-Politik kaum Planungssicherheit erwarten können. Getrieben von der Angst vor Chinas Überlegenheit bei Elektroautos bereitet die EU ein schrilles Wendemanöver vor.

BYD, Polestar, Aiways, Lynk & Co

Mittlerweile scheint China den globalen Markt von Elektroautos für sich entschieden zu haben. Europas grosser Technologievorsprung bei den Verbrennermotoren haben Autohersteller, linksgrüne Regierungen sowie EU-Bürokraten leichtsinnig aufgegeben. Europas Autoindustrie hat sich freiwillig auf dem Schlachtfeld der Elektromobilität gegen die Chinesen gestellt.

Jetzt ist der Wirtschaftskrieg im vollen Gange. Die Chinesen verfügen über massive Vorteile. Dank technisch einfacher zu produzierenden Elektroantrieben haben chinesische Automarken in erschreckendem Tempo Europas Hersteller eingeholt und gleich überholt. MG, BYD, Polestar, Aiways, Lynk & Co, Wey, Ora oder Zeekr werfen coole, dynamische und immer hochwertigere Modelle an die Verkaufsfront.

Chinas Gigafactorys

Neben der reinen Autoproduktion verfügt China über einen weiteren, dramatischen Strategievorteil: China stampfte in Rekordtempo neue Batterien-Gigafactorys aus dem Boden. Zusätzlich verfügt der gelbe Riese bei vielen relevanten Rohstoffen wie Kobalt, Lithium, Nickel, Mangan oder Graphit über globale Monopole. Wenn man die Situation nüchtern analysiert, präsentiert sich folgende Situation: China wird in diesem Wirtschaftskrieg als Sieger vom Platz gehen. Und Japan sowie Südkorea werden durch ihre weitsichtigen, antriebsoffenen Strategien weiterhin mitkämpfen.

Aufgeschreckte von der Leyen

Mittlerweile ist sogar die von Volk und Wirtschaft abgeschottete Präsidentin der Europäischen Kommission aufgeschreckt. Bisher lautete das Mantra von Ursula von der Leyen: Aus für Verbrenner 2035. Ab dann werden nur noch Fahrzeuge verkauft, welche keine klimaschädlichen Treibhausgase mehr ausstossen. Und jetzt sagt von der Leyen plötzlich: Man werde nochmals über die Bücher gehen und den Zeitpunkt des Verbots für Verbrennermotoren überdenken. Man müsse eine umfassende Beurteilung der CO2-Bilanz aller Antriebssysteme vornehmen. Immerhin hat die EU-Politik erkannt, dass Europas Autohersteller kurz vor einer Niederlage stehen.

Heidenspass für Xi Jinpin

Die europäische Automobilindustrie hatte sich erstaunlich schnell vor die Füsse der EU-Bürokratie geworfen und versprochen, mit allen Mitteln die Pariser Klimaziele zu erreichen. Jetzt müssen die Autohersteller mit Schrecken erkennen, dass mit den wirtschaftsfeindlichen EU-Politikern keinerlei Planungssicherheit möglich ist. Zuerst das Verbrennerverbot. Dann doch kein Verbrennerverbot. Plötzlich erkennt die bisher naive EU, dass es auch bei Elektroautos eine CO2-Bilanz gibt.

Nun stellt die EU fest, dass China die europäischen Autohersteller an die Wand spielt. Jetzt fürchten sich viele EU-Politiker um ihre Wiederwahl im Juni 2024. In nackter Panik planen nun EU-Politiker, Chinas Wirtschaftskraft mit hohen Strafzöllen zu bekämpfen. Chinas Präsident Xi Jinping wird sich krümmen vor Lachen. Und nachdem er sich vom Lachanfall erholt hat, wird er veranlassen, die Preise für Batterien, Elektroplattformen und Elektromotoren massiv zu erhöhen. Auch ein Lieferstopp von Kobalt, Lithium, oder Nickel nach Europa würde Xi Jinping vermutlich einen Heidenspass bereiten.

Fakten

In Europa wurden 2023 48,6% Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren verkauft. 25,8% Hybridautos mit Verbrennermotoren. Weit abgeschlagen mit 14,6% sind die reinen Elektroautos.


Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.

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