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Warnungen überhört – Bohrmaschine am Gotthard steckte mehrfach fest
Beim Bau der zweiten Gotthardröhre ist das Bundesamt für Strassen in massive Schwierigkeiten geraten. Die Tunnelbohrmaschine «Paulina» blieb nach wenigen hundert Metern stecken, trotz zahlreicher Warnungen von Geologen. Nun drohen Mehrkosten in Millionenhöhe – und Verzögerungen, die Insider auf bis zu zwei Jahre schätzen.
Nach nur 192 Metern kam der Vortrieb der Tunnelbohrmaschine «Paulina» am Südportal in Airolo zum Stillstand. Zerklüftetes Gestein blockierte die Maschine im Sommer. Das ASTRA sprach von «geologischen Herausforderungen» und kündigte an, künftig mit Sprengungen statt mit maschinellem Vortrieb weiterzubauen. Offiziell rechnet die Behörde mit bis zu 20 Millionen Franken Mehrkosten und acht Monaten Verzögerung – der Eröffnungstermin der zweiten Gotthardröhre 2032 sei nicht gefährdet.
Doch interne Stimmen zeichnen ein anderes Bild. Wie die SRF-«Rundschau» aufgedeckt hat, war «Paulina» bereits zuvor einmal für einen ganzen Monat steckengeblieben, nachdem sie in einen Hohlraum geraten war. Das ASTRA verschwieg diesen Vorfall bisher. Insider warnen, dass sich der Tunnelausbruch Süd um bis zu zwei Jahre verzögern könnte. Grund dafür seien nicht nur technische Probleme, sondern auch massive Zusatzkosten beim Personal: Statt in zwei Schichten an fünf Tagen wird nun im Dreischichtbetrieb rund um die Uhr gearbeitet.
Debakel mit Ansage
Brisant: Die Schwierigkeiten waren absehbar. Bereits 2016 stürzte ein Sondier-Bohrloch in der sogenannten Tremola-Serie ein – ein deutliches Warnsignal. 2018 hielt ein 150-seitiges Gutachten fest, dass die ersten 200 bis 400 Meter ab Portal Airolo aufgrund des instabilen Gesteins zwingend im Sprengvortrieb erstellt werden sollten. Ein weiteres Gutachten von 2020 bestätigte diese Einschätzung. Dennoch wurde entschieden, die Maschine von Beginn an einzusetzen.
Das ASTRA verteidigt sein Vorgehen. Vizedirektor Guido Biaggio betont, man habe auf fundierte geologische Berichte vertraut und gemeinsam mit Experten entschieden. Denn: «Ein gewisses Restrisiko gibt es immer. Wir können nicht einen Tunnel bauen ohne Restrisiken.»

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