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Politik & Wirtschaft •
Elektro-Leuchtturmnation Norwegen

Sprudelnde Ölquellen, surrende Elektroautos

Seit September 2024 sind in Norwegen mehr Elektroautos als Benzinautos zugelassen. Norwegen beweist, dass die Elektrifizierung des Individualverkehrs nur über finanzielle Anreize zu erreichen ist.

Norwegen ist die europäische Leuchtturm-Nation der Elektromobilität. Kaum ein anderes Land treibt die Elektrifizierung des Individualverkehrs konsequenter voran. Ergebnis: Seit Mitte September sind in Norwegen erstmals mehr Elektroautos (EVs) registriert als Benzinautos. Von den per 16. September registrierten 2,9 Millionen Autos sind neu 26,26 Prozent rein elektrisch angetrieben. Der Anteil der Benzinautos liegt bei 26,24 Prozent. Der Anteil der Dieselautos liegt aktuell zwar noch bei 34,8 Prozent, sinkt aber rasant. Die restlichen Autos sind Hybridautos. Der gesellschaftliche Druck, batteriebetrieben zu fahren, ist speziell in Oslo sehr hoch. Wodurch unterscheidet sich das elektrobegeisterte Norwegen von der elektrokritischen Schweiz?

Tesla für alle Bürger

Ein Hauptgrund des forcierten Umstiegs hin zum elektrobetriebenen Individualverkehrs liegt paradoxerweise im norwegischen Erdöl- und Erdgasvorkommen in der Nordsee. Diese natürlichen Ressourcen lassen die Kassen des nordeuropäischen Landes schier platzen. Norwegen sichert die überschüssigen Erdöleinnahmen im staatlichen Pensionsfonds, welcher an Finanzkraft aktuell nur noch von den Saudis übertroffen wird. Ein anderer Teil der Erdölgelder fliesst in umweltschonende Infrastrukturen. Eigentlich könnte der nordische Staat locker jedem seinen Bürger einen Tesla vor die Haustüre stellen. Aber nicht nur die norwegische Bevölkerung, sondern auch der norwegische Staat gelten als knausrig und bescheiden.

Finanzielle Anreize

Wer sich in Norwegen ein fossilbetriebenes Auto kaufen will, muss zum für europäische Verhältnisse hohen Preis noch zusätzliche 25% Mehrwertsteuer bezahlen. Ausnahme sind Elektroautos, welche bis zu 500'000 norwegische Kronen (40'500 CHF) mehrwertsteuerbefreit sind. Zudem waren die Batterieautos bis Anfangs 2023 auch von der Strassenverkehrssteuer befreit. Neu müssen ab 500 Kilo Fahrzeuggewicht für jedes Zusatzkilo 12,5 Kronen jährlich bezahlt werden. Damit beweist Norwegen: Nur über finanzielle Anreize lassen sich Autofahrer nachhaltig von Elektroautos überzeugen.

Mautgebühren für den ÖV

Übrigens verlangt auch der norwegische Staat von seinen Autofahrern Mautgebühren. Die elektronischen Mautstellen werden vorwiegend bei neu erstellten Autobahnen, Brücken oder Tunnels installiert. Die automatisiert eingezogenen Mautgebühren werden für die Finanzierung von Projekte des öffentlichen Verkehrs weiterverwendet und nach dem Erreichen des geplanten Kostenanteils wieder abmontiert. Aktuell bekannte, zeitlich beschränkte Mautstellen sind die beiden Autoringe in Oslo.

Quelle Autozulassungen in Norwegen: E24, eine führende Onlineplattform für Wirtschaftsnachrichten in Norwegen.


Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.

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