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Verkehr •
Norditalien greift durch

So viele Schweizer Diesel sind vom Fahrverbot in Italien betroffen

Italien bekämpft den Smog auf dem Rücken der Besitzer von Diesel-Fahrzeugen. Diese dürfen ab Herbst nicht mehr in grössere Städte Norditaliens wie beispielsweise Mailand, Turin oder Bologna. Das trifft auch Schweizer Autofahrende. STREETLIFE hat die Details für dich.

Der Italien-Trip wird für Diesel-Fahrende komplizierter. In den Regionen Piemont, Lombardei, Emilia Romagna und Venetien gelten ab diesem Herbst Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge mit der Abgas-Norm Euro 5 (Erklärung siehe Box am Ende des Artikels). Diese trat im September 2009 in Kraft und wurde im September 2015 von der Norme Euro 6 abgelöst wurde. Damit gilt das neue Fahrverbot für alle in diesem Zeitraum produzierten Diesel-Fahrzeuge.

Beliebte Modelle betroffen

In diesem Zeitraum wurden viele beliebte Modelle produziert, die heute noch in zweiter oder dritter Hand unterwegs sind. Dazu zählen beispielsweise zehnjährige 3er BMWs, Toyota Auris (heute Corolla) oder VW Golf. Letzter war damals das meistverkaufte Auto der Schweiz. Die frühen Jahrgänge der siebten Generation (2012-2021) des weit verbreiteten Kompaktwagens liefen noch unter der Euro-5-Norm vom Band. Aktuell wird die 8. Generation des Golfs verkauft. Auch beim 3er BMW sind die ersten Jahrgänge der 6. Generation (2011-2019) von dem Fahrverbot betroffen. Aktuell ist die 7. Auflage der Mittelklasse-Baureihe auf dem Markt.

Diesel-Autos in der Schweiz

Diese Fahrzeuge sind auch in der Schweiz immer noch unterwegs. Ein Blick in den Fahrzeugbestand beim Bundesamt für Statistik zeigt: Ende letzten Jahres waren noch 391'819 Autos mit einem Euro-5-Diesel zugelassen. Diese Zahl ist zwar seit dem Höchststand im Jahr 2016 rückläufig, aber das sind immer noch fast ein Drittel aller in der Schweiz zugelassener Diesel-Fahrzeuge. Ende 2024 gab es in der Schweiz insgesamt 4'796'090 zugelassene Personenwagen. Das bedeutet, dass acht Prozent oder fast jedes zehnte Auto in der Schweiz von diesem Fahrverbot betroffen sind. 

Smog-Problem in Norditalien

Das Verbot basiert auf dem aktualisierten Luftreinhalteplan und hätte eigentlich schon im Jahr 2023 umgesetzt werden sollen. Sie wurden für Autos aufgeschoben, doch für Lieferwagen und LKW ab 3,5 Tonnen gilt das Fahrverbot schon seit letztem Herbst. Davon können auch Wohnmobile und Camper betroffen sein. Die Luftqualität ist ein Problem in Norditalien, vor allem in den Wintermonaten. Die Po-Ebene ist durch die Alpen abgeschirmt und ist jene Region von Europa, die am stärksten von Luftverschmutzung betroffen ist. Deshalb gilt für ältere Diesel-Fahrzeuge (Euro 4 oder tiefer) schon länger ein Fahrverbot in Italien. Insgesamt verbannt Italien ab Herbst 587'173 Schweizer Fahrzeuge aus seinen Städten. Das sind zwölf Prozent aller in der Schweizer eingelösten Autos.

Das Verbot im Detail

Das neue Fahrverbot gilt gemäss italienischen Medienberichten für alle Städte mit mehr als 30'000 Einwohnern. Abgesehen von dieser Vorschrift ähnelt die Umsetzung der Schweiz, wo die Kantone auch vieles autonom entscheiden können: Alle vier Regionen setzten das Diesel-Fahrverbot leicht anders um. Am einfachsten ist es in Venetien, der Region an der östlichen Küste rund um Venedig. Hier gilt das Fahrverbot ab dem 1. Oktober 2025 durchgehend in allen Monaten, allen Wochentagen und allen Uhrzeiten.

Auch in der Emilia Romagna, die von Piacenza über Bologna an die Ostküste nach Rimini führt, gilt das Diesel-Fahrverbot dauerhaft. Jedoch nur tagsüber von 7:30 bis 19:30 Uhr. In Lombardei mit dem wirtschaftlichen Zentrum Mailand südlich des Tessins und Graubündens gibt es weitere Ausnahmen des Fahrverbots. Es gilt nur an Werktagen (Montag bis Freitag) von 8:30 bis 18:30 Uhr. Und am meisten Ausnahmen und damit am komplexesten ist das Fahrverbot im Piemont, die im Westen an Frankreich grenzt und zwischen dem Wallis und dem Tessin liegt. Hier dürfen Diesel nur im Winterhalbjahr nicht in die Städte und auch nur Werktags tagsüber. Das Verbot gilt dieses Jahr vom 1. Oktober bis 15. April und in Zukunft vom 15. September bis 15. April. Und in diesen Monaten ist es nur von Montag bis Freitag zwischen 8:30 und 18:30 Uhr verboten, mit alten Diesel-Fahrzeugen in die Städte zu fahren.

Für betroffene Autofahrende gut zu wissen: Die jeweiligen Fahrverbotszonen sollten grundsätzlich beschildert sein. Weiter gibt es für Oldtimer je nach Region und Ortschaft Ausnahmen. Besitzerinnen und Besitzer sollten sich vor einer Reise informieren. Ob dein Auto betroffen ist, findest du im Fahrzeugausweis heraus. Der Emissionscode in Position 72 verrät, welche Abgasnorm dein Auto erfüllt. Der Code B05 entspricht Euro 5. Für diese Fahrzeuge gilt übrigens auch schon in einzelnen Städten Deutschland ein Fahrverbot. Dazu gehören unter anderem München, Stuttgart und Darmstadt.

Diese Strafe droht

Noch offen ist, wie eine einfache Kontrolle erfolgen kann. Denn in Italien gibt es keine landesweite Umweltplakette. Doch die Information ist aus dem Fahrzeugausweis ersichtlich. Entsprechend kann die Polizei Kontrollen durchführen und Verstösse ahnden. Wer trotz Verbot mit einem Euro-5-Diesel in eine Stadt fährt, muss eine Busse von 168 Euro (ca. 157 Fr.) bezahlen. Wer mehrfach das Diesel-Fahrverbot missachtet, muss den Führerausweis bis zu einem Monat abgeben.

Der Entzug gilt nur für Italien. Da zwischen der Schweiz und unserem südlichen Nachbarn kein Staatsvertrag besteht, können die italienischen Behörden nicht bezahlte Busse nicht in der Schweiz einfordern. Wenn du aber wieder nach Italien fährst, kann die Polizei die Busse inklusive Mahngebühren einfordern.

Was ist die Abgas-Norm?

Die Abgas-Norm legt fest, wie viele Schadstoffe ein Auto bei der Fahrt über seine Abgase ausstossen darf. Damit soll die Luftqualität verbessert werden. Die Grenzwerte gelten für Kohlenstoffdioxid (CO₂), Stockstoffe (NOx) und weitere Schadstoffe. Im Jahr 1970 haben die europäischen Staaten erstmals einheitliche Abgasvorschriften erlassen. Die heutigen Euro-Abgasnormen traten 1992 in Kraft. Jede Stufe (1-6) steht für schärfere Vorschriften, sprich: weniger Schadstoffausstoss. Neue Fahrzeuge müssen die aktuelle Norm erfüllen. Es gelten unterschiedliche Stichtage für die Typengenehmigung und die Erstzulassung. Aktuell gilt Euro 6e. 2027 tritt Euro 7 in Kraft treten. 

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