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Was passiert, wenn mein Hersteller Pleite geht?
Es sind harte Zeiten für die Autoindustrie, vor allem kleine und neue Hersteller kämpfen ums Überleben. Fisker musste kürzlich die Bilanz deponieren, weitere Start-Ups könnten folgen. Doch was bedeutet eine Hersteller-Pleite für die Kundinnen und Kunden? STREETLIFE liefert Antworten.
Die Entwicklung hatte sich angebahnt. Dennoch war die Meldung für viele ein Schock: Nach dem Scheitern der Verhandlungen mit Nissan meldete Autobauer Fisker am 17. Juni in den USA «Insolvenz nach Chapter 11» an. Firmengründer Henrik Fisker hatte bereits Ende Februar gewarnt, dass die Existenz der Firma ohne frisches Geld gefährdet sei. Danach gab es Gespräche über eine Rettung des Unternehmens, doch diese blieben ohne Ergebnis.
Dabei hatte Fisker eigentlich grosse Pläne: Zum E-SUV Ocean sollte der Kompaktwagen Pear dazukommen; bis 2027 wollte das Unternehmen eine Million Autos pro Jahr bauen. Der Ocean kam jedoch später als geplant auf den Markt. Zudem gab es immer wieder Probleme mit der Software und der Technik.
Ist die Fisker-Pleite erst der Anfang?
Fisker ist nicht das erste Elektroauto-Start-Up, das Pleite geht. Auch die US-Unternehmen Proterra mit seinen E-Bussen, Lordstown oder Electric Last Mile Solutions mussten bereits die Bilanzen deponieren. Angesichts der harschen aktuellen Bedingungen in der Branche muss damit gerechnet werden, dass weitere Hersteller folgen. In den USA etwa schreiben die E-Autobauer Rivian und Lucid tiefrote Zahlen. Beide Unternehmen werden aber vorerst noch von potenten Investoren getragen. Beim E-Truck-Hersteller Rivian sind die Zahlen durchaus vielversprechend; beim Luxus-Stromer Lucid sind die Fragzeichen deutlich grösser.
Auch von den vielen chinesischen Herstellern werden kaum alle überleben. Die Grossen – BYD, Li, Xpeng, Nio etc. – dürften trotz schwierigen Bedingungen genügend Schnauf haben. Doch vor allem kleine Anbieter sind am Kämpfen. Denn Autobauen kostet enorm viel Geld. Die nach wie vor hohen Zinsen sorgen dafür, dass die Schulden grösser werden und das überlebenswichtige Wachstum nicht wie gewünscht vorangetrieben werden kann. Das schlägt letztlich auch den Investoren auf die Stimmung, wie beispielsweise der Aktienkurs von Polestar – minus 90 Prozent (!) seit IPO – beweist. Und die Baisse bei der Nachfrage nach E-Autos hilft den Unternehmen in dieser Situation auch nicht wirklich weiter. Gut möglich also, dass Fisker nicht lange allein bleibt. Zumal es Hersteller-Pleiten schon früher gab. 2012 etwa ging Saab in Konkurs, die letzten Modelle wurden 2014 hergestellt. Auch die britische Marke Rover musste 2005 ihre Bilanzen hinterlegen.
Was tun, wenn der Hersteller Pleite geht?
Die gute Nachricht lautet: Eine Insolvenz muss nicht zwingend das Ende einer Marke bedeuten. Wenn ein Hersteller in den Konkurs geht, kann man häufig seine restlichen Autos zu einem günstigeren Preis bekommen. Der Kauf eines solchen Restwagens ist allerdings nicht ohne Risiken. Denn: Wird der Hersteller als juristische Person liquidiert, können Ansprüche aus der Herstellergarantie nicht mehr geltend gemacht werden. Die Ausnahme ist, wenn die Garantie einen direkten Anspruch auf Unternehmen des Herstellernetzes gewährt.
Auch um Ersatzteile muss man sich in den meisten Fällen keine Sorgen machen. Denn dieses Geschäft ist lukrativ und wird bei einer Hersteller-Pleite nicht selten von einem Konkurrenten übernommen. In der Regel gilt: Der Händler ist dafür verantwortlich, dass eine Reparatur mit den erforderlichen Ersatzteilen bis zu zwölf Jahre nach Auslaufen einer Modellreihe möglich ist. Wenn die Ersatzteile nicht mehr verfügbar sein sollten, kann man als Kundin oder Kunde Schadenersatzansprüche geltend machen.
Dennoch ist eine Firmenpleite natürlich wenig erfreulich. Sollte der Händler in Konkurs gehen, verliert man den Ansprechpartner für Garantie und Gewährleistung. Eine Herstellergarantie ist in einer solchen Situation sehr zu empfehlen, denn sie kann selbst dann noch für Reparaturkosten in Anspruch genommen werden.
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