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Ford F-150 Lightning

Elektrisch wird der Mega-Pick-up zum Sportwagen

Er ist gigantisch. Er ist elektrisch. Und er kommt in die Schweiz. Als Elektro-Version Lightning bietet Ford erstmals seinen grossen Pick-up F-150 offiziell in der Schweiz an. Er wird zwar kein Schnäppchen, dafür ist er aber eines der aktuell eindrücklichsten Elektroautos.

Bei Fords Elektro-Pick-up steht die Schweiz an erster Stelle. Das ist beeindruckend, weil bei Autoherstellern normalerweise andere Nationen in Europa zuerst an der Reihe sind. Chinesische Hersteller wie BYD, MG, Nio oder Lynk & Co verkaufen ihre Fahrzeuge beispielsweise schon überall, ausser bei uns. Beim Ford F-150 Lightning gehört die Schweiz neben Norwegen zu den beiden ersten europäischen Märkten, die den gigantischen Elektro-Pick-up aus den USA erhalten.

Unnötiger Riese?

Das bringt uns zum offensichtlichsten Punkt, wie der F-150 beeindruckt: sein Auftritt. Wäre er noch grösser, bräuchte ich den LKW-Führerschein, um ihn fahren zu dürfen. 2,06 Meter breit, 2 Meter hoch und stattliche 6,29 Meter lang ist der Pick-up. Die Abmessungen hinterlassen zusammen mit dem Elektroantrieb und der damit verbunden Speicherbatterie für 429 Kilometer Reichweite ihre Spuren: 2,9 Tonnen Leergewicht bringt der F-150 Lightning auf Waage. 

Braucht es das? Offensichtlich. Es gibt genau 100 Stück für die Schweiz und trotz des stolzen Preises von 127'000 Franken ist die Hälfte schon verkauft. Preis oder Grösse sind keine Abschreckung, aber der F-150 wird auch kein Lifestyle-Pick-up. Ford richtet sein Angebot an Handwerksbetriebe. Für diese gibt es neben dem F-150 in Sachen Elektroantriebe aktuell nur Lieferwagen mit geschlossener Ladefläche.

Freund der Handwerker

Um den Stromer für Handwerksbetriebe und Baufirmen noch interessanter zu machen, hat ihn Ford mit einer beeindruckenden Ausstattung versehen. In der elektrischen Heckklappe zur Ladefläche befinden sich ein ausziehbarer Tritt und Haltegriff. Damit ist die 93,2 Zentimeter hohe Ladefläche leicht zu erreichen. Als wäre das noch nicht genug an Fähigkeiten für eine Heckklappe, versieht Ford sie zudem mit einer Zentimeterskala und macht sie zur Arbeitsfläche mit Messmöglichkeit. Auf der Ladefläche selber gibt es Haushaltssteckdosen, um Arbeitsgeräte wie Bohrmaschine, Kreissäge und andres einstecken zu können.

Im Innenraum finden sich weitere Steckdosen. Zudem lässt sich der mächtige Gangwahlhebel einklappen, womit zwischen den Sitzen eine ebene Arbeitsfläche entsteht, um den Laptop abzustellen oder etwas zu schreiben. Das funktioniert aus Sicherheitsgründen aber nur im Stand. Zudem lässt sich die Sitzfläche der Rücksitze nach oben klappen, womit sich der hintere Teil der Personenkabine in einen praktischen Stauraum verwandelt. Wer weniger Platz braucht, der ab auch witterungsgeschützt ist, kann auf den 400 Liter fassenden Laderaum unter der Fronthaube zurückgreifen.

E-Antrieb macht Grösse vergessen

Am meisten beeindruckt mich der F-150 Lightning aber am Steuer. Der Grund dafür liegt beim 458 PS (337 kW) starken Elektroantrieb mit je einem Motor pro Achse. Statt dass sich der Koloss behäbig und träge in Bewegung setzt, fährt er so leichtfüssig vom Platz wie Fords Kompaktwagen Focus. Noch eindrücklicher ist die Beschleunigung etwas später auf der steilen Hauptstrasse von Beckenried NW nach Emmetten NW am Vierwaldstättersee. Als mir in einer Kurve ein Bus entgegenkommt, halte ich an und lass den Bus vorbei. Während ein Benzin- oder Diesel-Pick-up Berg hoch wohl kaum vom Fleck kommen würde, fährt der Lightning so spielend los, als ginge es Berg ab. Das ist das Resultat von 1050 Nm maximalem Drehmoment. Dass der F-150 damit wie ein Sportwagen in 4,6 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt und BMWs auf der Autobahn stehen lässt, ist quasi ein Bonus.

Auf den kurvigen Strassen weiter nach Seelisberg beeindruckt mich der Elektro-Pick-up mit seiner Wendigkeit. Ich muss nicht mit viel Kraft am Lenkrad kurbeln wie in einem Lastwagen. Die Lenkung ist leichtgängig und präzise, was die Haarnadeln zum Kinderspiel macht. Der F-150 lässt mich seine Grösse und Gewicht vergessen, aber das ist trügerisch. Bei über sechs Metern Länge muss ich beim Abbiegen später einlenken, wenn das Heck nicht an der Ampel oder einer Hausecke hängen bleiben soll. Und die durchaus guten Bremsen können die drei Tonnen Gewicht beim Anhalten nicht so gut kaschieren, wie es die E-Motoren umgekehrt beim Beschleunigen können.

Fazit

Der Ford F-140 Lightning lässt mich staunend aussteigen, aber auch etwas besorgt. Er zeigt, welches Potenzial im Elektroantrieb steckt, wenn selbst riesige Pick-ups so flink wie Sportwagen werden. Das erfordert aber gewissenhafte Menschen am Lenkrad, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Deshalb schadet es sicher nicht, dass der F-150 mit einem Preis von 127'000 Franken alles andere als ein Schnäppchen ist, wenn im März die ersten Modelle bei den Händlern stehen. 

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