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Verkehr •
Immer höhere Mautgebühren

Raubrittertum an EU-Autobahnen

Während wir Schweizer für unsere aufwendigen Alpentraversen und perfekten Autobahnnetze jämmerliche 40 Franken für eine Jahresvignette verlangen, entwickeln sich EU-Nachbarn wie Frankreich oder Italien mit ihren stetig steigenden Mautgebühren Richtung Raubrittertum.

Aktuell reisen viele Schweizer quer durch Frankreich Richtung Mittelmeer oder an den Atlantik. Auch ich zähle zu den Landsleuten, welche gerne den Sommer an französischen Stränden verbringen. Meine Lieblingsdestination heisst Biarritz. Der Wind, die Wellen, die sauberen Strände, die Pyrenäen im Hintergrund, die baskische Küche sowie die nahegelegenen Nachbarstädte Bayonne und San Sebastian bieten alles für eine aktive oder passive Erholung.

Atemberaubend hohe Viadukte

Die Fahrt von Basel nach Biarritz präsentiert sich als visueller Hochgenuss: Erst die Wälder des Juras. Dann die weitläufigen Rebhänge im Burgund. Und nach Clermont-Ferrand führt die Autoroute A 89 «La Transeuropéenne» über das Zentralmassiv vorbei an Vulkanketten quer durch die dramatischen Landschaften der Auvergne.

Atemberaubend hohe Viadukte überqueren zahlreiche Flüsse, welche sich durch historische Städtchen schlängeln. Nachdem die «La Transeuropéenne» die gepflegten Weingebiete rund um Bordeaux durchquert, führt sie als A 63 zu den südlichen Stränden des Baskenlandes.

Basel Biarritz retour: 254 Euro

Während die Schweiz seit Jahren intensive Debatten darüber führt, ob der Preis der 40 Franken billigen Jahres-Autobahnvignette um fünf Franken erhöht werden darf, präsentieren sich die Franzosen deutlich selbstbewusster beim Einkassieren von Autobahngebühren.

Wer in Frankreich unterwegs ist, kennt es: Kaum hat das Reisefahrzeug ein angenehmes Reisetempo erreicht, muss bereits für die nächste Mautstelle abgebremst werden. Die oben beschriebene Route von Basel nach Biarritz kostet mit einem Campervan (5.99 Meter lang) aktuell 254 Euro (242 Franken)Badg hin und zurück.

Scanner statt Mautstellen

Soeben wurde die brandneue A 79 eröffnet. Der Abschnitt zwischen Chalon-sur-Saône und Sazeret war die letzte autobahnfreie Strecke zwischen Basel und Bordeaux. Die Fahrt über den frischen Belag der A 79 nimmt bereits das zukünftige Mautsystem vorweg, welches demnächst für die gesamten 11'000 Kilometer des französischen Autobahnnetzes gelten soll: Scanner-Schranken erkennen den Badge der Abonnenten oder die Autonummern der Gelegenheitsbenutzer.

Wer keinen Badge mit sich führt, hat 72 Stunden Zeit, um seine Durchfahrt zu bezahlen. Auf einem Internetportal muss nur die Autonummer eingegeben werden und sogleich erscheint die zurückgelegte Route mit den Kosten, welche per Kreditkarte beglichen werden können. Wer vergisst, zu bezahlen, wird um zusätzliche 90 Euro gebeten.

300 Franken für Vignette

Während wir Schweizer für unsere aufwendigen Alpentraversen und perfekten Autobahnnetze jämmerliche 40 Franken für eine Jahresvignette verlangen, entwickeln sich EU-Nachbarn wie Frankreich oder Italien mit ihren stetig steigenden Mautgebühren Richtung Raubrittertum.

Weshalb die Schweizer Politik nicht endlich auch die EU-Verkehrsteilnehmer für die Benutzung unserer Infrastruktur angemessen zur Kasse bittet, bleibt ein Rätsel. Vermutlich fürchtet sich Bundesbern vor negativen Reaktionen aus Brüssel. Meiner Meinung nach haben ausländische Autofahrer, welche nicht mindestens 300 Franken Jahresgebühren bezahlen, auf Schweizer Autobahnen nichts zu suchen.

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