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Politik & Wirtschaft •
Drohendes Ende des Autos

Vom Tyrannosaurus rex zum Dodge RAM

Dinosaurier wurden immer grösser und beherrschten die Welt. Auch Autos nehmen immer stattlichere Ausmasse an und breiten sich über unseren ganzen Planeten aus. Droht dem Auto ein ähnlich dramatisches Ende wie den Dinos?

Dinosaurier und Autos haben einiges gemeinsam. Beide nahmen im Laufe ihrer Entwicklung immer grössere Ausmasse an. Und beide breiteten sich über den gesamten Planeten aus. Bei den Dinosauriern ist uns heute kaum bewusst, wie winzig sie zu Beginn ihrer Entwicklung waren. Am Anfang segelte der kleine, gefiederte Microraptor wie ein Flughörnchen vom Baum und attackierte winzige Opfer. Der Microraptor wog weniger als ein Kilo.

Vom Winzling zum T-Rex

Einige Zeit später war der Fukuiraptor bereits 5 Meter lang. Er lebte im Bereich des heutigen Japans und ernährte sich von anderen Dinosauriern. Und 60 Millionen Jahre danach trieb der bekannte Tyrannosaurus rex im Gebiet des heutigen Nordamerikas sein Unwesen. Der über 12 Meter lange «T-Rex» erreichte hohe Geschwindigkeiten und konnte bis zu 40 Kilometer weit riechen. Das Ende der Dinosaurier ist bekannt: Ein Meteoriteneinschlag verwandelte unseren Planeten in einen düsteren, eiskalten Lebensraum.

Meteoriteneinschlag

Hoffentlich endet die Geschichte des Automobils nicht auch mit einem Meteoriteneinschlag. Pessimisten sehen das Ende des Autos eher im Zusammenhang mit einer Überhitzung des Planeten. Fest steht jedenfalls: Es gibt immer mehr Autos. Und die Autos werden immer grösser und schwerer. Einerseits wachsen die Autos bei jedem Modellwechsel. Die Autohersteller wollen ihre Kunden nach einem Redesign mit Mehrwert zum Neukauf motivieren. Und andererseits werden die Autos immer schwerer durch die immer komplexere Technik.

VW Golf 1

1974 brachte der erste VW Golf nur etwas mehr als 800 Kilogramm auf die Waage. Der heute fast winzig wirkende Golf 1 war knapp 3,7 Meter lang. Siebzehn Jahre später kam der Nachnachfolger des Urgolfs auf den Markt. Der Golf 3 wog fast 1'200 Kilogramm und war 4,1 Meter lang. Als Volkswagen 2008 den Golf 6 präsentierte, hatte das extrem erfolgreiche Stufenheckauto bereits etwas Speck angesetzt und wog 1'400 Kilogramm. Auch bei der Länge hatte der 6er-Golf auf 4,3 Meter zugelegt.

Parkplatzentzug

Alle Autohersteller lassen ihre erfolgreichen Modelle stets anwachsen. Und gleichzeitig wächst auch das gesamte Marktvolumen. Die Menschheit breitet sich rasant aus. Immer mehr Lebensraum und Verkehrsachsen entstehen. Parkplätze werden zum Politikum. Autogegner versuchen, den Individualverkehr durch pädagogischen Parkplatzentzug einzuschränken. Stadtzufahrten werden blockiert. Vergebens. Der Individualverkehr bleibt populär.

Elektrowinzling

Eigentlich müsste der Westen aus Platznot auf Mikrocars umsteigen. Erste mobile Zwerge wie der Citroen Ami oder der Microlino entschleunigen bereits unseren Verkehrsfluss und helfen den anderen Automobilisten, ihre Überholkompetenz zu optimieren. So wie es aussieht, entwickelt sich der Markt in zwei entgegengesetzte Richtungen. Im engen, urbanen Gebiet werden sich die Mikrocars ausbreiten. Zudem positionieren sich die mobilen Zwerge beim Planet-Rettungsfaktor auf allerhöchstem Niveau. Wer aus einem Elektrowinzlig klettert, wirkt woke und souverän.

Als Gegensatz dazu befinden sich in der Aglo die stattlichen SUVs im Vormarsch. Besitzer, welche ihren BMW X7 oder gar ihren Dodge RAM in verwinkelte Tiefgarage herunterquälen, wirken eher wie neurotische Selbstdarsteller.

Weniger apokalyptisch

Droht solchen immer grösser werdenden Autos ein ähnlich schnelles Ende wie den Dinosauriern? Werden nur einige Mikrocars überleben – versteckt in urbanen Nischen? Vermutlich verläuft alles weniger apokalyptisch ab als vorausgesagt. SUVs werden auch unsere Enkel noch schätzen. Die Batterietechnologie wird sich massiv verbessern. Recycling wird ein hohes Niveau erreichen. Und vermutlich werden uns auch umweltfreundliche Verbrennermotoren in die Zukunft begleiten. Ausser ein Meteorit trifft uns demnächst.


Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.

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