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Schweizer Tankstellen-Robin-Hood: «Die wollen mich kaputt machen»
Michael Knobel betreibt mit Etzelpark Benzin ein wachsendes Tankstellennetz und hat sich mit seinen günstigen Preisen den Ruf eines Branchen-Disruptors erarbeitet. Im Gespräch mit STREETLIFE spricht der Unternehmer über das vergangene Jahr, seine Pläne für 2025 – und den ungleichen Kampf gegen die grossen Anbieter.
Herr Knobel, Sie haben letztes Jahr als Tankstellen-Preisbrecher für Schlagzeilen gesorgt. Wie fällt Ihr Rückblick auf 2024 aus?
2024 war ein sehr erfolgreiches Jahr. Wir haben drei neue Standorte eröffnet und unser Etzelpark-Netzwerk auf sechs Tankstellen ausgebaut. Unsere Philosophie, die günstigsten Benzinpreise anzubieten, haben wir konsequent umgesetzt, was uns viele zufriedene Kunden gebracht hat. Natürlich ruft eine solche Marktveränderung auch Widerstand hervor, insbesondere von grossen Anbietern.
Wird Ihre Expansion bekämpft? Wenn ja – wie?
Lassen Sie es mich so umschreiben: Wenn ein grosser Anbieter mit 200 Verkaufsstellen in der Schweiz an vier Standorten den Preis so stark nach unten drückt, dass er gemäss eigenen Aussagen in den Medien damit nicht überleben kann – es aber trotzdem tut, nur um einem Konkurrenten – nämlich mir – zu schaden, dann ist das ein Präjudiz. Denn: Wenn ein solches Vorgehen toleriert wird, ist das ein schlechtes Signal für die Schweiz als Startup-Standort. Für mich ist das nichts anderes als eine Art von Kampfkapitalismus, die ich künftig klar benennen und öffentlich anprangern werde. Man will mich kaputt machen; auf eine Art und Weise, die in der Schweiz nicht akzeptiert werden sollte – und die notabene auch im Ausland wahrgenommen würde.
Wie wollen Sie das konkret anprangern? Wenden Sie sich an die Weko?
Nein, die Weko ist eine separate Geschichte. Ich bin mit meinem Anwalt dran, eine Strategie auszuarbeiten. Auf der anderen Seite gibt es öffentliche Aussagen und klare Fakten; denn Preise sind Fakten, die jede und jeder selbst sehen kann. Zudem werde ich auch auf meinen Social-Media-Kanälen, die bereits eine grosse Reichweite haben, über das Tankstellen-Business auspacken. Denn so, wie es momentan läuft, kann es meiner Meinung nach nicht weitergehen.
Aber Ihren Unternehmen geht es gut, sagten Sie?
Ja, das ist kein Widerspruch. Ich habe in meiner Karriere eine Hyper-Effizienz entwickelt, die mich auch in diesem System und unter den aktuellen Bedingungen Geld verdienen lässt. Ausserdem bin ich psychologisch auf diesen Kampf Goliath gegen David gut vorbereitet.
Sie sprachen von «Hyper-Effizienz». Was bedeutet das konkret?
Hyper-Effizienz ist mehr als nur ein Schlagwort. Es bedeutet, in jedem Bereich Kosten zu sparen und Ineffizienzen auszumerzen. Ich bin 20 Jahre lang international und in schwierigen Märkten Hardcore-mässig darauf trainiert worden und habe gelernt, wie man Prozesse schlank hält. Das gibt uns einen entscheidenden Vorteil.
Sie wollten 25 Filialen eröffnen. Sind Sie mit Ihren ambitionierten Plänen auf Kurs?
Ja, das bin ich. Zudem habe ich seit kurzem einen neuen Partner an meiner Seite, der meine Expansionspläne ermöglicht und finanziell unterstützt. Mein Ziel ist deshalb nicht mehr länger 25, sondern 40 Etzelpark-Tankstellen in der Schweiz.
Ihr Geschäftsmodell basiert auf günstigen Preisen dank Kosteneffizienz. Ihre Preise pro Liter sind rund 15 bis 20 Rappen tiefer als bei grossen Anbietern. Ist das langfristig nachhaltig?
Absolut. Unsere Preispolitik ist überlebensfähig, weil wir extrem effizient arbeiten. Effizienz ist der Schlüssel. Wir sparen in allen Bereichen Kosten, ohne die Qualität zu beeinträchtigen. Das ermöglicht uns, günstige Preise anzubieten und trotzdem profitabel zu bleiben.
Gibt es einen Standort, an dem Sie besonders viel Freude haben?
Das ist, als müsste ich zwischen sechs Kindern wählen – das geht nicht. Jeder Standort hat seine eigenen Stärken, und ich bin auf alle gleichermassen stolz. Sie tragen alle zur Erfolgsgeschichte von Etzelpark Benzin bei.
Haben Sie Pläne, Ihr Angebot auf andere Antriebsformen auszuweiten? E-Ladestationen zum Beispiel oder Bio-Gas?
Nein, ich bleibe beim Benzin. Alles andere ist kommerziell für mich Stand heute nicht interessant.
Sie wurde als «Robin Hood der Tankstellen» bezeichnet. Passt dieser Titel zu Ihnen?
Ich lasse das die Leute entscheiden. Robin Hood hat genommen und verteilt, was ich nicht tue. Ich verdiene mein Geld betriebswirtschaftlich und nachhaltig. Aber ich verstehe, warum der Begriff verwendet wird: Ich bin ein Status-Quo-Disruptor und stelle mich gegen die Etablierten.
Wie reagiert die Politik auf Ihr Vorgehen? Haben Sie Reaktionen?
Bisher hatte ich eher wenig direkten Kontakt mit der Politik. Trotzdem sehe ich, dass meine Aktivitäten wahrgenommen werden. Meine Präsenz auf den sozialen Medien sorgt dafür, dass auch Politiker auf meine Anliegen aufmerksam werden. Manche meiner Inhalte auf Instagram und TikTok haben hunderttausende von Aufrufen erreicht – trotz zum Teil eher bodenständiger Machart. (lacht) Aber ich sage Ihnen etwas, das wichtiger ist als die Politik: Ich habe noch nie jemanden getroffen, der es schlecht findet, was ich mache. Und das gilt notabene nicht nur für Autofahrerinnen und Autofahrer.
Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung der Energiepreise?
Das ist schwer vorherzusagen. Geopolitische Ereignisse oder ein starker Dollar können den Preis beeinflussen. Aber wenn Trump seine Ankündigung von «drill, baby, drill» umsetzt und die Europäer dazu bringt, seine Energie zu kaufen, wird sich das auf den Preis auswirken. Auch wenn in der Ukraine verhandelt wird, wird das die Benzinpreise auch eher günstiger machen. Sagen wir es so: Was aktuell vorhersehbar ist, deutet auf tiefere Preise hin.

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