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10 Fragen zur Autoversicherung

Wie du bares Geld sparen kannst

Alle mit Auto brauchen sie, aber kaum jemand kennt sie wirklich: Autoversicherungen. STREETLIFE lichtet hier den Dschungel des Versicherungs-Einmaleins: Was ist Teilkasko, welche Zusatzversicherung darf man sich schenken, wann und warum gibt es gar kein Geld – und zahlen Ausländer eigentlich wirklich mehr?

Ganz ehrlich: Hast du schon mal die Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) der Autoversicherung gelesen? Meist greift man erst zum endlosen Kleingedruckten, wenn es zu spät ist. Schade, denn die richtige Autoversicherung ist nur die, die uns so abdeckt, wie es ideal ist. So vermeidet man bei einem Schaden böse Überraschungen und spart zudem ziemlich viel Geld. Autoversicherungen sind ein komplexes Business, in dem sich in den letzten Jahren viel getan hat: Sogenannte Direktversicherer – meist schlicht Online-Ableger der etablierten Namen – haben die Preise stark ins Rutschen gebracht. Wer nie wechselt, hat aber nichts davon.

Übrigens: Nirgends sonst wird so gerne gelogen und betrogen. Autoversicherungen betreffen die Hälfte aller Versicherungsbetrüge. Experten schätzen: Fünf bis zehn Prozent aller Schäden wurden extra vergrössert, ein bis fünf Prozent absichtlich verursacht. Lohnt sich aber nicht: Im besten Fall reduzieren oder streichen die Versicherungen «nur» den Schadenersatz. Bei vorsätzlichen Schäden drohen hohe Strafen und Gefängnis. 

1. Was sind eigentlich Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko?

Die Haftpflichtversicherung ist für Motorfahrzeughalter Pflicht und bezahlt Schäden, die wir bei anderen verursachen; wir selbst gehen leer aus. Teurer (siehe Kasten) ist die optionale Teilkaskoversicherung. Sie bezahlt für Schäden an unserem Auto, die keine Unfälle sind. Etwa Feuer, Hagel, Marderfrass oder Diebstahl. Für Unfälle und den Ersatz des Schadens am eigenen Auto ist die teure optionale Vollkaskoversicherung da. Fast immer ist ein Selbstbehalt (Eigenanteil, oft 1000 Franken) dabei. Will man ohne, macht das vor allem Vollkasko teurer. 

2. Welche Autoversicherung brauche ich?

Bei einer alten Occasion – Faustregel: ab sieben Jahre – mit wenig Wert reicht meist Haftpflicht: Bei geringem Fahrzeugwert ist die Versicherungsprämie sonst im Verhältnis teuer. Bei vier bis sieben Jahren ist das Auto ein Fall für Teilkasko: Fährt man es selbst kaputt, bekommt man nichts, aber bei Hagel die Scheiben oder bei Marderbiss das Zündkabel ersetzt. Vollkasko braucht es, wenn das Auto neu oder bis drei Jahre alt oder älter, aber noch viel wert ist. Oder wenn man hohes Schadensrisiko hat (z.B. Neulenker, Vielfahrer). 

3. Sind Zusatzversicherungen nötig?

Nicht zwingend. Besonders beliebt ist die Parkschadensdeckung (z.B. bei Parkschaden mit Fahrerflucht). Aber das ist sehr individuell. Wer fast nur zuhause parkiert, braucht es kaum. «Diebstahl mitgeführter Sachen» (z.B. Handtaschen) ist oft überflüssig, weil es teils in der Hausratversicherung mit drinsteckt. Die Insassenschutzversicherung ist wegen der obligatorischen Unfallversicherung für Arbeitstätige meistens sinnlos. Bei jungen Autos ist oft Pannendienst vom Hersteller dabei, dann braucht es keine extra Assistance.

4. Wie finde ich den richtigen Versicherer?

Meist wird die Prämienhöhe den Ausschlag geben. Zum Glück gibt es dazu heute das Internet: Die günstigste Versicherung findet man sehr simpel über Vergleichsportale (z.B. Bonus.ch, Comparis.ch, Financescout24.ch, Verivox.ch). Vor dem Entscheid jedoch die stets variierenden Konditionen der Versicherungen gut checken.

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5. Worauf sollte ich in Angeboten und Versicherungsbedingungen (AVB) achten?

Die wichtigsten Punkte, bei denen es Unterschiede gibt: Totalschadenersatz – hier kann das ein Viertel mehr oder weniger Entschädigung ausmachen! Parkschadendeckung – zum Beispiel gibt es da Klauseln mit einer maximalen Anzahl Schäden im Jahr oder begrenzter Maximalsumme. Bonusstufen – das ist der Rabatt, den man je nach Anzahl schadenfreier Jahre bekommt, der nach einem Schaden aber zum Teil wieder wegfällt.

6. Wie spare ich Geld bei der Prämie?

Der Rabatt auf mehr- statt einjährige Verträge ist meist tiefer als der mögliche Spareffekt eines Wechsels. Viele Versicherungen geben Rabatt, wenn man mehrere Policen bei ihnen abschliesst – also zum Beispiel die Autoversicherung, wo die Hausratversicherung läuft. Höherer Selbstbehalt senkt die Prämienhöhe. Freie Garagenwahl kostet unnötig extra. Und oft sind die Online-Angebote sogenannter Direktversicherer tiefer.

Was kostet eine Autoversicherung?

Wie stark Prämien schwanken? Enorm! So kommt eine Studie etwa auf eine Bandbreite für Haftpflicht von durchschnittlich rund 240 bis 380 Franken im Jahr – je nach Anbieter. Beispiel, wie viel einzelne Faktoren ausmachen: In Lugano ist die Haftpflicht im Schnitt gut 40 Franken teurer als in Bern. Teil- oder Vollkasko kostet entsprechend mehr. Zwei Beispiele, die Comparis.ch durchgerechnet hat: Ein Renault Clio mit 90 PS (neu rund 20'000 Franken) kostet im Schnitt in der Haftpflicht 225, in der Teilkasko 348 und mit Vollkasko 551 Franken im Jahr. Ein Mercedes E 500 für fast 110'000 Franken 294, 413 und 659 Franken. Die Spanne von günstiger und teuerster Versicherung liegt meist bei bis zu 250 Franken, je nach Fall aber deutlich höher.

7. Geht man trotz Versicherung auch mal leer aus?

Schneller als gedacht. Wer am 1. Mai in einem Zürcher Quartier parkiert, in dem es zu Krawallen kommen könnte, kriegt anders als für spontane Vandalenakte keinen Rappen. Flutet Hochwasser das parkierte Auto, zahlt die Teilkasko; fährt man selbst durchs Hochwasser, nicht. Wer Sachen ins offene Cabrio legt, bekommt trotz Zusatzversicherung «mitgeführte Sachen» nichts. Unterschätzt wird Grobfahrlässigkeit: Nicht nur Rasen oder Alkohol sind grobfahrlässig, sondern auch Handy am Steuer, Fahrerflucht oder Rotlichtverstösse. Dann bezahlt die Vollkasko nicht voll. Oft muss man gar die Haftpflichtzahlung teils zurückzahlen (Regress).

8. Wieso reden immer alle vom Versicherungswechsel?

Weil es sich lohnt! Über die Hälfte der Autolenkenden hat nie die Autoversicherung gewechselt. Verrückt, denn: Das spart ganz schnell 250 oder weit mehr Franken im Jahr. Denn nur dann hat man, wenn Prämien bei anderen Versicherungen oder der eigenen sinken, etwas davon. Kündigen kann man meist jährlich auf ein fixes Datum, aber auch bei Fahrzeug- und Halterwechsel, im Schadensfall oder einer Prämienänderung.

9. Brauche ich zusätzlich Verkehrsrechtsschutz?

Das kann sinnvoll sein und kostet nicht die Welt (etwa 70 bis 170 Franken im Jahr). Hilfreich ist dies bei Streit um die Schuldfrage, Ärger wegen einer Schadensregulierung oder nach Bussen. Wer viel fährt, braucht es eher. Aber: Es gibt Grenzen. Wer ein Parkticket bekämpfen will, wird keinen Anwalt erstattet bekommen.   

10. Spielt das Automodell eine Rolle?

Und wie – und vieles mehr auch: Wohnort, Alter, Geschlecht (Männer bezahlen im Schnitt drei Prozent mehr) und Nationalität (siehe Kasten), Kilometerleistung im Jahr, private oder berufliche Nutzung des Autos, ob es in einer Garage steht oder draussen, Leasing oder Barkauf, bisherige Schäden – all das sind Faktoren für die Prämienhöhe. Und das Auto: Hier zählen vor allem die Leistung und der Neupreis – je teurer, desto teurer.

Ausländer bezahlen mehr Prämie

Im EU-Raum ist es verboten, in der Schweiz nicht: Ein ausländischer Pass führt zu Aufschlägen wegen des laut den Versicherungen höheren Risikos. Ein Pass aus Albanien oder der Türkei zum Beispiel führt laut einer Studie zu im Schnitt 60, teils sogar 90 Prozent höherer Prämie. Für Italiener sind es im Beispiel über zehn, für Deutsche ein Prozent. Es gibt aber einzelne Versicherer, die Ausländer nicht höher einstufen. Übrigens: Nicht gestattet ist, ein Schweizer Auto einfach günstiger im Ausland zu versichern. Wer mit Schweizer Wohnsitz in der Schweiz Auto fährt, darf nur in der Schweiz immatrikulierte und daher hierzulande versicherte Autos lenken (bei Zuzug in die Schweiz muss das Auto nach einem Jahr in der Schweiz immatrikuliert und ergo hier versichert sein).

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