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Was haben Sie gegen Autofahrerinnen und Autofahrer, Gabriela Suter?
Sie ist eine der aktivsten Politikerinnen, wenn es ums Auto geht. Handyblitzer, PS-Beschränkung, zusätzliche Fahrprüfung für Junglenkende – SP-Frau Gabriela Suter sorgt mit ihren politischen Vorstössen für Aufsehen. Dabei gibt sie durchaus auch gern selbst Gas, wie sie im Interview verrät.
Frau Suter, was haben Sie gegen Autofahrerinnen und Autofahrer?
Ich habe überhaupt nichts gegen Autofahrerinnen und Autofahrer. Ich möchte einfach, dass die Verkehrssicherheit möglichst gross ist. Wenn man sich im Strassenverkehr risikoreich verhält, dann gefährdet man nicht nur sich selbst, sondern auch Beifahrerinnen und Beifahrer und vor allem auch andere Verkehrsteilnehmende. Das ist der Grund, warum ich möchte, dass Pilotprojekte wie beispielsweise mit Handy-Blitzern eingeführt werden.
Können Sie nachvollziehen, dass man es von aussen so wahrnehmen kann, dass Sie eine Spielverderberin für Autofahrende sein wollen?
Ich glaube, das wäre ein bisschen unfair. Ich will niemandem das Auto verbieten. Ich will nur, dass die Gesetze eingehalten werden.
Woher kommt Ihre Motivation, in Sachen Auto und Verkehr politisch so aktiv zu sein?
Zum einen bekomme ich immer wieder Zuschriften, dass es Probleme gibt. Der Kanton Aargau scheint davon besonders stark betroffen zu sein. Hier gab es zuletzt immer wieder Zwischenfälle von jungen Männern mit PS-starken Autos, die sich risikoreich verhalten haben. Oder, die ihre Fahrzeuge nicht richtig unter Kontrolle hatten.
Deshalb haben Sie die Motion für eine zusätzliche Autoprüfung für Junglenker mit PS-starken Autos eingereicht?
Dazu gibt es eine Vorgeschichte. Ich hatte zuvor schon für Neulenkende eine PS-Beschränkung gefordert. Die Idee war, dass Junglenkende zuerst ein paar Jahre warten müssen, bevor sie in hochmotorisierte Autos steigen dürfen. Das wurde im Parlament abgelehnt. Dennoch erhielt ich viele Reaktionen etwa von Fahrlehrpersonen, die fanden, dass das eine gute Idee sei. Der Plan wäre, dass man es so macht, wie bei den Töff-Prüfungen. Da darf man auch nicht gleich von Beginn weg eine grosse Maschine fahren.
In der Autoindustrie dürfte bei dieser Idee keine Freude aufgekommen sein.
Tatsache ist: Wir haben hier in der Schweiz enorm viele hochmotorisierte Autos. Ich kann mich an eine Zuschrift erinnern, in der mir ein älterer Herr schreibt, in seiner Jugend sei er auch gerne schnell gefahren – aber das Höchste war damals ein Golf GTX mit 102 PS oder so. Heutige PS-starke Sportautos werden oft geleased oder stundenweise gemietet. Und ich glaube, das ist vielen durchaus bewusst, wie gefährlich das ist – auch in der Autoindustrie.
Sie sprechen Unfälle an wie jener kürzlich auf der A1 mit einem gemieteten McLaren…
… genau. Der Fahrer hat da ja gesagt, dass ihm das Heck ausgebrochen sei. Ist ja klar, mit Heckantrieb fährt es sich natürlich ein bisschen anders.
Oha, Sie haben offenbar ein bisschen Ahnung von Sportautos…
... mittlerweile schon. (lacht) Ich kann auch die Faszination mit dem schnellen Fahren absolut nachvollziehen. In Deutschland auf der Autobahn bin ich – bei wenig Verkehr – auch schon sehr schnell gefahren. Das ist schon ein spezielles Gefühl. Aber die Verkehrssicherheit geht vor. Sicherheitssysteme ausschalten, Assistenzsysteme ausschalten. Das sind Dinge, die wirklich gefährlich sind.
Mit ihrem neusten Vorstoss wollen Sie Handy-Blitzer in der Schweiz installieren lassen.
Unaufmerksamkeit am Steuer macht einen grossen Teil der Unfälle auf Schweizer Strassen aus. Viele davon sind auf den Handygebrauch zurückzuführen. Aber das kommt nur raus, wenn die Leute selber sagen, dass sie wegen des Mobiltelefons abgelenkt waren. Oder wenn sie mit dem Handy am Steuer geblitzt werden, weil sie zu schnell gefahren sind. Es gibt sehr viele Unfälle, bei denen man nicht genau weiss, aus welchem Grund sie passiert sind. Die Dunkelziffer, die auf den Handygebrauch zurückzuführen ist, dürfte enorm hoch sein. Deshalb sind Handyblitzer aus Verkehrssicherheitsgründen sinnvoll.
Was ist mit dem Datenschutz?
Der Datenschutz ist tatsächlich eine heikle Sache. Es wäre ja so, dass eine Kamera von oben – beispielsweise einer Autobahnbrücke – permanent filmt. Das gibt es aber bereits heute. Immer, wenn es sein könnte, dass jemand ein Handy in der Hand hat, wird geblitzt – das macht die KI. Danach schaut die Polizei die Bilder durch und sortiert aus. Man kann sich auf den Punkt stellen, dass das eine Videoüberwachung im öffentlichen Raum ist. Aber sie wäre in dem Sinn gerechtfertigt, weil die Verkehrssicherheit auch von öffentlichem Interesse ist.
Erhalte Sie auch Reaktionen von Leuten, die sich beklagen, dass Sie Autofahrende schikanieren wollen?
Ja, klar. Einer hat mir kürzlich geschrieben, man solle nicht immer mehr verbieten wollen. Da musste ich zurückschreiben: Sorry, Handy am Steuer ist bereits verboten. Es geht also nicht um Schikane, sondern höchstens um Vollzug, respektive um eine Vereinfachung des Vollzugs. Heute muss die Polizei jemanden in flagranti ertappen, um eine Busse wegen Handy am Steuer aussprechen zu können. Das kann es nicht sein.
Und Handyblitzer wären die Lösung?
Es wäre wie mit dem Geschwindigkeitsradar. Die sind ja auch nicht omnipräsent. Aber wenn man weiss, dass irgendwo ein Handyblitzer stehen könnte, fährt man vielleicht auch eher korrekt. Aber klar: Das Auto ist einfach ein sehr emotionales Thema. Deshalb verstehe ich beide Seiten. Mir geht es schlussendlich um die Verkehrssicherheit – und wenn sich alle auf den Strassen sicher fühlen, profitieren alle.
Der Nationalrat sagt Ja zur Verkehrslärm-Motion. Er will zu lauten Autos und Töff an die Auspuffe und hat am 16. März einer Motion seiner Umweltkommission und der SP-Politikerin Gabriela Suter mit 119 zu 65 Stimmen zugestimmt.https://t.co/V4Ub0VKJf6pic.twitter.com/ZqYwCi7601
— moto.ch (@motoschweiz) March 16, 2021

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