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SP-Politikerin fordert Schmerzensgeld für Pendler
Sanierungsarbeiten erforderten eine achtwöchige Totalsperre der Bahnverbindung zwischen Bern und Freiburg. In einer Interpellation fordert SP-Nationalrätin Valérie Piller Carrard Schmerzensgeld für Pendler, welche kurzzeitig auf Ersatzbusse umsteigen mussten.
Das Bahnnetz der Schweiz gleicht einem Fass ohne Boden. 20'000 Baustellen betrieb die SBB gemäss aktuellem Geschäftsbericht allein 2024. Für die Erhaltung der Bahninfrastruktur werden die Schweizer Steuerzahler mit bis zu 2 Milliarden Franken jährlich zur Kasse gebeten. Zusätzlich kommen im Rahmen der Ausbauprogramme STEP (Strategisches Entwicklungsprogramm Bahninfrastruktur) für 2025 bis 2035 weitere 16 Milliarden Franken hinzu. Eine Baustelle sorgt politisch aktuell für besondere Aufmerksamkeit: Wegen anstehenden, massiven Bautätigkeiten auf der Strecke Bern – Freiburg ist die Bahnverbindung vom 27. Juni bis 25. August 2025 gesperrt. Die achtwöchige Totalsperre sorgt auch im Nationalrat für Gesprächsstoff.
Griff in die Steuerkasse
Eine Woche vor Baubeginn reichte die Freiburger SP-Nationalrätin Valérie Piller Carrard eine Interpellation ein mit dem Titel «Sperrung der Strecke Freiburg–Bern im Sommer. Ein Rückschlag für die Verkehrsverlagerung?» Einerseits sorgt sich Piller Carrard um Pendler, welche während der achtwöchigen Stilllegung der Bahnstrecke die Vorteile des Autofahrens entdecken könnten. Und andererseits fordert die Sozialdemokratin in bester Parteitradition den Griff in die Steuerkasse: Sie fragt nach finanziellen Entschädigung für die Bahnpendler, welche acht Wochen lang auf die Ersatzverbindungen mit Bussen umsteigen müssen. Da schwärmt die SP ständig vom öffentlichen Busverkehr und plötzlich fordert die linke Beamten- und Akademikerpartei Schmerzensgeld für Bus-Pendler.
Ahnungsloses UVEK
In ihrer reichlich spät eingereichten Interpellation stellt Valérie Piller Carrard dem Bundesrat acht Fragen. Beispielsweise fragt die Vizepräsidentin der SP Schweiz den Bundesrat, ob er überhaupt wisse, dass die erwähnte Strecke quasi als Rückgrat der Schweiz für die Verbindung zwischen West- und Deutschschweiz unentbehrlich sei? Die Linkspolitikerin regt sich auf, weil die SBB ihre persönliche Hausstrecke mit dem Verweis auf Ersatzbusse einfach sperren kann. Mit ihren Suggestivfragen wirft sie dem Bundesrat und dem zuständigen UVEK vor, er kenne die Pendlerstatistiken zu wenig. Als ob das UVEK nicht genau weiss, welche Strecken besonders intensiv genutzt werden und wo der Sanierungsbedarf am dringendsten ist.
Verleitet zum Autofahren
«Verkehrsexpertin» Piller Carrard will zudem wissen, ob das UVEK die temporäre Verlagerung bewerte und bemerkt, dass die Sperrung einmal mehr die Westschweizer zur vernachlässigten Minderheit degradiert. Als Mitglied der Bevormundungspartei SP sorgt sich die Freiburgerin aber vor allem um die Bevölkerung, welche zur Nutzung von Privatautos verleitet werden könnte. Dass die pendelnden Menschen am besten selbst entscheiden, welche Verkehrsmittel für sie am besten geeignet sind, zieht die linke Nationalrätin offensichtlich nicht in Betracht. Und wie erwähnt, fordert Piller Carrard Schmerzensgeld für die zusätzlichen 28 Minuten, welche bei der temporären Busnutzung anfallen. Zwischen Bern und Freiburg pendeln viele Beamte, welche bei ihren intensiven Arbeitspensen offenbar um jede Minute kämpfen.
8 Wochen statt 3 Jahre
Die Antwort des Bundesrates ist exakt 10 Tage vor der Wiedereröffnung der Pendlerstrecke eingetroffen. Gewohnt sachlich und ohne taktische Rhetorik versichert der Bundesrat, dass die Totalsperre die mit Abstand beste Variante sei. Bei Sperren in der Nacht und an Wochenenden würde die Bauzeit drei Jahre betragen. Mit der Totalsperre sei sie auf acht Wochen reduziert worden. Die Ersatzbusse würden im 10-Minuten-Takt verkehren. Die Strecke müsse saniert werden, weil sie von ÖV-Pendlern besonders stark genutzt werde. Der Bundesrat erachte das Risiko der Rückverlagerung auf die Strasse bei einer zweimonatigen Streckensperrung als geringer als bei abnehmender Qualität der Schieneninfrastruktur als Resultat ungenügender Unterhaltsarbeiten. Zudem seien in der Schweiz bei Bauarbeiten keine finanziellen Entschädigungen vorgesehen. Pech für Valérie Piller Carrard: Aus dem Griff in die Staatskassen wird nichts.

Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.
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