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Politik & Wirtschaft •
Neuer Zoff um Mann mit Hut

SVP-Sollberger: «Für solchen Bullshit haben wir plötzlich Geld?»

Neue Strassenschilder ohne Mann mit Hut sorgen für politischen Zoff. Internationale Vorgaben treiben die Schweiz Richtung genderneutrale Signalisation. Während die Grünen von einem Fortschritt sprechen, schiesst die SVP scharf gegen die Pläne und spricht von «reiner Symbolpolitik» auf Kosten der Steuerzahler.

Dem Mann mit Hut geht es an den Kragen. Zumindest auf den revidierten Schildern des Wiener Übereinkommens, bei dem auch die Schweiz Vertragspartei ist. Darauf sind sowohl der Mann mit Hut wie auch die Frau oder das Mädchen mit Rock verschwunden, die Stand heute auf Fussweg-Signalen abgebildet sind. Stattdessen werden die Symbole mit Strichmenschen ohne geschlechtsspezifische Merkmale abgebildet. 

«Befassen uns mit Gaga-Problemen»

Während die genderneutralen Schilder den Forderungen von Grünen-Nationalrätin Manuela Weichelt entgegenkommen, lupfts der SVP den Hut. «Das ist ein perfektes Beispiel dafür, wie wir uns mit Gaga-Problemen befassen, anstatt die wichtigen Themen in Gesellschaft und Wirtschaft anzugehen», ärgert sich Sandra Sollberger, SVP-Nationalrätin (BL) und Mitglied der Verkehrskommission. «Das ist doch verrückt. Wir müssen sparen und haben dringende Probleme bei Verteidigung und Infrastrukturen. Und dann haben wir plötzlich Geld für solchen Bullshit? Das verstehen die Steuerzahlenden nicht und wir fragen uns, weshalb die Leute sich von der Politik abwenden.»  

Grüne begrüssen neue Strassenschilder

Für Manuela Weichelt hingegen ist es ein Schritt in die richtige Richtung: «Die Schilder sind sicher besser als die heutigen.» Ganz zufrieden ist die Grünen-Nationalrätin (ZG) damit aber noch nicht. So würde Weichelt einen Schritt weitergehen und sich an den Genfer-Schildern orientieren.  

Genf als Vorbild? Streit um einheitliche Signalisation

Seit rund fünf Jahren setzt die Westschweizer Stadt auf mehr Diversität und zeigt auf den Schildern zum Beispiel eine schwangere Frau, eine übergewichtige Frau oder ein weibliches Paar. Weichelt würde eine einheitliche Signalisation in der Schweiz bevorzugen und findet: «Das würde für die Übernahme der Genfer Signalisation sprechen.»

Dem sagt Sollberger den Kampf an: «Ich werde mich für einen Stopp einsetzen. Solche Sachen bringen uns nicht weiter und lösen nicht einmal das Problem der Gleichberechtigung. Es ist reine Symbolpolitik ohne Nutzen.»  

ASTRA: Neue Strassenschilder frühestens ab 2026

Doch wie sieht es nun mit den Schildern in der Schweiz aus? Laut dem Bundesamt für Strassen ASTRA werden die Änderungen des Wiener Übereinkommens voraussichtlich im Frühjahr 2026 in Kraft treten. «Die Schweiz wird die neuen Signale prüfen und soweit wie möglich übernehmen», sagt eine Mediensprecherin auf Anfrage von STREETLIFE. 

Kein sofortiger Schilderwechsel

Allerdings verschwindet der Mann mit Hut nicht einfach von heute auf Morgen, wie das ASTRA erklärt: «Bei Anpassungen der Signal-Gestaltung erfolgt kein sofortiger Wechsel aller betroffener Signale. Meist werden Signale dann ersetzt, wenn sie beschädigt werden (z.B. durch Unfälle), nicht mehr lesbar sind (z.B. Verwitterung) oder im Zuge von Sanierungsarbeiten auf einem Strassenabschnitt.» Das Bundesamt für Strassen rechnet daher mit «vergleichsweise moderaten Mehrkosten», nennt jedoch keine konkreten Zahlen.

Bis die neuen Signale tatsächlich auf Schweizer Strassen auftauchen, dürfte also noch Zeit vergehen. Sicher ist jedoch: Der Mann mit Hut hat seine beste Zeit hinter sich – und sorgt selbst im Abgang noch für politischen Zündstoff. 

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