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SBB denken über Kündigung des GAVs nach
Das stösst Teilen der rund 35'000 Mitarbeitenden sauer auf. Die SBB-Chefetage will den Gesamtarbeitsvertrag GAV anpassen oder sogar kündigen. Die Personalverbände zeigen sich irritiert und befürchten eine deutliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.
«Ein zentraler Teil unseres Gesamtarbeitsvertrags steht auf dem Spiel, und wir müssen diesen verteidigen», zitiert der «Tages-Anzeiger» einen Lokführer, der seinen Namen nicht in der Zeitung sehen will. Deutliche Worte, die von der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV verstärkt werden. In einer wütenden Medienmitteilung schreibt die Organisation: «Die SBB setzen Gesamtarbeitsverträge aufs Spiel. Und sie gefährden dadurch die Stabilität im Betrieb und bei den Arbeitsbedingungen für ihr Personal.»
Konkret streiten sich die SBB-Chefetage und die Personalverbände um die bereichsspezifische Arbeitszeitregelung BAR. Gemäss Gewerkschaft stellt die BAR sicher, dass bei den Arbeitszeiten die Bedürfnisse einzelner Berufsgruppen berücksichtigt werden können. Die SBB denken darüber nach, dieses System von den GAVs loszulösen. «Das kommt für uns nicht in Frage. Das Vorgehen der SBB irritiert und verunsichert die Angestellten in den exponiertesten Berufsfeldern», sagt Patrick Kummer, SEV-Vizepräsident und Leiter der Verhandlungsgemeinschaft.
Eine Sparübung?
Hinter dem Beharren der Bahn stünde der erhöhte Spardruck, wird in Gewerkschaftskreisen vermutet. So gebe es innerhalb der Geschäftsleitung Mitglieder, die die bereichsspezifischen Arbeitsbedingungen «gegen unten» harmonisieren, sprich: verschlechtern möchten. Das verneinen die SBB. «Aufgrund der herausfordernden Arbeitsmarktsituation sind die SBB aber darauf angewiesen, dass die BAR schrittweise flexibler ausgestaltet werden können, um den Bedürfnissen des Unternehmens und der Mitarbeitenden besser entsprechen zu können», zitiert der «Tages-Anzeiger» einen Sprecher.
Die Verhandlungen zwischen den zerstrittenen Parteien laufen seit Juli, jetzt wurden sie ausgesetzt. Ob es zur Kündigung des GAVs und einem streikenden SBB-Personal kommt, ist derzeit noch unklar.

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