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Hybrid boomt, Tesla taucht, Schweiz stagniert – so steht es um die E-Mobilität
Wie gut oder schlecht steht es um die Elektromobilität nach dem ersten Quartal 2024? Neue Zahlen vom Center of Automotive Management (CAM) decken aktuelle Probleme und Trends in der Branche auf. Hier sind fünf Talking Points zur E-Mobilität Stand heute.
Hybrid im Trend
Im ersten Quartal 2024 wurden laut CAM-Report in den drei automobilen Kernregionen China, Europa und USA zusammen 1,75 Millionen E-Fahrzeuge und rund 1,1 Millionen PHEVs neu zugelassen. Auffällig: Das Wachstum verschiebt sich aufgrund der angespannten Konjunktur und schwächelnder Nachfrage derzeit zugunsten von Hybrid-Technologien. Während vollelektrische Fahrzeuge (BEVs) in China, Europa und USA nur um 11 Prozent zulegten, stiegen Plug-In-Hybride (PHEVs) überdurchschnittlich, und zwar um satte 52 Prozent. In der Schweiz stagnieren beide Antriebsformen nach dem ersten Quartal 2024. Nach gutem Start brachen die E-Auto-Verkäufe gemäss Zahlen von Swiss E-Mobility zur Mitte des Quartals ein und erholten sich zuletzt wieder (siehe Grafik unten). Der globale Hybrid-Trend macht sich in der Schweiz (noch) nicht bemerkbar.
Tesla hinkt, BMW jubelt
Den Automobilherstellern macht diese aktuelle Entwicklung zu schaffen. Marktführer Tesla verzeichnet denn auch ein reduziertes Absatzvolumen von 387’000 Fahrzeugen (ein Minus von neun Prozent). Selbst der chinesische Shooting Star unter den Herstellern, BYD, meldet trotz Preissenkungen nur eine Steigerung um 13 Prozent. Vor diesem Hintergrund erklären sich Meldungen wie zuletzt von Tesla, die wegen der Absatzflaute einen Abbau von über 10'000 Mitarbeitenden angekündigt haben. Doch es gibt nicht nur Verlierer: Bei den deutschen Herstellern weist BMW mit einem Plus von 28 Prozent das stärkste Wachstum auf. Die VW Group (minus ein Prozent) und Mercedes-Benz (minus sieben Prozent) müssen sich dagegen mit sinkenden Absatzzahlen auseinandersetzen.
England überholt Deutschland
Deutschland hat die Position als europäischer Spitzenmarkt für die E-Mobilität vorerst verloren. Im ersten Quartal 2024 löste das Vereinigte Königreich unseren Nachbarn im Norden als E-Leitmarkt ab. Frankreich folgt mit knappem Abstand auf Rang drei, wie das Center of Automotive Management vermeldet. In der EU, dem Vereinigtem Königreich und EFTA-Staaten stiegen die Neuzulassungen von E-Autos in den ersten drei Monate um sechs Prozent auf rund 460’000 Einheiten. Während in UK und Nordirland 84’000 Fahrzeuge neu eingelöst wurden (plus elf Prozent), sanken die Zulassungen in Deutschland um 14 Prozent auf 81’000 Einheiten. Frankreich vermeldete ein deutliches Plus um 24 Prozent auf verkaufte 80’000 E-Fahrzeuge.
Europa schwächelt, China bleibt Vorreiter, USA schwanken
China treibt die Elektromobilität als grösster Automobilmarkt der Welt weiterhin am stärksten voran. Zwischen Januar und März 2024 wurden rund 1 Million BEVs sowie etwa 740'000 PHEVs neu zugelassen. Das entspricht einem Wachstum von 15 respektive 75 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Mit einem EV-Anteil von etwa 37 Prozent ist damit mehr als jedes dritte neu zugelassene Auto in China entweder vollelektrisch oder ein Plug-In-Hybrid (zum Vergleich – in Q1 2023 waren es 31 Prozent).
In Europa dagegen verlieren Elektrofahrzeuge an Momentum. In der EU, EFTA und UK stieg der BEV-Absatz nach Schätzungen des CAM nur marginal um sechs Prozent und die PHEV-Neuzulassungen um 14 Prozent an. In den USA schwächt sich die Euphorie der BEV-Neuzulassungen ebenfalls ab. Für das erste Quartal 2024 rechnet das CAM mit einer Steigerung von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Hinzu kommt, dass auch in den USA Plug-In-Hybride verstärkt als Alternative zum vollelektrischen Antrieb angesehen werden. Einige Hersteller, darunter einheimischen Player wie Ford und GM, haben ihre BEV-Pläne zugunsten von PHEVs nach hinten korrigiert. Nicht zuletzt befinde sich der E-Automarkt in den USA angesichts der hohen politischen Unsicherheit rund um die Präsidentschaftswahl laut CAM in einem «schwierigen Findungsprozess mit unklarem Ausgang».
So soll es weitergehen
Bei den Prognosen für das Gesamtjahr 2024 geht das CAM weltweit von etwa 10 Millionen E-Fahrzeug-Neuzulassungen aus (plus 11 Prozent). Der chinesische Markt wird dabei mit knapp sechs Millionen Einheiten und rund 60 Prozent des weltweiten Absatzes weiterhin eine führende Rolle bei der Antriebswende einnehmen (plus 17 Prozent). In Europa dürfte sich die stotternde Entwicklung sowie die ausbleibende Preisattraktivität von E-Autos negativ auf die Neuzulassungen auswirken. Das CAM geht deshalb nur von etwa 2,3 Millionen verkauften BEVs aus. Das ist aber immerhin noch ein Plus 15 Prozent. Generell lässt sich sagen: Die E-Mobilität wächst weiter, aber etwas langsamer als ursprünglich gedacht – und wohl auch erhofft.

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