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Schweizer leisten sich teure Autos – aber wie lange noch?
Während EU-Bürgerinnen und -Bürger aus Kostengründen auf Fahrzeuge mit günstigen und kleinen Verbrennermotoren setzen, bleibt die Schweiz bei mittel- bis hochpreisigen SUVs. Doch werden Schweizerinnen und Schweizer weiter so viel Geld für Autos ausgeben? Mobilitätsexperte Prof. Dr. Andreas Herrmann ordnet ein.
Dacia Sandero, VW Golf, Renault Clio, Peugeot 208 – die Verkaufszahlen im ersten Halbjahr 2024 zeigen: In der EU liegen kleine, preisgünstige Verbrennermotoren im Trend. Das erklärt auch die hohe Dacia-Dichte in Frankreich, die STREETLIFE-Redaktor Pentti Aellig in seiner aktuellen Kolumne zum Thema beschreibt. In der Schweiz hingegen zeigt sich weiterhin das altbekannte Bild: Tesla Model Y, Skoda Octavia, VW Tiguan, Mercedes Benz GLC, BMW X1und Audi Q3 gehören hier zu den meistverkauften Modellen. Doch warum hebt sich der Schweizer Markt so sehr ab von den restlichen Europäischen Ländern?
Lohnniveau in der Schweiz extrem hoch
«Der Schweizer Automarkt war schon immer sehr hochpreisig», erklärt Andreas Herrmann, Direktor des Instituts für Mobilität an der Universität St. Gallen und ergänzt, «Schweizer lieben nun mal hochwertige Autos mit Sonderausstattungen.» Hierzulande könne man sich den Luxus nach wie vor leisten: «Neben Luxemburg und Lichtenstein gehört die Schweiz nach wie vor zu den am besten verdienenden Ländern in Europa.»
Wirtschaftliche Lage spiegelt sich im Automarkt
In vielen EU-Ländern hingegen gestalten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aktuell schwierig. «Gerade Frankreich und Deutschland haben momentan sehr zu kämpfen. Viele Menschen können sich dort schlichtweg keine teureren Fahrzeuge leisten.» Ausserdem führe der Ukraine-Krieg zu grossen Unsicherheiten, die sich auch im Automarkt widerspiegeln. «Die unsichere Zukunft sorgt dafür, dass Menschen grosse Investitionen meiden», so Herrmann.
Momentan geht es der Schweizer Wirtschaft also besser als dem EU-Durchschnitt. Doch auch hierzulande sind die Firmenpleiten im ersten Halbjahr 2024 in die Höhe geschnellt, wie die Handelszeitung berichtet. Zudem macht die Inflation zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung zu schaffen: Bei einer Umfrage von Deloitte haben beinahe 60 Prozent der Befragten angegeben, ihre Ausgaben zu kürzen.
Fahren also auch wir bald vermehrt Dacia und Renault statt Mercedes und Tesla? Herrmann schliesst die Trendwende nicht aus: «Die wirtschaftliche Lage kann sich auch bei uns verschlechtern. Dann mögen kleinere Autos beliebter sein, weil die Menschen Unsicherheiten verspüren.»
Elektromobilität enttäuscht mit hohen Kaufpreisen und tiefen Subventionen
Ein weiterer Faktor für die Beliebtheit von preiswerten Verbrennern in der EU ist auch der aktuelle Stand der Elektromobilität. Diese scheint sich trotz des angekündigten Verkaufsverbots für Verbrenner ab 2035 nicht weiterzuentwickeln. Während in der Schweiz immerhin zwei Elektrofahrzeuge in den Top Ten stehen, ist es im EU-Markt gerade mal eines. «Die Elektromobilität schwächt ab, weil sie schlichtweg auch weniger attraktiv geworden ist: Subventionen fallen plötzlich weg, und es fehlt nach wie vor an kostengünstigen Modellen», begründet Herrmann die Trendwende. Der günstigste E-Auto Preis liege nach wie vor bei um die 25'000 Euro. «Das ist für viele Menschen einfach zu teuer», begründet Herrmann den Trend zum Verbrenner im unteren Preissegment.

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