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Was bei einem Unfall mit Hund im Auto passieren kann
Ein Hund auf dem Beifahrersitz, das Fenster offen, die Ohren im Fahrtwind – sieht zwar süss aus, ist aber gefährlich. Bei einem Ausweich- oder Bremsmanöver drohen schwere Verletzungen für Mensch und Tier.
Es ist ja nicht so, als würde der alte Mercedes 560 SL nicht schon genug Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Nein, auf der Rückbank des Cabrios sitzen ganz entspannt drei Labradoodles. Gemeinsam mit ihrem Herrchen ziehen sie durch die Strassen Berlins. Sehr zur Belustigung der Passanten. Fotos und Videos davon landen regelmässig auf dem Instagram-Account @dd_and_the_doodles, der mittlerweile Kultstatus erreicht hat.
Doch so charmant das Bild ist, wirft es auch Fragen auf: Wie sicher ist das eigentlich? Und was passiert, wenn es kracht? Genau dieser Frage ist der Automobil Club der Schweiz ACS gemeinsam mit der Fachstelle für Verkehrssicherheit nachgegangen.
Hunde ungesichert im Auto: Ein Risiko für alle
In mehreren Testfahrten mit Hunde-Dummys wurde simuliert, was bei einem abrupten Bremsmanöver oder einem Ausweichmanöver tatsächlich geschieht. Ein ungesicherter Hund wird mit enormer Wucht durch das Auto geschleudert. Und dabei ist es nahezu egal, wo sich das Tier zum Zeitpunkt des Crashs befindet. So entwickelt beispielsweise ein 20 kg-Hund bei 50 km/h Aufprallkräfte bis zu 400 Kilogramm; bei noch grösseren Hunden steigt das entsprechende Risiko deutlich an.
Aber wo verursacht ein Hund im Auto das grösste Risiko? Auf dem Beifahrersitz kann das Tier auf den Schoss des Fahrers prallen, sich zwischen Lenkrad und Beinen verklemmen und das Fahrzeug völlig unkontrollierbar machen. Auf der Rückbank besteht die Gefahr, dass das Tier gegen Türen oder Kopfstützen geschleudert wird. Und selbst im Kofferraum ist ein ungesicherter Hund nicht sicher: Bei Aufprall fliegt er gegen Seitenwände oder Rücksitzlehnen mit potenziell fatalen Folgen.
Noch problematischer wird es nach einem Unfall. Viele Tiere sind in dieser Situation panisch, verwirrt oder aggressiv. Ein verletzter Hund ohne Sicherung kann Ersthelfer und Rettungskräfte ernsthaft gefährden und dadurch die Hilfe für alle Beteiligten verzögern. Wer im Notfall Ruhe bewahren will, sollte daher vorher für klare Verhältnisse im Fahrzeug sorgen.
Tier und Fahrende richtig schützen
Tatsächlich kennt das Schweizer Strassenverkehrsgesetz SVG keine spezielle Vorschrift für den Transport von Haustieren im Auto. Stattdessen gelten sie juristisch als Ladung mit entsprechenden Sicherungspflichten. Laut Art. 30 Abs. 2 SVG muss die Ladung – also auch ein Hund – so verstaut sein, dass sie niemanden gefährdet, nicht herunterfallen kann und den Fahrbetrieb nicht stört.
Aus Sicht von Fachleuten gibt es dafür mehrere sinnvolle Sicherungssysteme, die je nach Grösse und Temperament des Tieres ausgewählt werden sollten. Für viele Hunde, insbesondere kleine bis mittelgrosse, ist ein gut sitzendes Autogeschirr ein erster Schritt zu mehr Sicherheit. Es wird direkt am Sicherheitsgurt befestigt und verhindert, dass der Hund bei einer Vollbremsung unkontrolliert durch den Innenraum geschleudert wird. Allerdings bietet ein Geschirr nur begrenzten Schutz, vor allem bei grossen oder kräftigen Hunden, die sich aus dem Gurt winden oder bei starker Wucht dennoch zur Gefahr werden können.
Deshalb empfehlen Experten bei grösseren Tieren meist stabile Transportboxen, die im hinteren Teil des Fahrzeugs – idealerweise im Kofferraum – platziert werden. Hierbei ist entscheidend, dass die Box auf die Grösse des Hundes abgestimmt ist: Sie sollte so viel Platz bieten, dass das Tier bequem sitzen und liegen kann, jedoch nicht so gross sein, dass es darin unkontrolliert herumgeschleudert werden kann. Denn bei einem Aufprall wird selbst der Hund in der Box zu einem potenziellen Geschoss. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, die Transportbox mit stabilen Spanngurten an den vorgesehenen Verzurrösen des Fahrzeugs zu befestigen. Nur so bleibt sie im Fall einer plötzlichen Bewegung an Ort und Stelle. Mittlerweile gibt es sogar spezielle Transportboxen mit integrierten Airbags, die zusätzlichen Schutz für die Tiere im Ernstfall bieten.
Zusätzlichen Schutz – gerade bei Kombis oder SUVs – bietet ein massives Trenngitter zwischen Kofferraum und Fahrgastzelle. Es verhindert, dass ein Hund bei einem Unfall nach vorne geschleudert wird, selbst wenn er sich frei im Kofferraum bewegt. Auch bei Bremsmanövern sorgt das Gitter dafür, dass Tier und Gepäck getrennt bleiben.
Für kleinere Hunde gibt es ebenfalls durchdachte Sicherungslösungen. Besonders praktisch sind Körbchen mit integriertem Sicherheitsgurt, die sich mit dem Anschnallsystem des Autos verbinden lassen. Diese Modelle lassen sich meist direkt auf dem Rücksitz befestigen und bieten Komfort und Schutz zugleich. Alternativ kann eine kompakte Transportbox hinter dem Beifahrersitz oder auf dem Rücksitz angebracht werden, sofern sie ebenfalls ordnungsgemäss gesichert ist.
Wichtig bei allen Varianten: Die Sicherungssysteme sollten regelmässig auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft und bei sichtbaren Schäden ausgetauscht werden. Denn nur intakte Vorrichtungen garantieren im Ernstfall bestmöglichen Schutz für Mensch und Tier.
Und wie löst der Besitzer der drei Berliner Doodles das Sicherheitsproblem? Um so entspannt offen durch Berlin cruisen zu können, musste Besitzer Fischl erst einmal eine deutsche Vorschrift beachten. «Ich fahre so gerne offen und nehme die Hunde dabei mit. Aber Hunde werden in Deutschland als Sachen betrachtet, die du sichern musst wie eine Ladung», erklärt er gegenüber der Berliner Zeitung. «Also muss ich sie anschnallen.» Vor allem, um zu verhindern, dass einer der Labradoodles spontan an einer roten Ampel aus dem Auto springt, wenn der «falsche Hund» auf dem Trottoir steht, wie Fischl lachend erzählt.

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