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Voller Durchblick im Hybrid-Dschungel
Ein Hybridantrieb ist heute völlig normal, ja sogar deutlich populärer als Elektro oder Diesel. Nur: Was ist eigentlich ein Mild-, Voll-, Plug-in- oder auch Range-Extender-Hybrid – und was eignet sich für wen? STREETLIFE bietet Orientierung im Dschungel der vielen Antriebsarten mit dem Doppelherz.
Wer hat’s erfunden – die Schweizer? Naja, nicht ganz. Aber zumindest waren wir ganz vorne dabei, als der Hybridantrieb das Laufen lernte. Heute, also 26 Jahre nach der Etablierung durch den Toyota Prius, ist der kombinierte Antrieb mit Verbrennungs- plus Elektromotor sogar der Normalfall: Aktuell ist ein Fünftel der Neuwagen rein elektrisch und knapp ein Zehntel sind Diesel. Aber mit je über einem Drittel bestimmen Benziner und eben Hybride den Markt.
Ingenieure unterscheiden gerne zwischen seriellen, parallelen und leistungsverzweigten Hybriden (von lat. hybrida, also «gemischt»). Wir bringen es lieber einfach auf den Punkt: Ein Hybrid hat zwei Antriebe – Verbrennungs- plus Elektromotor. Weil je nach Situation der Elektro effizienter läuft und der Verbrenner dann kleiner und mit geringerer Leistung ausgestattet sein darf, spart das zwischen zehn und 30 Prozent Sprit. Nicht besprechen wollen wir Antriebe, die heute kaum mehr eine Rolle spielen (z.B. Mikrohybrid, den wir unter Mildhybrid mit abhandeln) oder solche, die streng technisch betrachtet hybrid sind, aber nie so genannt werden (z.B. Brennstoffzellenauto). Hier die vier etablierten Hybridarten:
Mildhybrid – der Hybrid ohne E-Fahrt
Was ist das?
Ein Mildhybrid oder MHEV (engl. Mild Hybrid Electric Vehicle) ist in erster Linie ein Verbrenner. Nur, dass ihn ein Elektromotor bei Bedarf unterstützt. So ist etwa beim Anfahren mehr Kraft da, darum kann der Verbrenner kleiner ausfallen. Per Definition fährt ein Mildhybrid nie rein elektrisch, allerdings sind die Übergänge heute fliessend: Zum Beispiel beim «Segeln» (Fahrt ohne Gas) geht es trotzdem teils ganz kurz.
Was kann das?
Weil der E-Motor für mehr Kraft sorgt, reicht ein kleinerer Verbrenner – das spart. Der Strom kommt aus jener Energie, die sonst beim Bremsen verloren ginge. Und weil Verbrenner eh einen Anlasser brauchen, ist der E-Motor hier meistens nur eine grössere Variante davon. Das macht es günstig. Allerdings ist der Spareffekt überschaubar (10 bis 15 Prozent), und wirklich rein elektrisch fährt man halt quasi nie.
Wem passt das?
Allen! Mildhybridantrieb, oft als «48-Volt-Technik» angepriesen, kostete einst über 1000 Franken mehr. Das ist heute jedoch vorbei, denn viele Verbrenner gibt es heute nicht mehr ohne zu kaufen.
Vollhybrid – der Hybrid schlechthin
Was ist das?
Der Vollhybrid oder HEV (engl. Hybrid Electric Vehicle) ist der klassische Hybrid. Er fährt je nach Situation automatisch mit Sprit oder mit Strom oder beidem zugleich. Je nach Modell kann man teils zwei, fünf oder mehr Kilometer am Stück rein elektrisch zurücklegen, falls man nicht zu viel Gas gibt und dadurch den Verbrenner «weckt». Den nötigen Strom holt sich der Vollhybrid dann beim Rollen oder Bremsen zurück.
Was kann das?
Vollhybride sind einerseits kraftvoll und andererseits oft verblüffend sparsam. Wer nicht genau darauf achtet, bekommt die automatischen Wechsel zwischen den beiden Antrieben gar nicht mit. Es gibt auch Nachteile: Hybride sollte man artgerecht bewegen, bei schwerem Gasfuss sind die Sparvorteile sonst teils dahin. Und je nach verbautem Automat kann auch die Akustik etwas gewöhnungsbedürftig sein.
Wem passt das?
Fast allen. Vollhybride sind voll etabliert. Zwar kosten Vollhybride schon mal bis zu ein paar Tausender mehr. Dafür fährt man teils recht viel elektrisch und spart dabei bis 25 Prozent beim Verbrauch.
Plug-in-Hybrid – der Hybrid mit Stecker
Was ist das?
Der Plug-in-Hybrid oder PHEV (= engl. Plug-in Hybrid Electric Vehicle) ist im Prinzip zwar ein Vollhybrid, jedoch mit grösserem Akku und vor allem mit einem Stecker zum Aufladen. Die Idee: Lädt man den Akku vor Fahrtantritt statt nur beim Rollen und Bremsen auf, kann man 20 bis 60, in manchen Modellen heute gar über 100 Kilometer weit elektrisch fahren. Erst bei leerem Akku kommt der Verbrenner zum Zug.
Was kann das?
Eigentlich vereint der Plug-in-Hybrid das Beste zweier Welten: Man geniesst auf kürzeren Strecken die Vorteile günstigen elektrischen Fahrens (z.B. beim Pendeln), muss auf Reisen aber nicht stets laden. Nur: Die Doppeltechnik ist stets einige tausend Franken teurer, und die Normverbrauchswerte sind im Alltag oft illusorisch. Der Plug-in-Hybrid macht finanziell wie ökologisch nur Sinn, wenn man ihn oft lädt.
Wem passt das?
Nur jenen, die per Stecker laden mögen. Denn je häufiger man lädt, desto mehr spart man und schont die Umwelt. Lädt man nicht auf, macht die teure und schwere Technik keinen Sinn, sondern erhöht den Verbrauch.
Range-Extender-Hybrid – das Fast-Elektroauto
Was ist das?
Diese Sonderform ist technisch betrachtet ein Plug-in-Hybrid, weswegen wir sie hier in diese Liste aufnehmen – aber faktisch ein Elektroauto: Die Räder werden stets elektrisch angetrieben. Wozu also ist der Verbrenner da? Er treibt nie Räder an, sondern ist als Range Extender (dt. «Reichweitenverlängerer») als Stromaggregat an Bord, um die eher kleine Batterie des Elektromotors bei Bedarf unterwegs aufzuladen.
Was kann das?
Einerseits erlaubt das System Elektroautos mit kleineren Akkus. Sie sind somit leichter und teils günstiger zu bauen. Auf Reisen garantiert der Benziner, dass man bei leerem Akku ohne Laden weiterkommt. Tönt gut, hat aber Nachteile: Der zweite Antrieb kostet viel Geld, ohne dass man ihn im Alltag oft nutzt. Und der Umweg, den Strom an Bord per Verbrennungsmotor zu erzeugen, ist unter dem Strich eher ineffizient.
Wem passt das?
Jenen, die ein E-Auto – meist zum nur leicht günstigeren Preis –, nicht aber Reichweitenangst wollen: Man sollte hier in der Regel laden und elektrisch fahren, der Verbrenner ist nur für den Fall der Fälle.
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