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Autoverkäufe stottern, aber...

Roller sei Dank – Töffmarkt braust der Krise davon

Während die Verkäufe von Neuwagen sinken, brummt der Zweiradmarkt in der Schweiz. 44’631 neue Motorräder und Roller wurden 2025 bis Ende September zugelassen – ein Plus von über drei Prozent. STREETLIFE kennt die Gründe, warum Motorräder dem Abwärtstrend trotzen.

Während der Automarkt in der Schweiz ins Stocken gerät, zeigt sich der Motorradmarkt in der Schweiz weiterhin erstaunlich robust. 44’631 Neuzulassungen in den ersten neun Monaten 2025 – ein Plus von 3,43 Prozent. Keine Revolution – aber in einem Jahr, in dem alles irgendwie stagniert, ist das schon fast ein kleines Wunder. 

Denn im Vergleich ist der Markt für neue Personenwagen 2025 gemäss Zahlen von auto-schweiz um knapp fünf Prozent eingebrochen. Davon lässt sich das Motorrad nicht beeindrucken. «Schweiz und Motorrad – das gehört einfach zusammen.» So bringt es Mediensprecher Markus Lehner vom Schweizer Importeursverband motosuisse im Gespräch mit STREETLIFE auf den Punkt. Und: «Die Schweiz ist ein sehr treues Volk, wenn es um das Motorrad geht.»  

Für den positiven Trend sind nicht nur die schönen Strassen in der Schweiz verantwortlich. Während in anderen Ländern die Inflation den Traum vom Motorrad ausbremse, bleibt laut motosuisse der Schweizer Mittelstand und seine Kaufkraft erstaunlich stabil. Ein Motorrad für 10’000 Franken können sich viele immer noch leisten. Zumindest mehr als einen Neuwagen für 60'000 Franken.  

Roller liegen im urbanen Bereich hoch im Kurs 

Verantwortlich für den hohen Kurs ist der Roller. 8,36 Prozent mehr Neuzulassungen – und das mitten in der rot-grün dominierten Verkehrspolitik, die am liebsten jeden Parkplatz in eine Velospur verwandeln würde. Genau das spiele dem Roller in die Karten, erklärt Markus Lehner: «Der Roller ist zu 99 Prozent ein Nutzfahrzeug, das man als praktisches Fortbewegungsmittel im urbaren Bereich, vor allem in Agglomerationen braucht.» Parkplätze sind Mangelware, der ÖV voll, das E-Bike zu lahm. Da wird der Roller zur urbanen Geheimwaffe. 

Der Boom der 125er und der neue Occasionsschub 

Die 125er-Klasse, seit der Führerscheinerweiterung ab 16 Jahren zugänglich und für Autofahrerinnen und Autofahrer mit Zusatzkurs fahrbar, bleibt weiterhin auf hohem Niveau. Zwar verzeichnet das Segment inzwischen leicht rückläufige Neuzulassungen, dies hat jedoch weniger mit schwindender Begeisterung zu tun als mit einem natürlichen Reifeprozess des Marktes. 

«Zu Beginn gab es schlicht keinen Occasionsmarkt», erklärt Lehner von motosuisse. «Wer 125er fahren wollte, musste neu kaufen.» Das änderte sich erst mit der Zeit: Die ersten Fahrzeuge der Boomjahre 2021 bis 2023 gelangen nun auf den Gebrauchtmarkt. Viele Einsteigerinnen und Einsteiger greifen heute gezielt zu einer Occasion. Denn eine gebrauchte 125er für weniger als 3’000 Franken ist für Jugendliche und urbane Pendler attraktiver als ein Neufahrzeug zum doppelten Preis. 

Mittelklasse gewinnt an Bedeutung 

Getrieben vom Preis verschiebt sich auch die Nachfrage in der auf 35 kW (48 PS) limitierte Mittelklasse. Während die nicht mehr direkt zugängliche, leistungsunbeschränkte Oberklasse mit über 1’000 cm³ an Terrain einbüsst (rund 20 bis 30 Prozent weniger seit Corona), sind Mittelklassemaschinen deutlich günstiger, bieten aber trotzdem genügend Leistung für Alpenpässe, Touren oder den sportlichen Wochenendausflug. Damit treffen sie den Nerv vieler Fahrenden, die Fahrspass zu einem vernünftigen Preis suchen. 

E-Motorräder lassen auf sich warten 

E-Töffs bleiben in der Schweiz hingegen ein Nischenthema. Nicht, weil die Szene «gegen den Strom» wäre, sondern weil’s einfach noch nicht funktioniert. «Es gibt noch kein Motorrad, das vom Preis-Leistungsverhältnis kompatibel ist», sagt motosuisse. Kein Fahrzeug sei derzeit in der Lage, so viel Strom zu bunkern, dass es für eine Reichweite von mehreren hundert Kilometern reiche. Mit einem Mitfahrer ganz zu schweigen. Für die Feierabendrunde reicht’s, für den Weekend-Trip über mehrere Pässe leider noch nicht. 

Anders sehe es bei den Rollern aus, die auf Kurzstrecken und weniger auf Tempo ausgelegt sind. Doch bei den Motorrädern sei die Branche laut Lehner noch nicht so weit. «Bis die Technik und die Wirtschaft vernünftige Lösungen für Motorräder anbieten können, die in einem angemessenen PreisLleistungsverhältnis stehen, wird noch einige Zeit ins Land gehen.» 

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