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Politik & Wirtschaft •
Velo-Verkehrsexpertin Nr. 61

Ursula Wyss und der Traum von einem Schweizer Amsterdam

Von den über 340 Verkehrsexperten, welche plötzlich aufgetaucht sind, um den dringend notwendigen Autobahnausbau zu bekämpfen, sticht ein prominenter Name heraus: die SP-Politikerin Ursula Wyss.

Wie rasant die Bevölkerung der Schweiz wächst, zeigt sich an den zunehmenden Staus auf unseren Autobahnen. Aber nicht nur die 48’000 Staustunden weisen auf eine Überbevölkerung hin. Auch die expansiv sich ausbreitende Anzahl von Verkehrsexpertinnen und Verkehrsexperten zeigt, dass es in der Schweiz immer enger wird. In den Verwaltungen und verwaltungsnahen Betrieben wimmelt es inzwischen von Verkehrsplanern, welche öffentliche Steuergelder in Mobilitätskonzepte umwandeln. Als zwei grünliberale Velo-Lobbyisten zum Appell gegen den beschlossenen Autobahnausbau aufriefen, unterzeichneten innert kürzester Zeit über 340 Verkehrsexperten.

Staatsnahe Bubble

Fast alle dieser Experten bewegen sich innerhalb der staatsnahen Bubble der urbanen Mobilität. Der einzig national bekannte Name steht im Appell an 61. Stelle: Dr. rer. oec. Ursula Wyss. Die prominente, 51-jährige Bernerin sass für die SP bis 2013 im Nationalrat. Bis 2020 gehörte sie der Berner Stadtregierung an. Als Mitglied der städtischen Exekutive forcierte sie mit viel Herzblut die Förderung des Berner Veloverkehrs. Bern sollte zur Velo-Hauptstadt der Schweiz werden und bis im Jahr 2030 den Anteil Velofahrender verdoppeln. Der linken Ökonomin Wyss waren die 4,7 Millionen in der Schweiz eingelösten Personenwagen und Transportfahrzeuge schon lange ein Dorn im Auge.

Fahrleistungsreduzierende Massnahmen

Bereits als frischgebackene SP-Nationalrätin wollte Ursula Wyss im Jahre 2000 in einer Interpellation vom Bundesrat wissen, welche verkehrsreduzierenden Massnahmen er für den motorisierten Strassenverkehr vorgesehen habe. Wyss wollte die Strassenkapazitäten mit fahrleistungsreduzierenden Regelungen einschränken. Die linke Politikerin wollte möglichst wenig teure Ausbauprojekte. Sie forderte den Bundesrat auf, die Städte durch die Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs zu entlasten. Einige Jahre zuvor erlangte sie an der Universität Amsterdam einen Master in urbaner Stadtentwicklung. Seither schwärmt Wyss für die holländische Velometropole.

Hocheffizienter Autobahnring

In Amsterdam geniessen Velofahrende absoluten Vorrang. Fussgänger, welche nicht reaktionsschnell den kreuz und quer herumrasenden Velofahrern ausweichen, haben das Nachsehen. Für Velo-Verkehrsexpertin Wyss, welche das neue Buch «Velowende» mitverfasste, gilt Amsterdam als Vorbild für alle Schweizer Städte. Zwei Aspekte erwähnt Wyss kaum: Erstens erschliesst der hocheffiziente, bis zu fünfspurige Autobahnring A10 das Stadtzentrum. Und zweitens investiert die holländische Regierung laufend in den Ausbau des Strassennetzes zur Stauvermeidung.

Linksgrüne Mobilitätskonzepte

Schlussendlich haben Ursula Wyss und ihre 340 weniger prominenten Mitstreitenden etwas gemeinsam: Alle sind fokussiert auf die urbane Mobilität. Alle sehen die Zukunft in linken Lösungen, welche auf Regulierung, Umverteilung und Verboten basieren. Die linksgrünen, staatsnahen Verkehrsexperten wollen die sechs neuralgischen Engpässe im Nationalstrassennetz bewusst nicht beseitigen: Die 4,9 Milliarden Franken sollen den Autofahrern entzogen werden. Das Geld soll in linksgrüne Mobilitätskonzepte fliessen. Ursula Wyss und ihre Mitstreiter träumen von Menschen, welche mit Velos und Lastenrädern kleinräumige Distanzen zurücklegen. 


Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.

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