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Politik & Wirtschaft •
Automacht China vs. deutsche und japanische Hersteller

Weltkrieg der Autokonzerne

Aktuell rollen neue, innovative Automarken aus China den globalen Automarkt von hinten auf. Welche der beiden Autonationen Deutschland und Japan wird den massiven Angriff der neuen Automacht China besser überstehen? Eine Einschätzung.

Im zweiten Weltkrieg spannten das Deutsche Reich und das japanische Kaiserreich zusammen. Diese Allianz endete glücklicherweise in einer umfassenden Niederlage. Heute gelten Deutschland und Japan als friedliebende, aussenpolitisch defensive Nationen. Militärische Überraschungsangriffe wie auf Pearl Harbor sind kaum mehr zu befürchten.

Geht es aber um die globale Autoindustrie, gelten Deutschland und Japan nach wie vor als Nationen, welche verbissen um Marktanteile kämpfen. Sowohl die deutschen als auch die japanischen Autokonzerne sind global bestens vernetzt und verfügen über Produktionsanlagen auf fast allen Kontinenten. Nun aber droht grosse Gefahr. Aktuell rollen neue, innovative Automarken aus China den globalen Automarkt von hinten auf. Welche der beiden Autonationen Deutschland und Japan wird den massiven Angriff der neuen Automacht China besser überstehen?

Deutschlands wirtschaftlicher Abgrund

Der grösste Autokonzern Deutschland ist zugleich auch der zweitgrösste der Welt. Die Volkswagen-Gruppe erleidet zurzeit ein ähnliches Schicksal wie die deutsche Bevölkerung. Die abstrakten, unrealistischen Klimaziele der linksgrünen Regierung steuern das ganze Land in die Nähe des wirtschaftlichen Abgrunds. Linksgrün, getrieben von Klimapanik, drängt Deutschland in eine hochriskante Energiestrategie. Elektrifizierung als monotheistische Rettungstechnologie lautet die politische Glaubensrichtung.

Die Marken der Volkswagen-Gruppe wie VW, Audi, Skoda, Cupra oder Porsche weisen bei ihren letzten Produktlancierungen fossiler Autos entschuldigend darauf hin, dass es sich dabei um Abschiedsmodelle handelt. Spätestens ab 2035 sollen auch Volkswagens Nobelmarken wie Lamborghini oder Bentley ausschliesslich als Batterieautos verkauft werden. In Deutschland fristet die Forschung an alternativen Antriebstechnologien nur noch einen Dornröschenschlaf. Deutschland stürzt sich in den totalen Krieg gegen die fossile Verbrennung.

Massiver Elektrifizierungsdruck

Zur vorbildlichen, fossilfreien Gesellschaft Deutschlands gehört die Stilllegung aller Atomkraftwerke, die Überdachung ganzer Landschaften mit Sonnenkollektoren oder die Überbauung weiter Waldgebiete und Küstenlandschaften mit Windparks. Ganz Deutschland zieht mit. Selbst Familien am Rande des Existenzminimums murren kaum noch auf, wenn der Strompreis immer weiter durch die Decke schiesst.

Autohersteller wie Volkswagen, Mercedes, BMW oder Audi liefern sich gegenseitige Wettrennen, wer zuerst die verpönten Benzin- und Dieselmotoren abgeschafft hat. Der massive Elektrifizierungsdruck wird zusätzlich durch neue, chinesische Automarken wie MG, BYD, Polestar, Aiways, Lynk & Co, Wey, Ora oder Zeekr weiter erhöht.

Antriebsoffen

Der grösste Autokonzern Japans ist zugleich auch der grösste der Welt. Toyota ist mit seiner Produktestrategie und seiner Antriebsphilosophie enorm breit aufgestellt. Ob Kongo, Chile, Amazonas oder Himalaya: Toyotas legendäre, robuste Fahrzeuge wie Land Cruiser oder Hilux sind und bleiben die Diesel-Arbeitsgeräte von Farmern, Wüstenforschern, Drittwelt-Ärzten oder Soldaten.

Toyotas Brot und Butter-Auto Corolla ist das meistverkaufte Auto unseres Planeten. Im Rallysport verblüfft Toyota dieses Jahr die anderen Hersteller mit einem wasserstoffgetriebenen GR-Yaris. Und bei Elektroautos? In Japan beträgt der nationale Anteil an Batterieautos nur zwei Prozent. Vermutlich deshalb haben Hersteller wie Toyota den globalen Boom der E-Autos unterschätzt. Nun sind die japanischen Ingenieure mit ihrem hohen Anspruch an Perfektion und Weitsicht in Zugzwang. Aber wer an der Japan Mobility Show 2023 die Innovationen studiert hat, der stellt fest: Die japanischen Hersteller signalisieren mit ihren präsentierten Studien, dass sie im Gegensatz zum verengten Elektroblickwinkel der Deutschen die zukünftige Mobilität antriebsoffen und mit viel Lust anpacken

Kreativität japanischer Autohersteller

Im Elektrosegment gilt der in Japan präsentierte Toyota FT-Se bereits jetzt als Gegner des zukünftig batteriebetriebenen Porsche 718. Der emotional gestaltete Toyota FT-Se erinnert sogar ein wenig an die Hypercars von Koenigsegg. Nissan zeigt den Nachfolger des kultigen GT-R, von Fans liebevoll Godzilla genannt. Der neue Godzilla verfügt als Nissan Hyper Force über 1300 Elektro-PS und setzt viele Autojournalisten in Verzückung.

Wandelbare Elektro-Pick-ups mit digitalen Aussenflächen sind weitere Beispiele der Kreativität japanischer Autohersteller. Und Mazda zeigt mit einem Zweischeiben-Wankelmotor als Range-Extender, wie antriebsoffen und innovativ die Japaner in die Zukunft steuern. Japan wird sich von China nicht überrollen lassen. Und Japan wirft im Gegensatz zu Deutschland sein Know-how bei Verbrennungsmotoren nicht leichtsinnig über Bord.

Überlebenschancen

Bei den deutschen Autoherstellern mit ihrer woken Antriebsfixierung liegen die Überlebenschancen eher in der Kooperationsbereitschaft mit der industriellen Besatzungsmacht China. In Afrika hat China zur Sicherstellung der seltenen Erden den halben Kontinent gesichert. Auch in Deutschland haben die cleveren, fleissigen und weitsichtigen Chinesen zur Sicherstellung des europäischen Automarkt bereits kräftig in Aktienanteile und Produktekooperationen investiert. Der chinesische Autobauer Geely, welcher bereits Volvo gerettet hat, kaufte Aktienanteile des deutschen Automobilunternehmen Daimler. BMW lässt neue Mini-Modelle beim chinesischen Autogiganten Great Wall produzieren. Und die Manager bei Audi hissten gleich vorab die weisse Flagge und vertrauen bei ihrer neuen E-Plattform vollumfänglich auf die Entwicklungskompetenz des chinesischen Autokonzerns SAIC. Es liegt offensichtlich im Interesse der Volksrepublik China, die deutsche Autoindustrie nicht einfach zu überrollen, sondern integrativ zu begleiten.


Kolumnist und Autor Pentti Aellig ergänzt als erfahrener Autokenner und Publizist das STREETLIFE-Redaktionsteam. Als SVP-Kantonsrat und Gemeindepräsident politisiert er im Kanton Schaffhausen aktiv mit. Wir weisen darauf hin, dass die Ansichten unserer Kolumnisten nicht mit jenen der STREETLIFE-Redaktion übereinstimmen müssen.
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